LBS Hessen-Thüringen: Mühsame Aufholjagd

Heiter bis wolkig - so könnte man die Großwetterlage der deutschen Bausparkassen umschreiben. Denn je nach Perspektive kann man entweder Trübsal blasen oder in Hochstimmung ausbrechen. Das niedrige Zinsniveau ist natürlich für die Ergebnisrechnungen mehr als eine Herausforderung. Die Anlagen schmelzen zusammen und die Verzinsung für die angelegten Bauspargelder entwickelt sich zur Last. Um gegenzusteuern werden Altverträge gekündigt. Das wiederum sorgt für ordentlich öffentliche Schelte, scheint aber dem Geschäft keinen Abbruch zu tun. Denn das ist die Sonnenseite. Angesichts der enormen Liquidität, der geringen Attraktivität des Sparens und der mangelnden Anlagealternativen brummt die Baufinanzierung gewaltig. Gleichzeitig wird der Wohn-Riester immer mehr zu einer stützenden Säule der Altersvorsorge.

Ähnlich wie für den Gesamtmarkt fällt auch die Betrachtung der LBS Hessen-Thüringen aus. So sind zweifelsohne operative Fortschritte zu verzeichnen. Das allerdings auf (zu) niedrigem Niveau, denn die vergangenen Jahre mit enormem Aufräum- und Sortierungsbedarf wirken noch nach. Das Verhältnis von Einlagen- zu Kreditbestand lag Ende 2014 immer noch bei 5 zu 1. Diese Finanzierungsschwäche, die sich in Zeiten niedriger Anlagemargen natürlich bemerkbar macht, hat ihre Gründe. Zum einen musste erst der Risikogehalt des Darlehensbestands auf ein erträgliches Maß gedrückt werden. Dann hat man zu spät begonnen, das außerkollektive Geschäft zu fördern, was anderen Bausparkassen sowohl aus dem öffentlich-rechtlichen als auch dem privaten Sektor wunderbare Zuwachsraten beschert. Und schließlich mussten auch erst die internen Prozesse bei Kreditvergabe und -bearbeitung auf den neusten Stand gebracht werden. All das ist inzwischen gelungen, auch wenn in Sachen IT der letzte entscheidende Schritt, die Anbindung an die OS/2-Programme und damit die direkte Anbindung an den Arbeitsplatz der Sparkassen-Berater, noch bevorsteht.

Doch das Jahr 2014 zeigte spürbare Fortschritte: Das Baufinanzierungsneugeschäft stieg um mehr als sechs Prozent auf 212,7 Millionen Euro, wobei knapp 119 Millionen Euro auf Vorfinanzierungen entfielen. Zum Vergleich: 2011 betrug die Gesamtsumme 151,9 Millionen Euro, das außerkollektive Geschäft steuerte damals 69,4 Millionen Euro bei. Positiv entwickelte sich auch das Neugeschäft beim Bausparen. Ein Volumen von 2,89 Milliarden Euro beim Bruttoneugeschäft entspricht dem drittbesten Ergebnis der Unternehmensgeschichte. Die Anzahl der Verträge ging nach Abschaffung des Bonustarifs, der in den vergangenen Jahren immerhin 23 Prozent bei den Stückzahlen und 17 Prozent der neuen Bausparsumme ausmachte, erwartungsgemäß zurück, sie rutschte mit 96799 Stück erstmals seit vier Jahren wieder unter die 100000er-Marke. Demzufolge rechnen die Verantwortlichen im laufenden Jahr mit einem weiteren Rückgang, das Ziel sind 2,7 Milliarden Euro Bausparsumme. Dabei stehen qualitative Aspekte im Vordergrund: Der Anteil eingelöster Verträge am Gesamtbestand liegt mittlerweile bei 96,7 Prozent und der Anteil neuer Kunden am Neugeschäft bei 43,9 Prozent.

Wenig Hoffnung gibt es dagegen für die Mutter Helaba, denn für das Betriebsergebnis drohen eher dunkle Wolken: Es sank im Berichtsjahr auf nur noch 8,9 Millionen Euro nach 15,2 Millionen Euro im Jahr 2012 und 9,8 Millionen Euro im Jahr 2013. Tendenz weiter sinkend, denn die Niedrigzinsphase frisst sich kontinuierlich in die Margen, die Gesamtmarge lag im vergangenen Jahr noch bei 1,27 Prozent. Hier will und muss man weiter und aus eigener Kraft gegensteuern. Denn Fusionen schloss Helaba-Vorstand Klaus-Jörg Mulfinger kategorisch aus. P.O.

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