Finanzstabilität

Auf in eine digitale Zukunft

Viele neue Spieler auf dem Markt. Eine Verschiebung von Wertschöpfungsketten. Neue Vertriebswege und Produkttypen. Und eine Unmenge von Daten, die es genauestens im Auge zu behalten gilt. Die zunehmende digitale Transformation des Finanzsektors ist nicht nur für die Institute selbst eine enorme Herausforderung. Sondern mit Blick auf die Wahrung der Finanzstabilität stellt all das auch ständig neue Aufgaben an die Aufsichtsbehörden. Aus diesem Grund schließen sich Zentralbanken und Aufseher weltweit in sieben sogenannten "BIZ Innovation Hub" zusammen. Hier sollen neue Technologien erforscht und ihre Anwendung auf Zentralbank- und Bankaufsichtsfragen getestet werden. Lässt sich beispielsweise künstliche Intelligenz bei der Datenanalyse einsetzen, sodass die Analysten viel mehr Zeit für die inhaltliche Auseinandersetzung der Entwicklungen und ihrer Folgen gewinnen?

Drei solcher Zentren wurden bereits bei der Hongkong Monetary Authority, der Monetary Authority of Singapore und der Schweizerischen Nationalbank eröffnet. Weitere folgen bei der Bank of Canada, der Bank of England, einer Gruppe von vier nordeuropäischen Zentralbanken und im Frühjahr in Frankfurt. Hier eröffnen Deutsche Bundesbank und die Banque de France gemeinsam das Innowerk. Auf rund 1 300 Quadratmetern mit insgesamt 67 Arbeitsplätzen sollen sich führende Köpfe aus beiden Häusern, aber auch von außen aus Kreditinstituten, Fintechs und IT-Spezialisten mit der Digitalisierung im Finanzsystem beschäftigen.

Für den für Bankenaufsicht, Risiko-Controlling und IT zuständigen Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling wird man sich im Innowerk zunächst mit den Themen "Gestaltung von neuen Zahlungsstrukturen für die digitale Wirtschaft", "Erkennen von Risiken im Finanzsystem durch künstliche Intelligenz" und die "Effizientere Gestaltung der Bankenaufsicht durch Automatisierung" beschäftigen. Bei Letzterem soll beispielsweise erforscht und getestet werden, inwieweit sich die Bundesbank nicht Daten direkt von den Instituten ziehen kann, was den Meldeaufwand natürlich erheblich reduzieren und den Prozess enorm beschleunigen würde. So stünden quasi Echtzeitinformationen zur Verfügung, was die Erkennung von möglichen Gefahren sicherlich einfacher machen würde. Allerdings ist der direkte Zugriff der Aufsicht auf sensible Kundendaten auch nicht ganz ohne. "Wir als Bundesbank haben den Anspruch, Teil eines globalen digitalen Netzwerks zu sein und wollen unseren Beitrag zur digitalen Community in Frankfurt leisten. Aber wir sind nicht die besseren Geschäftsführer", so Wuermeling und warnte vor einer Veränderung der Rolle der Bankenaufseher. Er betonte aber auch, wie wichtig es sei, dass es zu einer Abkehr der institutsbezogenen Aufsicht hin zu einer tätigkeitsbezogenen Aufsicht komme. Überlegungen dazu würden langsam und vorsichtig vorangetrieben.

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