Bankenchronik Ausgabe 6/2020

24. Februar bis 10. März 2020

Das US-amerikanische Fintech-Unternehmen Lendingclub wird die auf die digitale Kreditvergabe spezialisierte Radius Bank für rund 185 Millionen US-Dollar übernehmen. Die Übernahme erfolgt teils in bar und teils in eigenen Aktien. Lendingclub erhofft sich davon eine Diversifikation der Einnahmequellen und somit eine Erhöhung der Risikotragfähigkeit. Die Radius Bank betreut derzeit einen Bestand von rund 1,4 Milliarden US-Dollar an Assets. Der geplante Zusammenschluss soll voraussichtlich in den nächsten 12 bis 15 Monaten abgeschlossen werden.

Die Versicherungsgruppe die Bayerische hat ihre Beteiligung an dem Schweizer Insurtech-Start-up Dextra Versicherungen aus Zürich in Form einer Kapitalerhöhung und der weiteren Übernahme von Aktien von 20 Prozent auf rund 37 Prozent erhöht. Da auch die genossenschaftlich organisierte Pax Holding aus Basel ihren Anteil an der Dextra gleichzeitig auf rund 44 Prozent erhöht hat, haben die beiden Ankeraktionäre ihren Anteil von 69 Prozent auf nun 81 Prozent aufgestockt. Für die Bayerische soll die Dextra die Rolle eines Innovators im Segment Autoversicherung übernehmen. Für das laufende Jahr sind bereits gemeinsame Projekte auch für den deutschen Markt geplant.

Die Pariser Investmentbank Natixis hat angekündigt, 29,5 Prozent ihrer Anteile am internationalen Kreditversicherer Coface an den amerikanischen Spezial- und Hypothekenversicherer Arch Capital zu verkaufen. Bei 10,70 Euro je Aktie beträgt der Verkaufspreis rund 480 Millionen Euro. Verglichen mit dem Schlusskurs der Coface-Aktie vom 24. Februar 2020 und dem mittleren Kurswert während der letzten 6 Monate, entspricht dies einem Abschlag von rund 6 Prozent. Natixis wird weiterhin mit 12,2 Prozent an Coface beteiligt bleiben. Die Transaktion benötigt noch die Zustimmung der zuständigen Behörden und soll innerhalb von 6 bis 12 Monaten abgeschlossen werden.

Die amerikanische Finanzplattform Intuit übernimmt das Fintech Credit Karma für 7,1 Milliarden US-Dollar. Der Kauf erfolgt zu gleichen Teilen in bar und Intuit-Stammaktien. Der Preis von 7,1 Milliarden US-Dollar beinhaltet 1 Milliarde an Aktienprämien, die über 3 Jahre hinweg verbucht werden. Intuit wird nach Abschluss der Transaktion Belegschaftsaktien in Höhe von rund 300 Milliarden US-Dollar an die Mitarbeiter von Credit Karma ausgeben, welche über 4 Jahre hinweg verbucht werden. Die Transaktion soll in der zweiten Hälfte 2020 nach Abschluss der behördlichen Prüfungen finalisiert werden.

Die DZ Bank baut ihre seit Anfang 2018 bestehende Kooperation mit der digitalen Luxemburger Anleihen-Emissionsplattform European Private Placement Facility (EPPF) aus. Künftig erhalten rund 250 regelmäßige Emittenten und Kunden des genossenschaftlichen Spitzeninstituts Zugriff auf die Capital-Markets-as-a-Service-(CMaaS)-Plattform. EPPF vernetzt mit ihrer digitalen Finanzstruktur Emittenten, Investoren sowie Banken und bietet über 500 000 Finanzierungsoptionen an. Laut eigener Aussage können im Vergleich zum traditionellen Vorgehen bei Emissionen je nach Ausgestaltung bis zu 80 Prozent Transaktionskosten eingespart werden. Weitere Kooperationsvereinbarungen zwischen der EPPF Gruppe und anderen europäischen Banken sind in Vorbereitung.

Die familiengeführte Agnelli-Holding Exor veräußert ihre gesamte Beteiligung am Rückversicherer Partner Re an die französische Covéa für 9 Milliarden US-Dollar in bar. Die Holding der Fiat-Eigentümerfamilie hatte Partner Re im März 2016 für 6,72 Milliarden US-Dollar gekauft. Einschließlich der Dividenden aus den vergangenen Jahren kann Exor laut eigenen Angaben mit dem Verkauf einen Gewinn von 3 Milliarden US-Dollar verzeichnen. Die Übernahme soll plangemäß Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.

Die französische Staatsbank Caisse de Dépôts (CDC) erwirbt die Société de Financement Local (SFIL). Derzeit hält die La Banque Postale, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von La Poste, fünf Prozent an SFIL und die französische Regierung, die weiterhin eine Stammaktie behalten wird, 75 Prozent des Kapitals von SFIL. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Abschluss der Transaktion soll im ersten Halbjahr 2020 stattfinden. Zudem haben sich alle Beteiligten darauf geeinigt, dass CDC Mehrheitsaktionär von La Poste wird und La Banque Postale mit 62,1 Prozent des Kapitals die Kontrolle über die Versicherungsgesellschaft CNP Assurances übernimmt.

Die Privatbank Hauck & Aufhäuser übernimmt das Bankhaus Lampe. Nach Zusammenschluss soll das konsolidierte Institut über 1 400 Mitarbeiter, 35 Milliarden Euro Assets under Management, 135 Milliarden Euro Assets under Administration sowie über eine Bilanzsumme von 10 Milliarden Euro verfügen. Laut eigener Aussage stärke der Zusammenschluss die Marktposition in den Bereichen Private Banking, Asset Management, Asset Servicing und Investment Banking. Eine Zusammenführung der Namen der beiden Häuser sei ebenfalls vorgesehen.

Der britische Versicherungsmakler Aon erwirbt den Konkurrenten Willis Towers Watson für etwa 30 Milliarden US-Dollar im Rahmen eines Aktientausches. Die Aktionäre von Willis Towers Watson sollen 1,08 Aon-Aktien für jede Willis-Towers-Watson-Aktie erhalten, was einem Aufschlag von 16,2 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 6. März dieses Jahres entspricht. Die Willis-Towers-Watson-Aktionäre werden somit etwa 37 Prozent des kombinierten Unternehmens besitzen, welches unter dem Namen Aon auftreten soll. Die Unternehmen hoffen auf jährliche Synergieeffekte in Höhe von 800 Millionen US-Dollar nach Realisierung des Zusammenschlusses. Die Transaktion soll im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen werden.

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