Scope: gemischtes Jahr für geschlossene Publikumsfonds

Der deutsche Markt für geschlossene Publikumsfonds hat infolge der Finanzkrise 2008 sowie der KAGB-Einführung 2013 massiv an Volumen und Fondsanbietern eingebüßt. Zuletzt schien sich das Segment aber halbwegs zu erholen beziehungsweise stabilisieren. Das  indizieren auch die heute von Scope präsentierten Angebotsvolumina und Platzierungszahlen für 2021.

Demnach haben Anleger im vergangenen Jahr rund 1,29 Milliarden Euro in geschlossene Publikumsfonds (AIF) investiert. Damit stieg das platzierte Eigenkapitalvolumen gegenüber 2020 um rund 7 Prozent. Für den Anstieg der Platzierungszahlen nennt Scope zwei Gründe. Zum einen hat die Corona-Krise den Vertrieb geschlossener Fonds 2020 noch stärker erschwert als im zweiten Jahr der Pandemie. Im Jahr 2021 entspannte sich die Lage etwas und die Unsicherheit bezüglich der Pandemie-Auswirkungen reduzierte sich. Dies ließ die Nachfrage nach Sachwerten wieder ansteigen und erleichterte den Vertrieb geschlossener Fonds. Zum anderen kann bei Fonds mit Blind-Pool-Strukturen das letztlich platzierte Eigenkapitalvolumen von der ursprünglich geplanten Größe abweichen, indem das geplante Eigenkapital erhöht wird. Damit steht den Investoren auch ein höheres Volumen zur Zeichnung zur Verfügung. Dies war 2021 laut Scope bei mindestens zehn AIF der Fall.

Die Assetklasse Immobilien konnte mit 872 Millionen Euro rund 68 Prozent des 2021 platzierten Eigenkapitals auf sich vereinen. An zweiter Position folgt das Segment Private Equity mit 276 Millionen Euro (21 Prozent), auf Platz 3 die Assetklasse erneuerbare Energien mit 78 Millionen Euro (6 Prozent). Drei Anbietern gelang es, jeweils mehr als 100 Millionen Euro Eigenkapital zu platzieren: Jamestown (258 Millionen Euro), Wealthcap (152 Millionen Euro) und DF Deutsche Finance (142 Millionen Euro). Damit kommen diese drei Gesellschaften allein auf einen Marktanteil von 43 Prozent.

Das prospektierte Angebotsvolumen geschlossener Publikums-AIF lag laut Scope 2021 dagegen unter dem Wert des Vorjahrs. Während 2020 rund 839 Millionen Euro angeboten worden waren, betrug das Volumen 2021 nur 764 Millionen Euro. Insgesamt wurden 24 Publikums-AIF von der BaFin zum Vertrieb zugelassen – acht weniger als 2020. Ursache für das geringe Volumen sei zum einen, dass das Angebot von kleinen Fonds bestimmt wurde. Zum anderen erschwerten die weiter gestiegenen Assetpreise die Strukturierung von Produkten mit attraktivem Rendite-Risiko-Profil im Mantel des geschlossenen AIF.

Im laufenden Jahr rechnet Scope mit einer Erhöhung des Emissionsvolumens. Die Analysten erwarten ein Angebotsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro. Haupttreiber dürfte die Auflegung eines großen Fonds von Jamestown sein, mit dem der Initiator im dritten Quartal auf den Markt kommen will. Das Platzierungsvolumen wird nach Ansicht von Scope ungefähr auf dem Niveau des Jahres 2021 liegen.

Nach Ansicht der Analysten wird sich die Dominanz der Immobilienfonds 2022 fortsetzen. Weiterhin bestimmend für die künftige Entwicklung werden die Folgen der Corona-Krise sein, die grundlegende Marktveränderungen bezogen auf die einzelnen Immobilienmärkte und das Verhalten der Menschen angestoßen hat. Zudem rechnet Scope aufgrund der steigenden Nachfrage nach ESG-Produkten auch im Segment der geschlossenen Publikums-AIF zunehmend mit Artikel-8-Produkten.

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