EZB: Überprüfung der Rentabilität der Banken

Quelle: Europäische Zentralbank

 

Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank hat Mitte September 2018 die Ergebnisse der thematischen Überprüfung der Rentabilität und Geschäftsmodelle der Banken veröffentlicht, die von 2016 bis zum Ende des ersten Quartals 2018 durchgeführt wurden. Die Überprüfung zeigt, dass sich die wirtschaftliche Lage der Banken im Euroraum zwar insgesamt verbessert hat, die Rentabilität und die Geschäftsmodelle aber nach wie vor unter Druck stehen.

Die Banken im Eurogebiet befinden sich laut EZB nach der Krise noch immer in einem Anpassungsprozess. Hohe Wertberichtigungen, Altlasten und eine angesichts des wirtschaftlichen Umfelds, des niedrigen Zinsniveaus und des starken Wettbewerbs schwierige Ertragssituation stellen weiterhin eine Herausforderung für die Profitabilität vieler bedeutender Institute im Euroraum dar. Allerdings ist die Ertragskraft von Institut zu Institut sehr verschieden, wobei die Banken, die in den letzten Jahren besser abschnitten als andere, geografisch weit verstreut und unterschiedlich groß sind und auch unterschiedliche Geschäftsmodelle haben.

Die Analyse bestätigt zudem, dass die Fähigkeiten der Banken zur strategischen Steuerung ein wichtiger Bestimmungsfaktor ihrer Rentabilität sind. Im Rahmen der thematischen Überprüfung wurden bedeutende, direkt von der EZB beaufsichtigte Institute auf diese Fähigkeit hin untersucht. Der Begriff der Fähigkeit zur strategischen Steuerung bezieht sich auf die Fähigkeit der Geschäftsleitung, die Weichen in Richtung der langfristigen Ziele einer Bank zu stellen.

Bei der Überprüfung wurden Qualitätsunterschiede im Hinblick auf die internen Ertragssteuerungsstrukturen festgestellt. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass Banken mit besseren Steuerungsfähigkeiten in den letzten drei Jahren im Vergleich höhere Erträge erzielt haben. Zu den aufgedeckten Prozessmängeln zählt beispielsweise die Tatsache, dass Banken ihre Kosten in vielen Fällen keinem Geschäftszweig oder Vertriebskanal zuordneten.

Außerdem müssen viele Banken aus Sicht der EZB die Steuerung des strategischen Planungsprozesses an sich verbessern. Dies erfordert eine stärkere Beteiligung des Risikomanagements, eine deutlichere Verknüpfung mit der Risikobereitschaft und eine umfassendere Sensitivitätsanalyse der wichtigsten Gewinn- und Verlusttreiber. Darüber hinaus müssen die Kompetenzen in Bezug auf die Kreditbepreisung erhöht werden. Die meisten Banken müssen einen umfassenden Preissetzungsrahmen entwickeln und diesen im gesamten Konzern einheitlich anwenden. Dies erfordert gleichermaßen ein Verständnis von bestehenden Preisuntergrenzen.

Die EZB-Bankenaufsicht erwartet von den Instituten solide Kompetenzen auf dem Gebiet der strategischen Steuerung und des Risikomanagements. Zu den notwendigen Verbesserungen in diesen Bereichen wurden bankenspezifische Empfehlungen herausgegeben.

Diese Empfehlungen beziehen sich auf die Identifikation von maßgeblichen Ertrags- und Aufwandsfaktoren, Kostenmanagement und -allokation, Kreditbepreisung und Strategieprozesse. Die Bankenaufsicht der EZB wird die Umsetzung der Verbesserungen, die sie im Bereich der strategischen Steuerung von den Banken erwartet, im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht überwachen.

Die Ergebnisse der thematischen Überprüfung fließen in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) 2018 ein und können bei weiterem Analysebedarf Vor-Ort-Prüfungen und detailliertere Untersuchungen (deep dives) nach sich ziehen. Der Bericht über die thematische Überprüfung sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) können auf der Website der EZB zur Bankenaufsicht abgerufen werden.

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