Fonds im Risikomanagement: Fondsdurchschau zur Erfüllung aufsichtsrechtlicher Anforderungen

Abbildung 1: Durchschaumethoden, Fragestellungen, Datenlieferung Quelle: DSGV

Dr. Christian Popp, Geschäftsführer, Karsten Quente, Abteilungsleiter Reporting, und Marcus Veltum, Teamleiter Fondscontrolling, alle Helaba Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH, Frankfurt am Main - Lassen sich rund um die vieldiskutierten Regulierungsthemen Solvency II und Basel III spezialisierte Dienstleistungen entwickeln, die der Finanzbranche die Arbeit erleichtern? Mit Blick auf das Reporting der Master-KVG ihres Hauses sehen die Autoren durchaus diese Chance. Konkret verweisen sie am Beispiel der Fondsdurchschau auf die Möglichkeit, das Berichtswesen der Kunden mit einer Datenverfügbarkeit und Methodik zu bereichern, die diese sowohl für die interne Steuerung als auch für das externe Berichtswesen nutzen können. Zusammen mit drei Pilotsparkassen und einem regionalen Sparkassenverband haben sie an dem Projekt gearbeitet und bieten seit Ende vergangenen Jahres eine Risikoklassendurchschau. (Red.)

Bereits seit mehreren Jahren fordern die Regulartoren, dass Kreditinstitute im Risikofall für eine höhere Transparenz innerhalb ihrer Fondsanlagen sorgen müssen. Vor diesem Hintergrund und um Kreditinstitute vor Feststellungen innerhalb von Sonderprüfungen nach § 44 KWG zu bewahren, beschäftigt sich das Projekt "Fonds im Risikomanagement" (FIR) unter Leitung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) beziehungsweise der Sparkassen Rating und Risikosysteme GmbH (SR) seit 2015 mit diesem Thema. Neben anderen Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG) bringt sich auch die Helaba Invest aktiv in die Projektgestaltung ein.

Datenverfügbarkeit und Methodenkonsistenz

Die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen ist nicht mehr eindimensional lösbar, eindimensional in dem Sinne, dass ein Fonds als einzelnes Objekt in die Gesamtbanksteuerung zu integrieren ist. Vielmehr wird gefordert, in den Fonds "hinein-" oder "durchzuschauen", als wären die einzelnen Instrumente des Fonds direkter Bestandteil der Eigenanlage. Die Art oder die Detailstufe der Durchschau ist wiederum vor dem Hintergrund der jeweiligen fachlichen Fragestellung der Risikosteuerung der Sparkasse zu beantworten und gerade bei Publikumsfonds auch von der Datenverfügbarkeit abhängig.

Eine wesentliche Anforderung an die Integration eines Fonds ist die Methodenkonsistenz, das heißt, auch die Fondsbestände sind analog zum restlichen Depot A in der Gesamtbetrachtung des Kreditinstituts zu berücksichtigen. Je nach Fragestellung (zum Beispiel Zinsrisiko, Adressenausfallbeziehungsweise Spreadrisiko oder der Risikotragfähigkeit) wird eine Durchschau auf Ebene von a) Einzelinstrumenten oder b) Risikoklassen erforderlich. In bestimmten Fragestellungen darf hingegen keine Durchschau angewandt werden, sondern c) der Fonds ist als Objekt zu betrachten (Abbildung 1).

Messung und Steuerung von Adressrisiken

Dabei können die Durchschaumethoden wie folgt prägnant umrissen werden:

Einzelpositionsdurchschau: Die Einzelpositionsdurchschau beschreibt das stichtagsbezogene Risiko des Fonds auf Basis der einzelnen Positionen im Fonds. Diese Methode wird gerade im Kontext des Adressen- und Spreadrisikos als unerlässlich eingestuft, damit die einzelnen Positionen des Fonds mit denen des Eigengeschäfts zusammengeführt und Analysen hinsichtlich Konzentrations- oder Klumpenrisiken durchgeführt werden können.

