Kreditgenossenschaften

"Wenn es mal gut läuft ..."

Auf politischer Ebene hört mancher im Rest der Republik das, was aus der hessischen Landeshauptstadt verlautet, nicht immer gerne. Anders stellt sich die Lage freilich dar, wenn man eine Primärbank aus dem Sparkassen- oder kreditgenossenschaftlichen Lager ist. Denn dann lohnt es sich früh am Anfang eines jeden Jahres durchaus, nach Wiesbaden zu schauen und zu hören. Natürlich sind Geschäftsmodelle verschieden und Geschäftsgebiete nicht vergleichbar, aber eine sanfte Indikation, wie das abgelaufene Jahr sich entwickelt hat, können die Zahlen der Wiesbadener Volksbank schon geben. Auch in diesem Jahr sind es wieder gute Nachrichten. Denn trotz Niedrigzinsphase, erhöhtem Regulierungsaufwand und steigenden Kundenanforderungen gelang es der Volksbank, das gute Ergebnis der Vorjahre zu bestätigen. Dementsprechend zufrieden zeigten sich die Verantwortlichen bei der traditionell sehr frühen Vorlage der Zahlen. An diesem Ergebnis könne man sich erwärmen, so Vorstandschef Matthias Hildner.

Basis war einmal mehr das gute Kundengeschäft. Das Kundenkreditgeschäft legte - getragen vom Firmenkundenbereich - um 6,8 Prozent auf 2,66 Milliarden Euro zu. Der Einlagenbestand stieg ebenfalls spürbar um 3,3 Prozent auf 2,97 Milliarden Euro, obwohl die angebotene Verzinsung bei Giro- und Sparkonten im Null-Bereich und beim Tagesgeld deutlich unter einem Prozent liegt. Die Kundeneinlagenquote lag 2014 bei 81 Prozent, die Kundenkreditquote bei 73 Prozent. Damit hat sich der Einlagenüberhang gegenüber dem Vorjahr leicht verringert, was der Ertragsrechnung der Bank zugutekommt, da die Kreditzinsen natürlich einkömmlicher sind als solche bei Anlagen am Kapitalmarkt, die das hohe Sicherheitsbedürfnis der Wiesbadener erfüllen. Nichts mehr zu verdienen ist bei der eigenen Zentralbank, denn für die "Over night"-Anlagen bei der DZ Bank beträgt der Zinssatz Null Prozent, ist aber immerhin "nicht negativ wie bei der EZB".

Trotz der Volumenzuwächse ist der Zinsüberschuss leicht zurückgegangen, was aber durch den Provisionsüberschuss nahezu kompensiert wurde. Ein verbesserter Verwaltungsaufwand und ein nochmals gesunkenes Bewertungsergebnis lassen dann unter dem Strich ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 50,9 Millionen Euro stehen, ein Plus von 3,8 Prozent gegenüber 2013. So sehr man aus Bankensicht über die niedrigen Zinsen schimpfen mag, beim Bewertungsergebnis helfen sie natürlich, da fallende Zinsen zu steigenden Kursen bei festverzinslichen Wertpapieren führen. Der Blick nach vorn fällt dieses Mal nicht ganz so zurückhaltend aus, wie man das eigentlich von der Wiesbadener Volksbank gewöhnt ist. Zwar bleibe das Zinsergebnis eine Herausforderung, doch sei man zuversichtlich, auch 2015 wieder ein ansprechendes Ergebnis vorlegen zu können, so Hildner, der in den Vorjahren stets einen Rückgang des Ergebnisses von zehn Prozent prognostizierte und immer falsch lag.

Hildner, der die Bank nun seit fast drei Jahren führt, fürchtet dabei auch die vielbeschworene Digitalisierung nicht sonderlich. In einigen Bereichen wie dem Zahlungsverkehr sei zwar eine Revolution des Bankgeschäfts zu erwarten und neue Anbieter wie Amazon, Apple oder Google werden hier den Banken Konkurrenz machen, aber er gehe nicht davon aus, dass in der hochqualifizierten Beratung im Firmenkunden-, Privatkunden- und Immobiliengeschäft der Mensch durch Computer ersetzt werde. Dementsprechend gebe es derzeit auch keinen Bedarf, an der Filialausstattung nennenswert etwas zu ändern. Noch habe ihn kein Konzept überzeugt und experimentieren sei nicht so die Sache der Wiesbadener Volksbank, meinte der Vorstandsvorsitzende. Warum auch. Alle Filialen sind inzwischen saniert worden und jede einzelne Zweigstelle trägt sich selbst. Auf dieser Basis soll das Kundengeschäft mit Augenmaß weiter ausgebaut werden, wodurch weitere Verluste bei den Zinseinnahmen ausgeglichen werden können.

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