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Finanzstabilitätsbericht 2009

Die Lage des deutschen Finanzsystems hat sich stabilisiert, es bleiben aber Herausforderungen bestehen. Das sind Botschaften des Ende November 2009 veröffentlichten Finanzstabilitätsberichts der Deutschen Bundesbank. Im Zuge der internationalen Finanzmarktkrise sah sich demnach auch das deutsche Finanzsystem einem enormen und beispiellosen Druck ausgesetzt.

Nur durch außergewöhnliche fiskal- und geldpolitische Maßnahmen konnte aus Sicht der Bundesbank ein systemischer Zusammenbruch verhindert werden. Die Finanzmärkte haben sich dem Bericht zufolge mittlerweile deutlich erholt; der Wachstumsausblick hellte sich zuletzt ebenfalls spürbar auf. Dennoch erwartet die Notenbank für die deutschen Banken weitere Belastungen und sieht die Finanz- und die damit unmittelbar verknüpfte Wirtschaftskrise keineswegs als überwunden an.

Der Bericht beschreibt die Fortschritte bei der in Gang gekommenen Sanierung des deutschen Finanzsystems. So haben die deutschen Banken ihre Bilanzsummen merklich konsolidiert und die Eigenkapitalausstattung verbessert. Aufgrund einer moderaten Verschuldung der inländischen nichtfinanziellen Unternehmen sowie der privaten Haushalte wird die Ausgangslage für die Bewältigung der Finanzkrise in Deutschland zudem vergleichsweise günstig angesehen.

Dennoch sieht sich das deutsche Finanzsystem aus Sicht der Bundesbank weiterhin beträchtlichen Herausforderungen gegenüber. Die Verluste aus Verbriefungsinstrumenten dürften ihren Höhepunkt zwar überschritten haben. Bei den Buchkrediten besteht jedoch noch ein - von der weiteren konjunkturellen Entwicklung abhängiger erheblicher Wertberichtigungsbedarf. Er könnte sich, modellbasierten Schätzungen der Bundesbank zufolge, zwischen 50 Milliarden Euro und 75 Milliarden Euro bewegen. Die zu erwartenden Abschreibungen, so der Hinweis, entsprechen aber nicht automatisch dem ausstehenden Kapitalbedarf. Zur Deckung anfallender Verluste könnten zunächst die aktuell guten operativen Erträge sowie bereits getätigte Verlustrückstellungen herangezogen werden. In diesem Sinne wurde das deutsche Bankensystem aufgefordert, die gegenwärtig günstige Phase zu nutzen, um weitere Risikovorsorge zu treffen und die Kapitalpolster aufzustocken. Dies sei unerlässlich, auch um einer angebotsseitig bedingten potenziellen Kreditverknappung dauerhaft entgegenzutreten.

Zur Vorbeugung künftiger Krisen spricht sich die Bundesbank dafür aus, die in nationalen und internationalen Gremien diskutierten Reformen sobald als möglich umzusetzen. Im Mittelpunkt der Bemühungen habe dabei die stabilitätskonforme Gestaltung einzelwirtschaftlicher Anreizstrukturen zu stehen. Schwachstellen im Regulierungswerk sollten behoben und die Widerstandsfähigkeit der Marktteilnehmer gestärkt werden. Die Bundesbank will dazu beitragen, dass die Kapital- und die Liquiditätspuffer, mit denen Krisen abgewettert werden, künftig angemessen sind.

Der Bericht hebt zudem hervor, dass die traditionelle Einzelinstitutsüberwachung durch eine makroprudenzielle Aufsicht mit systemischem Blickwinkel zu ergänzen ist. Um Finanzstabilität sicherzustellen, muss aus Sicht der Bundesbank der Endogenität von Risiken Rechnung getragen werden. Systemweite Rückkoppelungen - etwa im Zusammenhang mit prozyklischen Eigenkapitalregeln oder Liquiditätsspiralen sind bei einer stabilitätssichernden Politik zu beachten. Die Bundesbank, so wird betont, habe auf diese Herausforderung reagiert und zur Intensivierung ihrer makroprudenziellen Analyse im Mai 2009 einen neuen Zentralbereich Finanzstabilität geschaffen.

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