HSBC Deutschland

Kräftiges Plus - nicht nur dank Sonderfaktoren

Quelle: HSBC

Im Vorjahresvergleich das Zinsergebnis halten zu können, ist für viele hiesige Kreditinstitute im derzeitigen Zinsumfeld schon ein Erfolg. Den bislang vorliegenden Ergebnissen nach dürfte das nur wenigen Instituten gelungen sein. Die Deutsche Bank berichtete Ende Juli für das erste Halbjahr von einem Minus von 19 Prozent, bei der Commerzbank waren es fast minus 21 Prozent und auch der Sparkassenverband Baden-Württemberg als Anhaltspunkt für die Entwicklung im Sparkassenbereich bereitete bei der Erläuterung der Halbjahreszahlen für seine Mitgliedsinstitute schon auf ein spürbar rückläufiges Zinsergebnis für das Gesamtjahr vor. Dass die HSBC Deutschland in diesem Umfeld ihren Zinsüberschuss im ersten Halbjahr 2017 mit 101,5 (101,4) Millionen Euro nahezu stabil halten konnte, rechnet die deutsche Tochtergesellschaft der HSBC Group in gewissem Grade schon der im vergangenen Jahr verkündeten strategischen Umorientierung zu. Demnach hat die Abkehr von der betont offensiven Wachstums- und Investitionsstrategie der Vorjahre und die Hinwendung zu einem stärker renditeorientierten Ansatz dem Zinsüberschuss aus dem Kreditgeschäft zu einem weiteren Wachstum verholfen. Und nicht zuletzt damit konnte der Überschuss aus dem Zinsgeschäft insgesamt stabil gehalten werden - und zwar trotz eines Verzichtes auf Negativzinsen im Private-Banking-Segment und der Belastung aus rückläufigen Zinseinnahmen aus den Wertpapierbeständen der Liquiditätsreserve.

Vom allgemeinen Druck auf das Zinsergebnis ist die Bank ohnehin weit weniger betroffen als die Mehrzahl der deutschen Institute. Denn mit ihrer Grundausrichtung auf Dienstleistungen generiert sie nahezu zwei Drittel ihres operativen Ergebnisses aus dem Provisionsgeschäft. Genau dieser Hauptertragsbringer hat ihr in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ein Plus von 8,7 Prozent beziehungsweise 20,8 Millionen Euro beschert. Gut gelaufen sind nach Angaben der Bank vor allem M&A-Transaktionen und große Kreditstrukturierungen. Dass allerdings beim Jahresüberschuss vor Steuern gegenüber dem Vorjahresergebnis gleich ein sattes Plus von 31,5 Prozent (auf 153,2 Millionen Euro) ausgewiesen werden kann, verdankt die Bank nicht nur den genannten Geschäftsfeldern sowie einer leichten Senkung des Verwaltungsaufwands (minus 0,6 Prozent auf 285,6 Millionen Euro), sondern maßgeblich einer Verfünffachung des Ergebnisses aus Finanzanlagen auf 25,9 (5,0) Millionen Euro. Dieser Sondererlös wiederum ist dem Verkauf diverser Beteiligungen zu verdanken, die nicht mehr für den operativen Geschäftsbetrieb notwendig sind. Es ist schön, wenn man nach zehn Jahren Finanzkrise aus Beteiligungen, die nicht mehr zum operativen Geschäft zählen, einen Erlös von gut einem Viertel des üblichen Jahresüberschusses erzielen kann. In dieser Einschätzung darf man dem Vorstand sicherlich Recht geben. Nach Berücksichtigung der ebenfalls kräftig gestiegenen Steuerposition (50,9 nach 36,6 Millionen Euro) verbleibt damit zum Halbjahresstichtag ein Jahresüberschuss von 102 (79,9) Millionen Euro - ebenfalls ein stattliches Plus von 28 Prozent.

Einen positiven Effekt hat ein solcher Ertragsschub natürlich auch auf die Cost Income Ratio. Die 65,1 (71,3) Prozent zur Jahresmitte 2017 will die Bank allerdings nicht überbetont wissen. Angesichts ihrer Ansprüche an die Beratungs- und Dienstleistungsintensität hält sie nach wie vor einen Zielwert von rund 70 Prozent für angemessen. Geradezu exotisch mutet dieser Tage die auf das Jahr hochgerechnete Eigenkapitalrendite der HSBC Deutschland von 14,6 (12,1) Prozent an. Auch mit Blick auf diese Kennzahl gibt sich der Vorstand bescheiden und verweist auf die allgemein vom Mutterkonzern angepeilten 10 Prozent nach Steuern sowie auf die Schwierigkeiten eines wirklichen Vergleichs zwischen den Konzerneinheiten in verschiedenen Ländern. Offensiv und selbstbewusst fällt hingegen die Ergebnisprognose aus. Statt eines leichten Anstiegs des Vorsteuergewinns wie er noch im Prognose- und Chancenbericht des Geschäftsberichtes 2016 nachzulesen ist, wird nun ein Anstieg des Vorsteuergewinns im oberen einstelligen Prozentbereich angepeilt. An die Ankündigung solcher Zuwachsraten können sich in ihren Halbjahresberichten 2017 nur wenige der hiesigen Banken heranwagen.

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