Der Pfandbrief - stabil, verlässlich und wieder rentabel

Philipp Otto, Chefredakteur FLF, FRANKFURT AM MAIN Foto: FKV

Stabilität - das ist doch eigentlich die Hauptsache, an der man ein Wertpapier und das Hauptrefinanzierungsmittel für die meisten Banken beurteilen sollte. Daran gemessen macht der Pfandbrief seine Sache auch im 251. Jahr seit seiner Gründung gut. Zwar ist die Emissionstätigkeit in den vergangenen Wochen Corona-bedingt zum Erliegen gekommen, verständlicherweise. Dadurch gibt es keine Spreads am Primärmarkt, die eine verlässliche Einschätzung der aktuellen Situation zulassen. Aber die Ausweitung am Sekundärmarkt ist bislang so gering, dass die Verantwortlichen des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken beruhigt und zuversichtlich sind. "Die Pfandbriefbanken bleiben grundsätzlich finanzierungsbereit und leisten darüber hinaus einen wichtigen Beitrag für die rasche Wirksamkeit der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen. Der Pfandbrief erweist sich dabei einmal mehr als Stabilitätsanker in turbulenter Zeit und als verlässliche Refinanzierungsquelle für seine Emittenten", betonte Louis Hagen, Präsident des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, auf der Jahrespressekonferenz des vdp, der im Mai für eine weitere Amtszeit kandidieren wird - als einziger Kandidat.

"Irgendwann wird es Banken geben, die zurück an den Markt kommen, und die werden sich sehr günstig refinanzieren können", ergänzt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp. Trotz der gegenwärtigen Zurückhaltung wird es aber keine Liquiditätsprobleme geben. Zum einen haben die Pfandbriefbanken ordentlich Prefunding betrieben: Im ersten Quartal haben die vdp-Mitgliedsinstitute Pfandbriefe mit einem Emissionsvolumen von 28,6 Milliarden Euro platziert. 19,6 Milliarden davon entfielen auf Hypothekenpfandbriefe, 9 Milliarden auf öffentliche Pfandbriefe. Und zum anderen gibt es einen Markt neben der EZB. Das ist das, was diese Krise von der Finanzkrise 2008 unterscheidet, als es zeitweise so gut wie überhaupt keine Nachfrage mehr gab.

Trotzdem ist keineswegs sicher, ob das zu Jahresanfang prognostizierte Emissionsvolumen von 48 Milliarden Euro im laufenden Jahr erreicht werden kann. Das sei frühestens im Sommer seriös zu beantworten, so die vdp-Verantwortlichen. Einen Rückgang gegenüber den sehr guten Vorjahren wird es aber allemal geben: 2019 wurden Pfandbriefe im Volumen von 55,0 Milliarden Euro emittiert, was einem Plus von 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das ist alleine den öffentlichen Pfandbriefen zu verdanken, deren Emissionsvolumen um 4 Milliarden Euro zunahm, während das der Hypothekenpfandbriefe um 1,3 Milliarden Euro auf 42 Milliarden Euro zurückging. Das schmälert aber keineswegs die Bedeutung der "Hypfe", die sich am besten an der Entwicklung des Pfandbriefumlaufs ablesen lässt: Mit 239,6 Milliarden Euro stieg das Volumen umlaufender Hypothekenpfandbriefe erneut an, im Vorjahr waren es noch 233,7 Milliarden Euro. Entsprechend erhöhte sich ihr Anteil am Gesamtumlauf ausstehender Pfandbriefe von 63,3 Prozent auf 65,8 Prozent. Insgesamt reduzierte sich der Pfandbriefumlauf aufgrund des anhaltend rückläufigen Volumens öffentlicher Pfandbriefe leicht von 369,1 Milliarden Euro auf 364,1 Milliarden Euro.

Alles eitel Sonnenschein also - trotz Krise? Nein. Ganz sorgenfrei schauen die Pfandbrief-Lobbyisten nicht in die Zukunft. Zwar loben sie die getroffenen Maßnahmen von Bundesregierung und Bankenaufsicht, beispielsweise die Verschiebung der Umsetzung von Basel III um ein Jahr auf 2023. Der größte Zankapfel, der Output-Floor, der vor allem bei den deutschen Instituten zu einer spürbaren Verteuerung der Kreditvergabe durch signifikant erhöhte Eigenkapitalanforderungen führen würde, steht aber nach wie vor. Wie lange noch? Tolckmitt hofft darauf, dass die Folgen der Krise auch hier noch zu einem Umdenken, vor allem bei den Amerikanern, führen könnten. Daneben fordert er klare Vorgaben der Aufsicht im Zusammenhang mit der Kreditstundung. Zwar sei das Bestreben der Politik, Verbraucher in der gegenwärtigen Lage zu entlasten, durchaus nachvollziehbar. Die zinslose Stundung und eine mögliche Verlängerung über die bisher beschlossenen drei Monate bis 30. Juni hinaus dürfe aber nicht dazu führen, dass die nicht mehr bedienten Darlehen als NPL einzustufen seien, so Tolckmitt. Auch von einer Ausweitung der Kreditstundungen auf Unternehmen rät er mit Nachdruck ab. Dritter Sorgenpunkt: Wenn weniger Pfandbriefe emittiert werden, haben die Institute weniger Sicherheiten, die bei der EZB hinterlegt werden können. Entsprechend plädiert der vdp dafür, die Vorgaben auch auf ungedeckte Schuldverschreibungen auszuweiten. Dafür will man werben.

Eine gute Nachricht noch zum Schluss: Trotz anhaltender Niedrigzinspolitik der EZB werden die Margen steigen, da Risiko wieder bepreist werden kann. Das ist doch mal was! P.O.

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