Konjunktur

Was denn nun?

Der Herbst ist traditionell die Jahreszeit für Konjunkturprognosen. Neben dem monatlich erscheinenden Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts, der auch im November eine unverändert gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft diagnostiziert hat, haben unter anderem die Chefökonomen der DZ Bank, der Deutschen Bank und der Bank Julius Bär ihre Einschätzungen für die Weltwirtschaft und die Kapitalmärkte im Jahr 2017 erörtert. Natur gemäß sind diese allein schon aufgrund der immer komplexeren Wirkungszusammenhänge und unter schiedlichen Schwerpunktsetzungen bei der Prognose divergierend, nichtsdestoweniger überraschten die mitunter deutlich voneinander abweichenden Auffassungen - so etwa bei der Frage, wo die Eurozone denn hinsteuern wird. Die DZ Bank und die Deutsche Bank blicken mit großer Sorge auf den vollgepackten politischen Wahlkalender 2017, der vor allem wegen wachsender populistischer Strömungen und möglicher Abschottungstendenzen im Welthandel erhebliche Unsicherheiten berge und eine nochmalige Abkühlung der Konjunktur zur Folge haben dürfte. Besonders skeptisch ist die DZ Bank, die - nicht zuletzt aufgrund der strukturellen Probleme und verschleppten Reformbemühungen der Euro-Krisenländer - gar vor einer Neuauflage der Eurokrise warnt. Deutlich gelassener sieht Julius Bär die Lage auf dem alten Kontinent und hält die politischen Risiken für überschaubar. Unterschiedliche Akzente setzen die drei Banken auch mit Blick auf die in vielen Ländern aufkeimende Verteilungsdebatte, die Verfassung der Rohstoffmärkte sowie die weltweite Wechselkursund die Kapitalmarktentwicklung in den Industriebeziehungsweise Schwellenländern.

Bei allen Differenzen lassen sich aber auch Gemeinsamkeiten ausmachen: So herrscht weitgehender Konsens, dass von den Industrieländern auch im kommenden Jahr kaum nennenswerte Wachstumsimpulse für den Welthandel ausgehen dürften. Mit Ausnahme vielleicht der USA: Die Deutsche Bank etwa hat ihre dortige BIP-Prognose 2017 mit der Wahl Donald Trumps auf immerhin 2,3 Prozent angehoben. Zumindest temporär dürfte die US-Konjunktur bei Erfüllung wichtiger Wahlversprechen (unternehmensfreundliche Steuerpolitik und Infrastrukturprogramme) also profitieren. Dies sollte sich dann auch in Inflationsraten über 2 Prozent manifestieren. Die Eurozone wird dagegen nach Ansicht aller drei Banken auch 2017 deutlich unter der Zielinflation von 2 Prozent verharren. Berechenbar scheinen darüber hinaus die weiteren Schritte der wichtigsten Notenbanken zu sein: Die Fed dürfte den expansiven Pfad 2017 verlassen und den Leitzins - noch im Dezember 2016 beginnend - schrittweise anheben. Auch hinsichtlich des Anleihekaufprogramms der EZB scheint klar, dass dieses im März 2017 nicht abrupt enden wird. Doch wer weiß, mit Blick auf die zahlreichen unvorhergesehenen Wendungen des Jahres 2016 kommt doch wieder vieles anders, als man denkt. Manche Einflussfaktoren bleiben einfach unvorhersehbar.

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