Auch zur Messung und Steuerung von Adressrisiken in Kreditportfolios wird als Zielansatz die Durchschau beziehungsweise Weiterverarbeitung auf Einzeltitelebene gefordert. Diese Risikoart wird bei Sparkassen häufig durch die Anwendung "Credit Portfolio View" oder auch kurz CPV berechnet. Vor knapp einem Jahr kamen mehrere Sparkassen auf die Helaba Invest zu und fragten, ob es möglich sei, für Spezialfonds und Direktanlagen die Bestands- und Cashflowinformationen so anzuliefern, dass diese nahezu eins zu eins zur Berechnung von Adressrisiken in CPV verwendet werden können.

Schnittstellenhilfe programmiert

Zusammen mit drei Pilotsparkassen und in Begleitung des Sparkassen Giroverbandes Hessen-Thüringen wurde eine entsprechende Schnittstellenhilfe programmiert. Die Rohdaten der Wertpapiere, die zur weiteren Berechnung in CPV benötigt werden, werden den Sparkassen über das E-Reporting der Helaba Invest zur Verfügung gestellt. Dies erfolgt für jeden Bewertungstag und ist jederzeit abrufbar. So können Sparkassen ihre Prozesse deutlich verkürzen und vereinfachen. Darüber hinaus haben Sparkassen zusätzlich die Möglichkeit, ihren Direktbestand bei der Helaba Invest in gespiegelter Form abzubilden.

Risikoklassendurchschau: Die Risikoklassendurchschau ist wie ein "Hybrid" aus Einzelpositionsdurchschau und den Fonds als Objekt zu behandeln. Dabei werden Risikoklassen gebildet, welche als "Schnitt" durch das Portfolio konstruiert werden, zum Beispiel anhand von Assetklassen, Regionen, Bonitäten, Laufzeiten oder Währungen. Auf Basis dieses teilweise verdichteten Bestandes mit zugehörigen Durchschnittskennzahlen werden weitere Analysen betrieben.

Fonds als Objekt: In manchen Fällen ist es nicht möglich oder erforderlich, eine Durchschau auf Einzelpositionen oder Risikoklassen durchzuführen, sodass die Analysen nur auf Ebene des Fonds erfolgen können. Beispielhaft seien hier die Liquiditätsrisikosteuerung oder auch die Solva-Meldung genannt.

Fachliche Fragestellungen und Lieferwege

Aus den genannten Rahmenbedingungen gilt es, die Datenanforderungen an eine KVG zu definieren, damit Kreditinstitute die aufsichtsrechtlichen Anforderungen lösen können.

Die Herausforderung besteht in der Regel nicht darin, die direkt gehaltenen Wertpapiere oder Derivate eines (Spezial-) Fonds mit den notwendigen Stammdaten und Kennzahlen bereitzustellen, sondern fremde Publikumsfonds, aus Sicht der Helaba Invest dritter Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG), transparent darzustellen.

Gemäß der BV-Wohlverhaltensrichtlinie sollen alle Anteilsscheininhaber sowohl zeitlich als auch inhaltlich die gleichen Informationen zu ihrem Investment erhalten. Dies schließt eine volle Transparenz der im Fonds befindlichen Finanzinstrumente nicht aus. Die Datenlieferung zu Publikumsfonds liegt jedoch im Entscheidungsspielraum der jeweiligen KVG. Es obliegt ihr zu entscheiden, ob sie diese Daten allen Anlegern gleichermaßen zugänglich machen will.

Im Kontext des gesetzlichen Meldewesens wird eine zeitlich verzögerte Datenanlieferung auf Ebene der Einzelinstrumente bereits angewandt. Für eine Marktrisikoquantifizierung sind die Daten des Meldewesens aufgrund ihres zeitlichen Versatzes und der rudimentären Behandlung von Derivaten jedoch nur bedingt einsetzbar. Wünschenswert aus Sicht des Risikomanagements sind vielmehr möglichst aktuelle Daten, um insbesondere bei sehr aktiv gemanagten Fonds (gegebenenfalls auch mit einem erhöhten Einsatz von Derivaten) die Risiken besser einschätzen zu können. Für die Publikumsfonds der Helaba Invest wird die tagesaktuelle Durchschau bereits im Standard angewandt.

