Der Asbest von morgen

Beim Wort "Asbest" stellen sich jedem Immobilienprofi die Nackenhaare auf. Eine Asbest-Sanierung kann teuer werden. Was heute der Asbest ist, könnte morgen vielleicht das Styropor sein.

Deutschland dämmt. Landauf, landab werden seit Jahren Häuserwände mit dicken Schichten von Wärmedämmverbundstoffen (WDVS) wie Styroporplatten belegt. Sie sollen Wärmeverluste vermeiden und den Energieverbrauch senken. Wie viele Styroporplatten und ähnliche Baumaterialien inzwischen an deutschen Hauswänden kleben, lässt sich kaum genau beziffern. Das Gravierende daran ist, dass niemand genau zu sagen vermag, was unter beziehungsweise hinter den Styroporschichten im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte geschieht.

Viele kritische Experten sind sicher, dass die erheblichen Eingriffe in die bauphysikalischen Eigenschaften des Gebäudes, die mit dem Aufbringen der Dämmplatten verbunden sind, auch negative Konsequenzen mit sich bringen. Es wird zu Auswirkungen kommen, die sich zum Teil noch gar nicht umfassend abschätzen lassen. Unkontrollierbare Brandlasten sind die eine Folge, die in der Öffentlichkeit auch schon oft diskutiert wurden. Aber auch die Weichmacher, die sich in den Dämmmaterialien befinden, können sich negativ auswirken. Davon unabhängig verhindern die dicken Dämmschichten auch das "Atmen" eines Baukörpers durch die Wände. Wo Feuchtigkeit früher durch die Mauern diffundieren konnte, wird sie heute durch die Dämmung aufgehalten. Das kann zu einer spürbaren Verschlechterung des Raumklimas führen. Außerdem können sich Schimmel und Bakterien ansammeln - eine reale Gefahr für die Gesundheit der Bewohner. Lüftungsanlagen wären an dieser Stelle

keine wirkliche Lösung des Problems. Sie sind nicht nur teuer, sondern benötigen auch permanent Energie. Weitreichende Lösungsansätze, mit denen die negativen Folgen der Dämmung vermieden oder wenigstens reduziert werden können, sind aufwendig und sehr teuer. Sie machen gesundes Wohnen zu einem kaum mehr bezahlbaren Gut.

Die unerwünschten Auswirkungen des massiven WDVS-Einsatzes sind somit schon jetzt vielschichtig. Nicht auszuschließen, dass wir schon in einigen Jahren enorme Mittel dafür aufwenden müssen, unzählige gedämmte Hauswände zu sanieren. Dann werden alle Alarmglocken schrillen, wenn wir auf Styropor stoßen.

Thorsten Wiehe, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter, Goldwert Gruppe, Hamburg

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