Privatbankiers

Ein absehbares Ende

"Sind Privatbankiers nun die 'besseren' Bankiers? Zumindest sind sie andere Banker. Natürlich schützen die überschaubaren Strukturen der eher kleineren Häuser und eine lange Tradition nicht vor wirtschaftlichen Fehleinschätzungen und unternehmerischen Missgriffen. Doch allein die Tatsache, dass viele Privatbanken schon mehrere hundert Jahre existieren und sich trotz Wirtschaftskrisen, Währungsreformen, Kriegen und politischen Umwälzungen erfolgreich am Markt behaupten, weist auf zwei Charakteristika des Privatbankiers hin: sein Denken in längeren Zeiträumen und sein konservatives Verhältnis zum Risiko." So schrieb es ein Partner des Privatbankhauses Hauck & Aufhäuser vor gar nicht allzu langer Zeit. Das mag im Kern zwar stimmen, angesichts der sich doch häufenden Schieflagen bei den Privatbanken muss man aber durchaus die Frage stellen, ob das Denken in längeren Zeiträumen und der konservativere Risikoappetit wirklich immer auch gelebt werden.

Jüngstes Beispiel für das "Ableben" altehrwürdiger Privatbankhäuser ist eben Hauck & Aufhäuser. Anfang Juli nämlich übernahm der chinesische Investor Fosun, der bereits durch seinen Einstieg bei der BHF-Bank in Deutschland aufgefallen ist, achtzig Prozent der Anteile an dem Frankfurter/Münchner Bankhaus. Alle bisherigen Großaktionäre haben dem Verkauf zugestimmt und ziehen damit einen Schlussstrich unter viele magere Jahre mit mehr internen Querelen als Erfolgen am Markt. Für 2015 und 2016 wird nun eine Nullrunde in Aussicht gestellt, für die Jahre 2017 und 2018 kleine Gewinne. Wenn es überhaupt so weit kommt, denn ob und wie der neue Eigentümer Hauck & Aufhäuser schalten lässt, ist nach wie vor offen. Erste Spekulationen über eine Zusammenlegung mit der BHF-Bank kursieren bereits. Doch allein mit dem Verkauf ihrer Anteile zieht die Familie Hauck nach 219 Jahren (!) einen Schlussstrich unter ihr Engagement im Bankgeschäft. Während Georg Hauck & Sohn Bankiers, gegründet 1796, und das Bankhaus H. Aufhäuser, seit 1870 am Markt, Weltkriege, Weltwirtschaftskrisen und vieles mehr unbeschadet überstanden haben, bekam ihnen die Fusion im Jahre 1998 offensichtlich doch nicht gut. Zu unterschiedlich waren die Mentalitäten, zu verschieden die Ansprüche. Und das mit der Banklizenz ist auch so eine Sache. Denn die Ausweitung der klassischen Vermögensverwaltung hin zum ursprünglichen Bank- und damit auch Kreditgeschäft hat zwar neue Märkte erschlossen, aber auch höhere Risiken und vor allem nicht zu bewältigende Abhängigkeiten geschaffen. Denn wie sagt man einem guten Anlagekunden Nein bei unerfüllbaren Kreditwünschen? Das ist kein typisches Hauck-Aufhäuser-Schicksal, sondern bei vielen ehemaligen Privatbankhäusern zu beobachten. Aber das Streben nach mehr und Größerem machte und macht das Ende oft absehbar. Schade um solche klangvollen Namen ist es dennoch immer.

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