Facility Management: schnelle Rückkehr in die Erfolgsspur?

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wer sich auf dem deutschen Markt für Facility Services zurechtfinden will, kommt an ihr nicht vorbei: die Lünendonk-Liste. Zum mittlerweile 18. Mal hat das Mindelheimer Beratungsunternehmen im Juni diese angesichts fortlaufender Unternehmenszusammenschlüsse, -übernahmen, -beteiligungen und sonstigen Sondereffekten höchst nützliche Orientierungshilfe veröffentlicht. Und der Klassiker wartet diesmal tatsächlich mit einem kaum für möglich gehaltenen Novum auf: Erstmals verzeichneten die 25 führenden FM-Dienstleister in Deutschland im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang.

Mit 2,2 Prozent fiel dieser aber vergleichsweise gering aus, wie Studienautor Thomas Ball bei der Präsentation der Ergebnisse ausdrücklich betonte. So seien die Einbußen in anderen von Lünendonk & Hossenfelder analysierten B2B-Märkten, wie etwa die für Zeitarbeit oder Industrieservices, 2020 jeweils zweistellig ausgefallen. Als Gründe für den Umsatzrückgang im FM-Markt nannte Ball die geringere Nachfrage nach Catering-Diensten, Kulanz gegenüber Kunden sowie den Wegfall vieler Ad-hoc-Beauftragungen. Allesamt also pandemiebedingte Sondereffekte, die mit der aktuell voranschreitenden Rückkehr zur Normalität - hoffentlich - schon bald der Vergangenheit angehören werden. Davon geht im Übrigen auch die Branche selbst aus: Bereits im laufenden Jahr rechnen die Unternehmen mit einem kräftigen Anstieg des Inlandsumsatzes in Höhe 5,9 Prozent, für 2022 liegen die Erwartungen gar bei 6,7 Prozent.

Ein Selbstläufer wird die Rückkehr in die Wachstumsspur gleichwohl nicht, das wurde in der anschließend geführten Diskussionsrunde unter Branchenvertretern deutlich: "Was Ausschreibungen und Vergabeentscheidungen betrifft, nehmen wir aktuell eine deutliche Zurückhaltung bei gleichzeitig hoher Preissensitivität seitens unserer Interessenten wahr", so zum Beispiel Arnulf Piepenbrock, geschäftsführender Gesellschafter der Osnabrücker Piepenbrock Unternehmensgruppe. Interessant ist darüber hinaus, dass eine große Mehrheit der von Lünendonk befragten FM-Anbieter mit einer dauerhaft höheren Homeoffice-Quote und somit weniger Bewirtschaftungsbedarf im Bürobereich rechnet. Tritt dies tatsächlich ein, könnte das Marktwachstum in den kommenden Jahren entsprechend schwächer ausfallen.

Der detaillierte Blick auf die Lünendonk-Liste bestätigt unterdessen, dass Dienstleister mit infrastrukturellem Fokus (Reinigung, Bewachung, Catering et cetera) die Krisenauswirkungen etwas stärker zu spüren bekamen als solche, die mehrheitlich technische Services anbieten. So mussten auf der einen Seite beispielsweise die Compass Group und Sodexo infolge zweistelliger prozentualer Umsatzrückgänge - zumindest vorübergehend - ihre Plätze in den Top-10 räumen. Auf der anderen Seite konnten Anbieter wie Engie oder ROM-Technik weiter zulegen.

Erst gewöhnen muss man sich an die Tatsache, dass die Strabag PFS mit einem Umsatz in Höhe von 491 (2019: 767) Millionen Euro nicht mehr in den Top-10 vertreten ist. Der starke Rückgang erklärt sich mit dem Auslaufen des Großauftrags der Deutschen Telekom. Die war bereits Mitte 2019 zu ISS gewechselt, Lünendonk & Hossenfelder hatte das damit verbundene Volumen anteilig in den Listen der Jahre 2020 und 2019 berücksichtigt. Alles beim Alten blieb hingegen in den Top-3. Hier konnten Spie (1), Apleona (2) und Wisag (3) im Jahr 2020 jeweils leichte Umsatzzuwächse verzeichnen. ph

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