KPMG und IREBS: Parforceritt durch die Immobilienwelt

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

In Anbetracht der Corona-bedingt stetig steigenden Flut an virtuellen Pressegesprächen ist es inzwischen quasi unmöglich, allen Einladungen zu folgen. Viele Pressevertreter verfahren deshalb frei nach dem Motto: "Alles kann, nichts muss." Und doch fallen natürlich auch in der digitalen Welt noch manche Einladungen in die Kategorie "Pflichttermin". Zum Beispiel, wenn mit Hans Volkert Volckens und Tobias Just zwei der versiertesten Immobilienversteher Einblick in ihre Gedanken gewähren. Ähnlich einem Parforceritt debattierten die beiden Mitte Juni die derzeit im Eiltempo voranschreitenden Umbrüche in der Immobilienwirtschaft und hielten dabei auch mit unangenehmen Wahrheiten nicht hinterm Zaun.

Beispiel ökologische Transformation: "Ohne Einbußen in der Rendite wird die ökologische Sicherung des Bestandes vielfach nicht funktionieren, da die notwendigen Investitionen in die Immobilien häufig nicht durch entsprechende Mietsteigerungen abgefedert werden können", ist KPMG-Real-Estate-Chef Volckens überzeugt. Nichts zu unternehmen sei aber definitiv keine Option. Denn laut einer Analyse seines Hauses könnte bis 2030 bereits jede dritte Bestandsimmobilie infolge der immer aggressiver werdenden ESG-Regulierung stranden, sofern keine Gegenmaßnahmen ergriffen würden. "Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei", so Volckens.

Irebs-Geschäftsführer Just treibt derweil die Pandemie-bedingt markante Polarisierung der Assetklassen (Hotel, Einzelhandel und Büro versus Wohnen, Logistik und Gesundheit) um. Dass Investoren derzeit massiv in Nischensegmente wie Logistik, Pflege oder Rechenzentren umschichten, sei mit potenziellen Risiken verbunden: "Gerade bei Nischensegmenten sollten Investoren umsichtiger agieren, da Nischen naturgemäß empfindsam auf Kapitalumschichtungen und Angebotsausweitungen reagieren", warnt Just. Schon ein kleiner Nachfrageumschwung zurück zu Büro oder Einzelhandel, die deutlich mehr Transaktionsvolumen aufsaugten, könne deshalb unschöne Folgen für die liebgewonnenen neuen Anlageoptionen haben. Bleibt zu hoffen, dass solch mahnende Stimmen in der schon wieder ziemlich bullish anmutenden Investmentlandschaft nicht untergehen. ph

Noch keine Bewertungen vorhanden


X