Finanzstabilitätsbericht der EZB

Quelle: Europäische Zentralbank

 

Die Indikatoren für systemischen Stress im Euro-Währungsgebiet sind gemäß dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht (Financial Stability Review) der Europäischen Zentralbank in den vergangenen sechs Monaten niedrig geblieben. Aus dem Ende November veröffentlichten, halbjährlich erscheinenden Bericht geht hervor, dass bessere Wachstumsperspektiven und geringere fiskalische und außenwirtschaftliche Ungleichgewichte zu einer Verringerung der Indikatoren für systemischen Stress im Euroraum beitrugen. Das Risiko einer raschen Neubewertung an den internationalen Märkten besteht dem Bericht zufolge fort. Anlass zur Sorge bereiten demnach eine weitere Einengung der Risikoaufschläge, eine niedrige Volatilität und Anzeichen einer erhöhten Risikobereitschaft an den globalen Finanzmärkten, da all diese Faktoren den Boden für eine künftige starke Korrektur der Vermögenspreise bereiten könnten.

Nach wie vor verweist der Bericht auf Herausforderungen für die Banken im Euroraum in Bezug auf ihre Ertragslage. Zwar hat der Marktdruck auf die Banken im Eurogebiet seit Mai weiter nachgelassen, so heißt es, doch sind die Bewertungen der Banken im globalen Vergleich zumeist immer noch niedrig. In einigen Regionen dämpfen hohe Bestände an notleidenden Krediten noch immer die Ertragsaussichten. Getrübt werden die Ertragsperspektiven der Banken auch durch eine Reihe struktureller Herausforderungen, darunter Überkapazitäten, mangelnde Einkommensdiversifizierung und Kostenineffizienzen.

In den vergangenen sechs Monaten sieht der Bericht durch die anhaltende wirtschaftliche Erholung den Ausblick für die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung im Euro-Währungsgebiet verbessert. Erneut aufkommende politische Unsicherheit könnte laut EZB dazu führen, dass höhere Risikoprämien für Staatsanleihen verlangt werden, was möglicherweise Bedenken in Bezug auf die Schuldentragfähigkeit in einigen Ländern hervorrufen könnte. Risiken, die aus einem erhöhten Schuldenstand resultieren, sind auch im nichtfinanziellen Privatsektor zu beobachten - bedingt durch das sowohl im historischen als auch im internationalen Vergleich hohe Verschuldungsniveau im nichtfinanziellen Unternehmenssektor des Euroraums.

Auch vom Investmentfondssektor könnten Risiken für die Finanzstabilität im Euro-Währungsgebiet ausgehen. In diesem Sektor hat sich die Risikoneigung in den letzten Jahren weiter erhöht. Portfolios wurden in Anlagen mit einer niedrigeren Bonität und höherer Verzinsung verlagert. Gleichzeitig sind die von Rentenfonds vorgehaltenen Liquiditätspuffer in allen Segmenten des Rentenfondsmarkts sukzessive geschrumpft. Mit der weiterhin zunehmenden Risikobereitschaft und den begrenzten Puffern steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Rücknahmen von Fondsanteilen bei einer Neubewertung der globalen Risikoprämien negativ auf die Marktbedingungen auswirken.

Der Finanzstabilitätsbericht enthält außerdem vier Sonderbeiträge. Im ersten Beitrag wird die Verwendung von Transaktionsplattformen für notleidende Kredite erörtert. Der zweite Sonderbeitrag bietet einen Überblick über das grenzüberschreitende Bankgeschäft des Euroraums in den vergangenen zehn Jahren. Die jüngsten Entwicklungen an den Repomärkten und die Wirkung regulatorischer Reformen auf die Funktionsweise dieser Märkte werden im dritten Beitrag untersucht, während Gegenstand des vierten Sonderbeitrags die geringe Volatilität an den Finanzmärkten und die potenziellen Auslöser und Verstärker sind, die in der Zukunft zu einer höheren Volatilität führen könnten.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X