Im Blickfeld

Deutsche Annington: zu lange gezögert

Terra Firma tat gut daran, den Börsengang der Deutschen Annington auszusetzen. Zu ungünstig war Ende Juni/Anfang Juli das Marktumfeld. Hohe Volatilitäten und ein augenscheinlich schwaches Investoreninteresse haben das Risiko eines Scheiterns deutlich steigen lassen. Schon in der Vermarktungsphase war erkennbar, dass die Nachfrage weit unter den Erwartungen zurückblieb. Damit hat sich das lange sehr weit geöffnete IPO-Fenster kurz vor dem Unternehmen, das deutschlandweit 190 000 Wohnungen im Wert von 10,4 Milliarden Euro besitzt, geschlossen. Kurz zuvor war dem Gabelstaplerbauer Kion mehr schlecht als recht der Sprung aufs Parkett gelungen und hatte erahnen lassen, dass der IPO für die Deutsche Annington nicht einfach werden würde. Erschwerend kam hinzu, dass im Januar mit der LEG bereits ein großes deutsches Wohnungsunternehmen sehr erfolgreich an der Börse debütierte.

Seit vier Jahren kannten die Aktienmärkte vor allem eine Richtung: aufwärts. Allerdings wurde der Höhenflug weniger von guten Wirtschaftsdaten oder ausgesprochen positiven Konjunkturerwartungen getragen, sondern vielmehr auf der expansiven Geldpolitik der maßgeblichen Notenbanken zur Stützung der hochverschuldeten Staaten beflügelt. Nachdem jetzt die amerikanische Federal Reserve durchblicken ließ, dass den Märkten die süße Droge der unbegrenzten Liquidität in nächster Zeit langsam wieder entzogen werden könnte, steigt die Nervosität an den Börsen und die Leitindizes haben spürbar nachgegeben.

Die Zurückhaltung der Investoren trifft sogar Unternehmen, die im Besitz der aktuell so begehrten deutschen Wohnimmobilien sind. Die Deutsche Annington trifft der Stimmungsumschwung an den Börsen zur Unzeit. Hatte doch das Unternehmen vor, seine Refinanzierung zu einem maßgeblichen Teil über die Emission von Anleihen zu bestreiten. Als börsennotiertes Unternehmen wäre dies wesentlich besser möglich gewesen. Die Verschiebung der Erstnotierung mag am Selbstbewusstsein des Managements kratzen, ein Makel für den Börsenaspiranten ist es noch nicht. Auch andere Unternehmen brauchten mehrere Anläufe. Erinnert sei hier nur an Evonik oder die Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW. Weder deren Alteigentümern noch den Unternehmen oder den Kursen hat das Warten nachhaltig geschadet. Immerhin: Marktbeobachter sind sich sicher, dass 2013 eines der besten IPO-Jahre werden könnte - bislang ohne, vielleicht aber doch noch mit der Deutschen Annington. L.H.

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