SREP

Europäische Zentralbank, EZB
Foto: Europäische Zentralbank

Die EZB hat am 10. Februar 2022 die Ergebnisse des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP) für 2021 veröffentlicht. Sie zeigen demnach, dass die bedeutenden Institute nach wie vor über solide Kapital- und Liquiditätspositionen verfügen. Dabei übersteigt das Kapitalniveau der meisten Banken die durch die Kapitalanforderungen und -empfehlung festgelegten Werte. Die Scorewerte der Banken bleiben weitgehend unverändert. Die Ergebnisse des SREP-Zyklus 2021 spiegeln laut EZB zwei Aspekte wider: die Widerstandskraft der Bankenbranche und die zukünftigen Herausforderungen. Insbesondere besteht weiterhin Unsicherheit über den künftigen Verlauf und die weitere Entwicklung der Pandemie, denn aktuell belasten Lieferkettenstörungen den Handel und die Wirtschaftstätigkeit insgesamt. Zudem zeichneten sich weitere Risiken ab. Sie ergeben sich aus vielfältigen Unsicherheitsfaktoren wie etwa aus möglichen Cyberangriffen, Klimarisiken, anhaltendem Ertragsdruck und potenziellen Störungen beim Ausstieg aus den Niedrigzinsen. Der Aufsichtszyklus 2021 signalisierte eine Rückkehr zur Normalität. Im SREP-Zyklus 2020 war ein pragmatischer Ansatz gewählt worden. Bei diesem blieben die Kapitalanforderungen wegen der Pandemie unverändert und aufsichtlichen Bedenken wurde eher durch Empfehlungen statt durch Anforderungen Rechnung getragen.

Im Rahmen des SREP-Zyklus 2021 bewertete die Aufsicht folglich das Kapital der Banken, vergab SREP-Scorewerte für ihr Gesamtrisikoprofil sowie für die SREP-Kernelemente und erließ neben Empfehlungen auch formale SREP-Beschlüsse. Im Schnitt haben die Banken während der Pandemie solide Kapital- und Liquiditätspositionen aufrechterhalten. Die Gesamtkapitalanforderung und -empfehlung wurde für 2022 leicht angehoben und liegt nun durchschnittlich bei 15,1 Prozent der risikogewichteten Aktiva (RWA). Bei der pragmatischen SREP-Bewertung im Jahr 2020 lag der Wert bei 14,9 Prozent. Die Gesamtkapitalanforderung undempfehlung für das harte Kernkapital erhöhte sich im Schnitt auf rund 10,6 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 10,5 Prozent. Die geringfügige Anhebung beim Gesamtkapital ist auf die Säule-2-Kapitalanforderungen (Pillar 2 Capital Requirements - P2R) zurückzuführen. Diese sind von 2,1 Prozent auf 2,3 Prozent gestiegen. Hintergrund hierfür ist vor allem die Einführung einer spezifischen Anforderung (ein Zuschlag für unzureichende Rückstellungen).

Banken, die ihre Rückstellungslücke gegen über den Erwartungen der EZB aktiv schließen, werden diesen Zuschlag im Jahresverlauf 2022 zügig reduzieren können, ohne auf die nächste SREP-Bewertung warten zu müssen. Die Säule-2- Empfehlung, die den in den Stresstestergebnissen aufgezeigten Risiken Rechnung trägt, ist um 0,2 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent gestiegen. Nur sechs Banken haben die Pillar 2 Guidance (P2G) Ende 2021 nicht erfüllt. Grund dafür waren strukturelle Probleme, die bereits vor der Pandemie bestanden. Dank der Entlastungsmaßnahmen der EZB können Banken ihre Kapitalpuffer oder P2G bis Ende 2022 vollständig nutzen. Die EZB erwartet von den Banken ab dem 1. Januar 2023 eine Kapitalunterlegung, die über der jeweiligen P2G liegt.

Gemessen an den Scorewerten deuten die SREP-Ergebnisse für 2021 auf eine weitgehende Stabilität hin. Kreditrisiko und interne Governance waren die beiden Hauptbereiche, in denen im SREP-Zyklus 2021 von den Banken Abhilfemaßnahmen gefordert wurden. Die Aufsicht prüfte genau, ob die Institute ihre Kreditrisiken angemessen überwachen. Bei mehreren Banken zeigte sich, dass die Verfahren im Kreditrisikomanagement unzureichend sind, bei einigen waren die Prozesse im Bereich der Risikovorsorge unzulänglich. In diesen Fällen korrigierte die EZB die Scorewerte für das Kreditrisiko nach unten und forderte verstärkte Followup-Maßnahmen.

Die Bestände an notleidenden Krediten sind weiter abgeschmolzen. Dies ist insbesondere der Tatsache zu verdanken, dass die Banken ihre Pläne zum Abbau und zur Veräußerung dieser Kredite konsequent umgesetzt haben. Die Kreditqualität in den Bankbilanzen blieb recht robust, zum Teil wegen außerordentlicher staatlicher Stützungsmaßnahmen. Es gibt jedoch auch gewisse Anzeichen für eine abnehmende Kreditqualität, vor allem in Wirtschaftssektoren, die von den Stützungsmaßnahmen am meisten profitiert haben.

Feststellungen im Bereich der internen Governance deuten auf Schwächen im Lenkungsvermögen der Organe und bei den Governance-Regelungen, wie jenen zur Risikokontrolle, hin. Diese Schwächen können die Risikomanagement- und die Compliance-Funktion sowie die Pläne zur IT-Transformation beeinträchtigen, wodurch die Problemlösung im Bereich der Datenaggregation erschwert wird. Viele Banken müssen zudem Maßnahmen ergreifen, um die Zusammensetzung und die kollektive Eignung ihrer Leitungsorgane zu verbessern, da sie dem Diversitätsaspekt nach wie vor nicht genügend Gewicht beimessen. Vor diesem Hintergrund fordert die EZB die Banken durch Verwaltungshandeln auf, eine Diversitätsstrategie einzuführen und Zielvorgaben in Bezug auf die Geschlechterverteilung festzulegen. Unterdessen zeigt sich bei der Beurteilung der Geschäftsmodelle, dass die von den Banken generierten Erträge die Kapitalkosten nicht übersteigen. Die Profitabilität hat sich 2021 erholt, insgesamt herrscht aber eine strukturelle Ertragsschwäche. Sorgen bereiten der Aufsicht dabei vor allem die Probleme, die seit Langem bestehen und noch in die Zeit vor der Pandemie zurückreichen, wie mangelhafte strategische Planung und/oder unzulängliche Ausführung dieser Pläne.

Bestände des Eurosystems an Wertpapieren für geldpolitische Zwecke Quelle: EZB

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