EBA-Stresstest 2018

Anfang November 2018 hat die EBA die Ergebnisse des Stresstests auf ihrer Website veröffentlicht. Aus Sicht der EZB zeigen die Ergebnisse des von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (European Banking Authority - EBA) koordinierten Stresstests, dass sich die Widerstandsfähigkeit der 33 größten direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigten Banken gegenüber finanziellen

Schocks in den beiden vergangenen Jahren erhöht hat. Trotz eines strengeren adversen Szenarios als beim Stresstest 2016 fiel die harte Kernkapitalquote aller 33 Banken nach einer dreijährigen Stressphase mit 9,9 Prozent höher aus. Vor zwei Jahren hatte sie noch 8,8 Prozent betragen. Insgesamt umfasste der EU-weite Stresstest 48 Banken, auf die 70 Prozent der Bankaktiva in der EU entfallen. Die 33 teilnehmenden Banken, die von der EZB beaufsichtigt werden, vereinen 70 Prozent der Bankaktiva im Euroraum auf sich.

Aufgrund ihrer Bemühungen zur Beseitigung von Altlasten, gepaart mit der beständigen Kapitalaufstockung in den letzten Jahren, fiel die durchschnittliche Kapitalbasis der 33 Banken zu Beginn des Stresstests mit einer Quote des harten Kernkapitals (CET1) von 13,7 Prozent deutlich stärker aus als im Jahr 2016 mit 12,2 Prozent. Die CET1-Quote ist eine wichtige Messgröße für die finanzielle Solidität einer Bank.

Die EZB sieht in dem Ergebnis eine Bestätigung, dass die teilnehmenden Banken in Bezug auf makroökonomische Schocks widerstandsfähiger sind als vor zwei Jahren. Auch dank der Aufsichtstätigkeit seien in den Banken deutlich mehr Kapital aufgebaut und gleichzeitig die Bestände an notleidenden Krediten reduziert sowie die internen Kontrollen und die Risk Governance verbessert worden. Gleichzeitig zeige der Test mit Blick auf die Zukunft, wo einzelne Banken am verwundbarsten und Banken-Cluster bezüglich bestimmter Risiken am empfindlichsten sind.

Im adversen Szenario betrug der Rückgang der Kernkapitalquote bei den 33 von der EZB beaufsichtigten Banken im Durchschnitt 3,8 Prozentpunkte gegenüber 3,3 Prozentpunkten beim Stresstest 2016. Das vom Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (European Systemic Risk Board - ESRB) in Zusammenarbeit mit EZB und EBA ausgearbeitete Szenario umfasste einen Zeitraum von drei Jahren. Es befasste sich schwerpunktmäßig mit der Neubewertung globaler Risikoprämien, negativen Rückkopplungen zwischen niedrigem Wachstum und schwacher Ertragslage der Banken sowie Bedenken hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit des privaten und des öffentlichen Sektors. Diese Risiken wurden Ende vergangenen Jahres vom ESRB als diejenigen mit der größten Relevanz für die europäischen Volkswirtschaften identifiziert. Angesichts der Annahme eines Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Euroraums um 2,4 Prozent sowie stark rückläufiger Immobilienpreise und Aktienkurse (minus 17 Prozent beziehungsweise minus 31 Prozent) stellte es im Durchschnitt aller Mitgliedsstaaten einen schwereren Schock dar als das Stressszenario 2016.

Der stärkere Rückgang der Kernkapitalquote spiegelt nicht nur ein verschärftes makroökonomisches Szenario wider, sondern auch die Einführung des internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS 9. Diese neue Rechnungslegungsvorschrift verpflichtet Banken, zu einem früheren Zeitpunkt im Kreditzyklus Vorsorge für erwartete Verluste aus wertgeminderten Krediten zu treffen. Das gilt zumindest für jene Banken, die keine Einführungsphase in Anspruch nehmen konnten. Die Auswirkungen des Szenarios fielen auch aufgrund von Änderungen bei der Stresstestmethodik stärker aus. Positiv anzumerken ist aus Sicht der EZB, dass sich die Aktivaqualität der Banken angesichts einer Reduzierung ihrer Bestände an notleidenden Krediten verbessert hat. Das insgesamt hohe Niveau der vom Bankensystem des Eurogebiets erreichten Widerstandsfähigkeit sollte aus Sicht der Notenbank indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch nicht alle Herausforderungen bewältigt sind und in Bezug auf Geschäftsmodelle und Altlasten immer noch Handlungsbedarf besteht. Die EZB will die Entwicklung in diesen Bereichen genau beobachten.

Parallel zu dem EU-weiten EBA-Stresstest führte die EZB einen eigenen Stresstest für die Banken durch, die unter ihrer direkten Aufsicht stehen, aber nicht in die Stichprobe der EBA fallen. Zu einem früheren Zeitpunkt dieses Jahres testete die EZB zudem die vier von ihr direkt beaufsichtigten griechischen Banken. Methodik und Ansatz entsprachen zwar denen des EU-weit von der EBA durchgeführten Stresstests, jedoch wurde ein engerer Zeitrahmen gesteckt, um den Test vor Ende des dritten Hilfsprogramms des Europäischen Stabilitätsmechanismus für Griechenland abzuschließen.

Wie in den vergangenen Jahren geht es bei dem Stresstest nicht um Bestehen oder Nichtbestehen. Jedoch hilft er der Aufsichtsinstanz bei der Bestimmung des Säule-2-Kapitals im Rahmen des jährlichen aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP). Die Aufsichtsinstanzen verlangen, dass die Banken Säule-2-Kapital als aufsichtlichen Kapitalpuffer zusätzlich zum gesetzlich vorgeschriebenen Mindestkapital aufbauen. Die Säule-2-Anforderungen sind auf die Merkmale einer Bank wie etwa ihr Geschäftsmodell, ihre Governance-Struktur oder ihr Risikomanagementsystem zugeschnitten. Die EZB erstellt derzeit die SREP-Beschlüsse 2018 für die von ihr beaufsichtigten Banken.

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