Unbesicherte Refinanzierung belastet Nettomargen

Was bisher mehr ein Diskussionsthema in den Treasury- und Rechtsabteilungen der deutschen Banken war, wird langsam zur schmerzhaften Realität. Die Rede ist von den zunehmenden Problemen der Banken mit der unbesicherten Refinanzierung. Hierfür hat im erheblichen Maße der deutsche Gesetzgeber gesorgt, der ausstehende unbesicherte (senior unsecured) Bankanleihen den Bail-in-Regelungen unterworfen hat und sie dabei - zur Verärgerung vieler Anleger - schlechter stellt als Einlagen bei Banken. Das neue Gesetz in Form des Paragrafen 46 Kreditwesengesetz tritt zum 1. Januar 2017 in Kraft.

Gleichzeitig dürfte damit einhergehen, dass die Titel auch nicht mehr notenbankfähig sein werden, da sie faktisch "nachrangig" sind und damit nicht mehr den Kriterien der EZB entsprechen. Hier ist allerdings noch nicht das letzte Wort gesprochen, da die Zentralbank einheitliche Regelungen für alle europäischen Bankanleihen anstrebt und Frankreich noch kein eigenes Konzept vorgelegt hat.

Die veränderten Rahmenbedingungen und das damit verbunden höhere Risiko führen inzwischen auch in der täglichen Praxis dazu, dass immer weniger Investoren bereit sind, diese Titel zu kaufen oder nur dann zuschlagen, wenn die Renditeaufschläge sehr hoch ausfallen. Dies hat beispielsweise die pbb Deutsche Pfandbriefbank gemerkt, die für den ersten unbesicherten Bond (mit dreijähriger Laufzeit) nach der Privatisierung einen Aufschlag von 140 Basispunkten über Mid-Swaps zahlen musste. Auch wenn sich der Spread des pbb-Titels mittlerweile um 40 Basispunkte verringert hat, sind solche Konditionen im Wettbewerb nicht gerade hilfreich.

Der Wettbewerb um neue Finanzierungen und Prolongationen wird sich 2016 weiter verstärken. Dabei sind Institute mit einem Primärüberschuss an Liquidität (ING-Diba) und Versicherungen massiv im Vorteil. Einen gewissen Vorteil haben aber auch Banken, die einem der beiden Verbünde angehören. Denn bei diesen sorgt die bevorzugte Behandlung durch die Nullanrechnung beim Eigenkapital innerhalb des Verbundes für konstante Nachfrage nach Anleihen "befreundeter" Institute. Freuen können sich über diesen Faktor beispielsweise die Berlin Hyp, die Deutsche Hypo und die Münchener Hyp, während es für private Institute deutlich härter geworden ist, die nötige unbesicherte Refinanzierung zu akzeptablen Kosten aufzutreiben. Vor dem Hintergrund der verschlechterten Finanzierungsbedingungen ist künftig bei der Beurteilung des Erfolgs einer Bank auf die Nettomarge zu achten, da nur diese eine Beurteilung der Profitabilität des Kreditgeschäfts ermöglicht. ber

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