Leasing

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Das Tagesgeschäft läuft gut, aber die Bestandsaufnahme der Rahmenbedingungen und des Marktumfeldes der Leasingbranche fällt eher verhalten aus. Ein Plus von weniger als 2 Prozent bei den Ausrüstungsinvestitionen ist dem Bundesverband Deutscher Leasingunternehmen (BDL) jedenfalls eindeutig zu wenig, um ein optimistisches Bild der künftigen Wirtschaftsentwicklung zu zeichnen. Der derzeitige Impuls der Bruttoanlageinvestitionen von 0,5 Prozentpunkten auf das Wirtschaftswachstum wird bei Weitem nicht für ausreichend gehalten. Und so wird mit Blick auf 2017 von einem eher überschaubaren Wachstum des Leasing-Neugeschäftes zwischen 2 und 3 Prozent ausgegangen. Und an die Bundespolitik wird der sanfte Appell gerichtet, eine Verbesserung der Wachstumsbedingungen ins Auge zu fassen, speziell die Schaffung degressiver Abschreibungsmöglichkeiten und/oder Steuererleichterungen.

Dass Martin Mudersbach als Präsident und Horst Fittler als Hauptgeschäftsführer des BDL diese Anliegen derzeit eher beiläufig statt allzu fordernd vortragen, liegt an der Entwicklung des Leasings im laufenden Jahr. Denn trotz der keineswegs rosigen Aussichten für die Ausrüstungsinvestitionen als den wichtigsten Indikator lässt sich für die Branche ein Rekordjahr 2016 im Neugeschäft kaum noch vermeiden. Den derzeitigen Zahlen nach werden am Ende des laufenden Jahres ein Wachstum von 9 Prozent auf 64,2 Milliarden Euro und ein Anstieg der Leasingquote auf 24 (22,8) Prozent zu Buche stehen. Betrachtet man diesen Schub des Leasings vor dem Hintergrund der derzeit eher verhaltenen und zudem noch von einem Hang zur Innenfinanzierung geprägten Investitionstätigkeit, so wird deutlich, dass die Branche erheblich stärker wächst als die Gesamtwirtschaft. Über die Hälfte der außenfinanzierten Investitionen, so darf der BDL anhand einer aktuellen Grafik präsentieren, wird seit der Jahrtausendwende und dann wieder nach einer kleinen Delle in den Jahren 2008 und 2009 bis heute mittels Leasing realisiert. Dass für den Kredit und andere Finanzierungsquellen damit ein geringerer Anteil verbleibt, mag seit der Finanzkrise auch an den verschärften regulatorischen Bedingungen liegen.

Als wesentlichen Grund für die Abkopplung der Leasingbranche von der getrübten Investitionsstimmung und den bescheidenen Wachstumszahlen vieler anderer Sektoren verweisen die BDL-Vertreter aber auf die seit vielen Jahren erfolgte Anreicherung des Leasinggeschäftes mit flankierenden Serviceangeboten. Wer sich einen Eindruck von dem umfassenden Angebot verschaffen will, muss nur auf die einschlägigen Seiten der Leasinganbieter im mit 75 Prozent mit Abstand wichtigsten Segment Fahrzeuge gehen. Dort werden beispielsweise Werkstatt- und Schadensmanagement als Service angeboten beziehungsweise für Unternehmenskunden gleich das gesamte Fuhrparkmanagement.

Enttäuschend war im bisherigen Jahresverlauf die Entwicklung des Leasing-Neugeschäftes im Segment Büromaschinen und EDV. Aber gerade darin mag angesichts der gedämpften Aussichten des BDL für das kommende Jahr auch eine Hoffnung liegen. Denn nach allen Beobachtungen des Ifo-Instituts, das die Entwicklung des Leasingmarktes seit vielen Jahren kontinuierlich im Blick hat, gibt es in nahezu allen Wirtschaftssektoren einen erschreckenden Mangel an IT-Investitionen. Je stärker aber die Unternehmen in diesem wichtigen Bereich in Zeiten der Digitalisierung an die Grenzen ihrer Zukunftsfähigkeit stoßen, umso mehr werden sie an dieser Stelle investieren müssen. Daran will sich die Leasingbranche möglichst schon im kommenden Jahr ihren gebührenden Anteil sichern.

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