Kreditgenossenschaften

Eine Frankfurter Volksbank

Die Frankfurter Volksbank ist die Frankfurter Volksbank schon lange. Doch das hinter Berlin zweitgrößte genossenschaftliche Primärinstitut ist auf gutem Weg auch die eine Frankfurter Volksbank zu werden. Denn die amtierende Vorstandschefin Eva Wunsch-Weber macht erfolgreich da weiter, wo ihr Vorgänger im Amt, Hans-Joachim Tonnellier, aufgehört hat. Dieser fusionierte sage und schreibe vierzehn Mal in seiner Amtszeit. Das Geschäftsgebiet erstreckt sich mittlerweile von Kelkheim im Westen bis Hanau im Osten, von Weilburg im Norden bis eben Griesheim im Süden.

Dieses flächendeckende Netz baut Wunsch-Weber nun noch weiter aus. Die Fusion mit der Höchster Volksbank ist der erste Coup der amtierenden Frau an der Spitze. Im März sollen die Vertreterversammlungen zustimmen, spätestens im Sommer soll dann rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres fusioniert werden. Für die rund 75 Mitarbeiter der Volksbank Höchst gibt es eine Beschäftigungsgarantie für die kommenden fünf Jahre, allesamt "erfahrene Mitarbeiter, die sich im Verbund bestens auskennen", wie die Vorstandschefin betonte. Die acht Geschäftsstellen der Höchster im Frankfurter Westen sowie den angrenzenden Gemeinden Flörsheim und Hattersheim sollen ebenfalls nicht geschlossen, sondern in das Netz der Frankfurter Volksbank integriert werden. Zum Jahresende 2015 belief sich die Bilanzsumme der Volksbank Höchst, immerhin auch schon 153 Jahre alt, auf 315 Millionen Euro, das Volumen der Einlagen lag bei 217 Millionen Euro, das der Kundenkredite bei 220 Millionen Euro. Unter dem Strich verblieb ein Ergebnis von 2,4 Millionen Euro.

Sollte der Zusammenschluss gelingen, woran es kaum Zweifel geben kann, fehlt nicht mehr viel zu der einen Frankfurter Volksbank. Mit der Volksbank Griesheim gibt es noch ein eigenständiges Institut im Stadtgebiet, mit der Volksbank Bad Vilbel noch eines im direkten Umland. Und auch die Raiffeisenbank Oberursel erfreut sich in dem Taunusstädtchen noch der Unabhängigkeit. Wunsch-Weber betonte zwar, dass bis zur erfolgreichen Bewältigung der Fusion mit den Kollegen aus Höchst die "ganze Aufmerksamkeit und Zuneigung den Mitarbeitern, Kollegen und Kunden der Volksbank Höchst" gehören wird, Annäherungswünschen der weiteren Kollegen wird sie sich aber sicher nicht verschließen. Dabei muss es aber passen, geschäftlich wie menschlich. In die Hände spielt der großen Volksbank der Druck, der aus dem aktuellen Niedrigzinsumfeld und der Regulatorik für die kleineren Häuser entsteht. Für Manfred Ruhs, den Vorstandsvorsitzenden der Höchster Volksbank, war dies jedenfalls einer der Hauptgründe, sich für eine Fusion mit den Frankfurtern zu entschließen: "Tagtäglich bekommen wir von den verschiedensten Adressaten rund 15 Rundschreiben, Zahl und Umfang haben in den letzten Jahren in ihrer Komplexität deutlich zugenommen." Dies erfordere Spezialisten-Knowhow, binde erhebliche personelle und zeitliche Kapazitäten und erhöhe das Haftungsrisiko für den Vorstand enorm. Wunsch-Weber berichtete von zwei Millionen Euro pro Jahr und 15 Mitarbeitern, die die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben ihr Haus koste.

Das ärgert zwar, schlägt sich in den Zahlen aber noch nicht nennenswert nieder. Dafür ist die inzwischen mitgliederstärkste deutsche Volksbank einfach zu erfolgreich. Wären nicht einige Millionen in die stillen Reserven gepackt, die Pensionsverpflichtungen an den neuen Zinssatz angepasst und durch die Auflösung alter Zinsswaps Millionenentlastungen für die Zukunft geschaffen worden, 2015 wäre ein neues Rekordjahr gewesen. Aber das wollte die kluge und umsichtige Wunsch-Weber nicht, Rekordergebnisse passen einfach nicht in eine Zeit, in der stetig vor der Niedrigzinsphase und den daraus resultierenden Belastungen gewarnt wird. Nichtsdestoweniger: Das Kundenkreditvolumen mit 4,82 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres, die Einlagen um 20 Millionen Euro auf 6,93 Milliarden Euro gesteigert, der Zinsüberschuss stabil bei 193 Millionen Euro, das Provisionsergebnis ausgeweitet auf 51,3 Millionen Euro und nur marginal erhöhte Verwaltungsaufwendungen - all das demonstriert ein Spitzenjahr. "Wir haben ein tragfähiges Geschäftsmodell, eine klare Strategie und eine sehr gute Grundkonstitution. All das kann man als Bank in 2016 auch gut gebrauchen." Diesen Schlussworten von Eva Wunsch-Weber kann man nichts hinzufügen.

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