Persönliches

Bausparen2000-eine Ideologie am Ende?

Wer heute, im Jahr 2000, einen "Verein für das Wohnen im Eigentum" gründen wollte, wäre sich des Mitleids der Finanzwelt sicher. Würde er stattdessen zu den vielen schon vorhandenen Aktionärsclubs einen weiteren hinzugründen, fände er allseitigen Beifall. Geänderte Zeiten Wer dagegen 1920 oder 1945 oder noch in den 70er Jahren dem Eigenheim zuliebe agierte, stieß auf eine starke Resonanz. Ein Aktienclub hätte zu diesen Zeiten keinen großen Zulauf gefunden. Wer in diesen Jahren für eine staatliche Förderung des Bausparens eintrat, konnte - selbst im Lager der konkurrierenden Sparformen - mit Zustimmung rechnen. Im Zwecksparen und seiner Auswirkung auf die Finanzierung des Wohneigentums wurden vielfältige positive Effekte gesehen: kulturelle, gesellschaftsund sozialpolitische, wohnungspolitische, allgemeine wirtschaftliche und bauwirtschaftliche. Die Ratio des (Vor)Sparens mit seinem disziplinierenden Charakter, was den Umgang mit Geld angeht, kam verstärkend hinzu. Der dem Bausparen immanente Vorzug eines Anspruchs auf ein Baudarlehen mit festen Zinsen, die von den Schwankungen am Kapitalmarkt unabhängig sind, überzeugte. Gilt das alles heute auch noch - bei einer gestiegenen Wohneigentumsquote? - für eine Generation von Eigenheim-Erben? - bei der heute lebensnotwendigen Mobilität? - bei der hohen Ergiebigkeit des Kapitalmarktes? Darf das Bausparen, dürfen seine Protagonisten also immer noch damit werben, - dass das Leben in den eigenen vier Wänden mehr Lebensglück bedeutet und eine Freiheit bringt (genauer: bringen kann), die nicht ausschließlich rational begründbar ist? - dass eine Lebensplanung auf ein Ziel hin, das Glück und Wohlbefinden (zum Beispiel das der eigenen Familie) erhöht, einen anderen immateriellen Wert hat als ein sich immer steigernder Konsum? - dass das Wohneigentum einen durchaus mühsamen Sparprozess voraussetzt, der die materielle Wohlfahrt und die Lebenssicherheit erhöht? Ja, natürlich darf das das Bausparen! Warum sollte es seine "metaökonomischen" Qualitäten verschweigen wie auch seine ureigentlichen Ideen, die ja der "Old Economy" des Bodenwertes (und die der Bodenreform zu Grunde liegenden Vorstellung) angehören? Warum sollten gerade die Protagonisten dieses Finanzproduktes, an dessen Wiege eben nicht der alleinige rechenhafte Vorzug stand und stehen wollte, etwa nicht darüber sprechen, dass dessen Hauptqualität unabhängig vom Vergleich zu anderen Sparprodukten, den es nicht scheuen muss - in seinem für jedermann erkennbaren und von fast jedermann akzeptierten breiten Nutzen liegt? Und warum sollte in einem Land, in dem die private Altersvorsorge immer größer geschrieben werden muss, diese fast natürlichste Sicherung der späteren Jahre nicht gefördert werden, solange überhaupt gefördert wird und werden kann? Diese Frage kann doch auch im Jahr 2000 und danach mit wenig Emotionen und viel Ratio kaum kontrovers und kaum anders als mit "Ja, warum denn nicht! " beantwortet werden! EntscheidenderAnteilanderWohneigentumsbildung Wirtschaft bedeutet: Konkurrenz von Ideen. Die Idee des Bausparens ist die, den Weg zum eigenen Heim zu bahnen. In ihrem Mittelpunkt steht ja nicht das Finanzprodukt an sich, dort steht die Erleichterung des Weges zur Befriedigung eines anthropologischen Bedürfnisses: sichere vier Wände um sich zu haben! Die Konkurrenz für das Zwecksparen ist hart. Das ist gut so. Nur der, der es schafft, aus häufig flüchtigen Kundeninteressen eine dauerhafte Nachfrage zu machen, wird bestehen und soll bestehen. Wie man weiß, kann man am Gelde, wenn man es einmal hat, auf vielfältige Weise Freude haben; es kann in vielfältiger Weise Nutzen stiften. Natürlich hat das Bausparen mit steigendem Wohlstand und steigendem privaten Geldvermögen im Vergleich zu anderen Anlage und Darlehensformen relativ an Boden verloren. Seiner eigentlichen Zielsetzung nach aber hat es über die Jahrzehnte hinweg haushoch gewonnen und gewinnt tägLich weiter! Vor allem durch die Überzeugungsarbeit der Bausparkassen (Wohneigentum und Bausparen werden in Deutschland faktisch miteinander gleich gesetzt) genießt das Wohnen im Eigentum im Bewusstsein der Deutschen hohe und höchste Wertschätzung. Sein Anteil am Gesamtvermögen der privaten Haushalte in Deutschland garantiert einen unangefochtenen ersten Platz. Dies ist der wichtigste Erfolg des deutschen Bausparens. NutzenindenMittelpunktstellen Ich rate also den Kollegen der Bausparwirtschaft nicht, ihre Angebote ("Tarife") den anscheinend so schnell wechselnden Finanzbedürfnissen und Konkurrenzangeboten der Kreditwirtschaft anzupassen. Ich rate viel mehr, so zu handeln wie die Gründerväter, die ohne Wissen um modernes Marke ting eben genau dieses betrieben: nämlich Ziel und Inhalt des Zwecksparangebots in den Mittelpunkt ihres Wirkens zu stellen. Denn Güter und Dienstleistungen für den kurz-, mittel- oder langfristigen Bedarf haben doch immer dann das höchste Ansehen und den höchsten Umsatz erreicht, wenn es ihren Produzenten gelungen ist, nicht das Produkt selbst, sondern seinen Nutzen in den Mittelpunkt der Nachfrage zu stellen. Nicht das Eis von Mövenpick, sondern sein köstlicher Geschmack, nicht die Creme von Nivea, sondern die Hoffnung auf Schönheit, nicht das Hotel auf Mallorca, sondern Sommer, Sonne und Flirt, nicht das Auto als Fortbewegungsmittel, sondern als Symbol von Kraft und Freiheit sind der tiefere Nutzen die ser Güter! Und so sollte das Bausparen, umgeben von vielerlei verführerischen Möglichkeiten, Geld und Kredit auszugeben, sich nicht als finanztechnisches Produkt anpreisen, sondern als ein Produkt, durch das vor allem Unabhängigkeit, Sicherheit und Altersvorsorge sowie andere Lebensfreuden ermöglicht werden: Bausparen als ein Weg, durch eigene Kraft, eigene Anstrengung und eigenen Willen eine hohe Lebensqualiät zu schaffen. Glück auf dem Bausparen - 2000 und später!

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