Immobilienbanken: Da waren's nur noch ...

Philipp Otto, Chefredakteur, Foto: Verlag Fritz Knapp GmbH

Am 3. August geht wieder ein großes Stück deutscher Hypothekenbankgeschichte zu Ende. Dann endet nämlich die Angebotsfrist für die spärlichen Überreste der einst stolzen Depfa. Nachdem die FMS die Bilanzsumme in den vergangenen fünf Jahren auf gerade einmal noch 8,9 Milliarden Euro zusammengeschrumpft hat, im wesentliche Kredite und Staatsanleihen westeuropäischer Schuldner, hat sie die Depfa Bank plc. nun zum Verkauf gestellt. Damit wird ein weiterer Name verschwinden, wie zuvor schon die Rheinboden, die AHBR, die Europhypo, die Deutsche Hyp, die Centralboden, die Pfälzische und so viele andere. Es ist schwer vorstellbar, dass danach noch viel von der Depfa übrig sein wird.

Auch dieses Ende kommt keineswegs überraschend. Viel zu lange schon führt die Depfa in Irland nur noch ein Schattendasein. Dorthin war sie nach der Aufspaltung in Depfa und Aareal im Jahr 2002 "geflüchtet", als klar war, dass eine gemeinsame Einheit mit Staatsfinanzierung und Immobilienfinanzierung keine Zukunft mehr hat. Manche erinnern sich, dass die Depfa damals einen Return on Equity von satten 20 Prozent nach Steuern anpeilte. Und dass die Aufspaltung vor allem für den Staatsfinanzierer nur positiv sein könne. Schließlich werde der von der Last des riskanten und margenarmen Immobiliengeschäfts befreit, konnte ohne den Zwang des HGB aus Irland heraus nun endlich auch im Ausland nach Geschäft suchen und lukrative Infrastrukturfinanzierungen angehen. Und ein verbessertes Rating, welches denn auch schnell von den großen Agenturen in Aussicht gestellt wurde, half weitere Margen zu heben.

Ganz anders die Aareal: Die sprach nur von einem RoE von maximal 15 Prozent. Kein Wunder, meinten die meisten, waren die echten Werttreiber doch nicht ganz so einfach auszumachen wie bei der Depfa. Sowohl das verbesserte Management des Eigenkapitals im Sinne einer Buy-and-Sell-Strategie als auch das zur Ausnutzung von Skaleneffekten angestrebte Größenwachstum oder die Aufstellung als Komplettdienstleister entlang der gesamten Wertschöpfungskette mussten sich erst noch als das richtige Geschäftsmodell erweisen. Zumal standen mit der gerade neu gegründeten Eurohypo, also der geballten Hypothekenbankpower der drei Großbanken Deutscher Bank, Dresdner Bank und Commerzbank und dem südlichen Pendant Hypo Real Estate, das die früheren Hypothekenspezialisten der Bayerischen Vereinsbank und der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank vereinte, starke Wettbewerber bereit.

Heute ist man klüger. Während die Depfa nach der Übernahme durch die Hypo Real Estate 2007 im Zuge der Finanzkrise mit ihrem enormen Portfolio an Staatsanleihen in erheblichem Umfang zur Schieflage der Hypo Real Estate beigetragen hatte, mauserte sich die Aareal mehr und mehr zu einer grundsoliden und erfolgreichen Immobilienfinanzierungsbank, die heute sogar Begehrlichkeiten bei dem einen oder anderen Hedgefonds weckt, der gerne eine Aufspaltung erzwingen möchte. Das Beispiel der 1922 gegründeten Preußische Landespfandbriefanstalt, die 1951 den Namen Deutsche Pfandbriefanstalt erhielt und 1991 vom Bund durch einen Börsengang privatisiert wurde, sollte Abschreckung genug sein.

Wer weiß: Sollte die Aareal - nahezu ausgeschlossen - doch ein Angebot abgeben, könnte wieder zusammenkommen, was mal zusammengehörte. Auch das ist manchmal Teil einer Geschichte. Wobei der Blick vermutlich weniger nach Irland denn nach Garching schweifen dürfte, sollte man über eine weitere Konsolidierung des deutschen Hypotheken/Immobilienbankenmarktes nachdenken. P.O.

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