TLG stolpert an die Börse

Immobilienaktien sind in. Da gibt es keine Frage. Die Nachfrage nach indirekten Anlagemöglichkeiten in Beton steigt, und durch die straffere Regulierung der Spezialfonds und ehedem geschlossenen Fonds müssen aus Investorensicht Alternativen her. Das pusht: In den vergangenen 15 Monaten legte die investierbare Marktkapitalisierung der großen deutschen Immobilien-Aktiengesellschaften um satte 115 Prozent von 10,1 Milliarden Euro auf 21,8 Milliarden Euro zu.

All das ist aber noch kein Garant für einen IPO-Erfolg - denn zu groß erscheinen Anlegern derzeit noch die Unsicherheiten hinsichtlich geopolitischer Risiken und Konjunktursorgen. Das zeigte sich zuletzt bei den eher enttäuschenden Debüts des Berliner Online-Händlers Zalando oder der Start-Up-Beteiligungsfirma Rocket Internet.

Und auch die TLG Immobilien tat sich sehr schwer. Erst ganz zum Schluss waren die Bücher so gefüllt, dass der Verkäufer, der amerikanische Finanzinvestor Lone Star, beschloss, den Börsengang durchzuziehen. Der Start verlief dann auch entsprechend holperig: Beim ersten Kurs auf der Handelsplattform Xetra gewannen die Aktien 1,21 Prozent zum Ausgabepreis von 10,75 Euro. Ihr Tageshoch markierte bei 11,05 Euro, gegen Mittag notierten die Titel dann mit 10,775 Euro nur noch knapp im Plus. Dabei war der Ausgabepreis mit 10,75 Euro wegen geringer Nachfrage schon nur am unteren Ende der zuvor gesetzten Spanne festgesetzt worden. Zum Vergleich: Die Deutsche Annington schaffte vor gut einem Jahr erst im zweiten Anlauf den Sprung auf das Parkett, musste den Ausgabekurs mit 16,50 Euro ebenfalls am unteren Ende der Spanne anbieten und pendelte ebenfalls einige Zeit lang um diesen Wert. Heute, 16 Monate später, steht ein Plus von gut 26 Prozent zu Buche. Das kann der TLG und ihren Aktionären Hoffnung machen.

Allerdings verwaltet die Deutsche Annington die derzeit eher geschätzten Wohnimmobilienportfolios und hat durch Zukäufe das Volumen kräftig aufgebläht. Der TLG dagegen gehören etwa 500 Immobilien rund um Berlin, Dresden, Leipzig und Rostock. Zu den Hauptmietern der TLG-Immobilien gehören die Supermarktketten Edeka, Rewe, Aldi und Lidl. Dieser Bestand der TLG geht auf Objekte der DDR zurück, die nach der Wiedervereinigung in den Besitz der bundeseigenen Treuhandanstalt übergegangen waren.

2012 schließlich übernahm Lone Star die TLG Immobilien für 1,1 Milliarden Euro inklusive Schulden vom Bund, der echte Kaufpreis lag nach Regierungsangaben bei 594 Millionen Euro. Aus dem Börsengang fließen dem US-Finanzinvestor nun rund 300 Millionen Euro zu, die TLG selbst nimmt etwa 100 Millionen Euro ein. Damit sollen die nächsten Zukäufe finanziert werden. An der Frankfurter Börse ist die TLG nun etwa 400 Millionen Euro wert.

Für Lone Star sieht das aber nur auf den ersten Blick wie eine Verlustgeschäft aus, denn natürlich wurden in der Zwischenzeit schon einige Perlen veräußert, so beispielsweise das Prinzessinnenpalais am Berliner Boulevard Unter den Linden. Zudem sparten die Amerikaner beim Erwerb durch die Konstruktion als Share Deal die Grunderwerbsteuer. Mit dem Börsengang reduziert Lone Star seine Beteiligung an der TLG auf 40 Prozent. Zweiter Großaktionär ist jetzt der Wertpapierhändler Mercantil Valores aus Uruguay, der allein gut ein Drittel der angebotenen TLG-Aktien abnahm und nun 21 Prozent am Unternehmen hält. Mercantil Valores wiederum gehört zum Finanzkonglomerat Mercantil America aus Panama. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X