Automatisierte Lieferwege direkt in die IT-Systeme

Sofern der Gesellschaft die Informationen zu den Einzelinstrumenten von Drittfondsgesellschaften zur Verfügung gestellt werden, können diese analog zu den hauseigenen Publikumsfonds in das Risikoreporting integriert werden, sodass das MaRisk-Berichtswesen in voller Durchschau automatisiert über das E-Reporting dem Kunden angeboten werden kann.

Eine weitere Dimension sind die verschiedenen Lieferwege, die wiederum in Abhängigkeit des verwendeten Zielsystems aufseiten der Sparkassen zu definieren sind. Neben der direkten Belieferung des Kreditinstituts über das E-Reporting der KVG werden auch voll automatisierte Lieferwege direkt in die IT-Systeme angeboten.

Der fachliche Umgang mit Fonds in den unterschiedlichen Fragestellungen ist zwingend einheitlich hinsichtlich der Durchschaumethode zu beantworten. In Abbildung 2 ist beispielhaft dargestellt, wie man den verschiedenen Fragestellungen begegnen kann.

Risikoklassendurchschau im E-Reporting

Das E-Reporting der Helaba Invest bietet bereits heute zahlreiche Berichte rund um das Thema MaRisk (BA) an. So steht zum Beispiel ein Bericht zur Verfügung, der als Ad-hoc-Lösung die standardisierte und mit der Sparkassen Rating und Risikosysteme abgestimmte Datenlieferung der Risikoklassendurchschau beinhaltet. Der Datenaustausch erfolgt direkt zwischen KVG und Sparkasse. Die Bestandspositionen werden dem abgestimmten Risikoklassenschema zugeordnet, sodass für jede Klasse das entsprechende Aggregat gebildet werden kann. Die einzelnen Aggregate werden mit Sensitivitätskennzahlen versehen, um eine methodenkonsistente Zuordnung zum restlichen Depot A zu gewährleisten.

Ergänzend zur aggregierten Darstellung des Risikoklassen-Exposures werden die einzelnen Instrumente mit ihrem jeweiligen Beitrag zum Aggregat auch in einer Nachweisliste ausgewiesen. Auf diese Weise kann für jedes Aggregat genau nachvollzogen werden, welche Positionen einfließen. Die Analyse von Veränderungen oder weiterführende Auswertungen werden so erheblich vereinfacht (Abbildung 3).

Darüber hinaus stellt die Helaba Invest im Rahmen ihres E-Reportings vielfältige Berichte zur Verfügung, die eine vollständige Durchschau auf die gesamten Bestände der Sparkasse (Direktbestand, Spezialfonds sowie Publikumsfonds) ermöglichen. Dies schließt auch Analysen zu Immobilieninvestments ein, die im ursprünglichen DSGV-Projekt nicht enthalten, von der Helaba Invest aber kurzfristig "nachgerüstet" wurden.

Die Risikoklassendurchschau wurde im Dezember 2015 produktiv genommen und stellt für die Mehrzahl der Sparkassen einen wesentlichen Fortschritt dar. Gleichzeitig wird der Trend bestätigt, dass sich das gesetzliche Meldewesen für Kreditinstitute immer stärker in Richtung eines Risikomanagements bewegt, vergleichbar mit dem aufsichtsrechtlichen Berichtswesen nach Solvency II für Versicherungen.

Szenarioanalyse für künftige Entwicklungen

So wird es zukünftig nicht mehr ausreichen, reine Stammdaten an die Aufsichtsbehörden zu melden, sondern die Verbindung mit Risiko- und Ertragskennzahlen zur Szenarioanalyse für künftige Entwicklungen wird immer stärker an Bedeutung gewinnen. Damit Kreditinstitute diese Anforderungen zeitnah und effizient erfüllen können, unterstützt die Helaba Invest ihre Anleger mit passenden Auswertungen und Schnittstellen.

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