Im Blickfeld

Weg mit den Maklern

Auf den deutschen Gewerbeimmobilienmärkten sehen viele Maklerunternehmen ihre Branche gegenwärtig im Wandel. Die Margen stehen unter Druck, dafür werden die Einnahmen planbarer. Denn die Zusammenarbeit ist zunehmend auf einen längeren Zeitraum angelegt. Während der Makler früher eher punktuell tätig war und sich über Pitches immer wieder bewerben musste, geht der Trend heute in Richtung permanente Beratung.

Die Interessen der Mandanten werden heute dauerhaft vertreten, nicht nur zeitweise. Mit diesem Wandel geht auch ein inhaltlicher Wandel einher. Das reine Vermitteln von Flächen und das Endverhandeln von Miet- oder Kaufverträgen sind passé. Heute geht es um Komplettdienstleistungen. Das ist mehr als ein Schlagwort.

Es geht um sämtliche Belange rund um die Immobilie. Natürlich beinhaltet das auch weiterhin die Transaktions- und Vermietungsberatung, aber auch das komplette Asset, Property und selbst das Facility Management der Flächen während der Halte- oder Nutzungsphase einer Immobilie. Ob neue Grundrisse für Bürolandlandschaften oder höhere Reinigungsintervalle der Flächen - Eigentümer und Nutzer erwarten von ihrem Dienstleister, dass er Ansprechpartner für nicht weniger als alles ist. Dabei macht es keinen Unterschied, ob der Eigentümer ein institutioneller Immobilieninvestor oder ein Unternehmen wie Facebook ist, für das die Immobilie nur ein Randgeschäft darstellt. Im Gegenteil: Viele Makler haben sich bewusst Nischen gesucht und die letztgenannten "Corporates" für sich entdeckt.

Aus dem Wandel der Branche folgt, dass es den großen Gewerbeimmobilienmakler an sich eigentlich nicht mehr gibt. Er ist heute Berater oder Immobiliendienstleister. Kritiker werden monieren: Eine Worthülse, die eine neue Realität vorgaukelt, hinter der aber wenig Neues steckt. Im gewerblichen Bereich haben wir aber tatsächlich längst neue Realitäten, die neue Begriffe rechtfertigen. Nun ist es sicherlich illusorisch zu denken, man könnte den Makler-Begriff über Nacht abschütteln. Aber die Unternehmen arbeiten daran. Wünschenswert wäre, wenn auch der Markt dazu überginge. Das hat nichts mit dem schlechten Image zu tun, das dem Begriff anhaftet, sondern er passt schlicht und ergreifend einfach nicht mehr. Zu groß sind die Unterschiede zwischen dem Makler von gestern und dem Berater von heute.

Rainer Hamacher, Geschäftsführer, DTZ Deutschland Holding GmbH, Frankfurt am Main

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