Kreditgenossenschaften

Regional - langfristig - solide

Volksbank Wiesbaden

Die Wiesbadener Volksbank trotzte auch 2018 wieder erfolgreich der anhaltenden Nullzinsphase. Dank eines kräftigen Wachstums im Kreditgeschäft gelang es erneut, den Margenrückgang im zinstragenden Geschäft über die höheren Volumina auszugleichen. In Zahlen heißt das: Ein Plus beim Kundenvolumen von 3,5 Prozent auf erstmals über 9 Milliarden Euro (9,086 Milliarden Euro) führte zu einem sehr moderaten Rückgang des Zinsüberschusses um 1,1 Prozent auf 88 Milliarden Euro. Die Zinsspanne liegt mit 1,95 Prozent zwar unter der 2-Prozent-Marke, aber immer noch im einigermaßen auskömmlichen Bereich. Und das gesamte Kreditneugeschäft belief sich auf rund 700 Millionen Euro, was Vorstandschef Matthias Hildner zu Recht als "schönen Verkaufserfolg" wertete. Das Gros des Wachstums kommt dabei aus der Immobilienfinanzierung. Hier komme der Volksbank ihre über Jahrzehnte gewachsene starke Stellung in der Region Wiesbaden zugute, betonte Hildner, denn man kenne die Kunden, die eine Immobilie abgeben wollten und diejenigen, an die man so etwas verkaufen könne. Doch im klassischen Kreditgeschäft vor allem mit dem Mittelstand steht noch ein Plus.

Zweiter Faktor für ein erneut erfolgreiches Jahr der Wiesbadener Volksbank: die Kostendisziplin. Denn trotz des kompletten Umbaus der Hauptfiliale in Wiesbaden stiegen die Aufwendungen lediglich um 1,2 Millionen Euro auf 61,1 Millionen Euro. Dass bei stabilem Provisionsüberschüssen von 26 Millionen Euro und einem leicht niedrigeren Bewertungsergebnis (6,7 nach 7,3 Millionen Euro) unter dem Strich dennoch ein Jahresergebnis auf Vorjahreshöhe von 13,3 Millionen verbleibt, ist auf die geringeren Zuführungen zu den Reserven nach § 340 f zurückzuführen, die im Berichtsjahr "nur" 11,8 Millionen Euro nach zuvor 15,2 Millionen Euro betrugen. Die Wiesbadener Volksbank ist allerdings mit einer Gesamtkapitalquote von 19,2 Prozent immer noch ziemlich komfortabel kapitalisiert.

Dritter Punkt für den Erfolg: Es werden in Wiesbaden keine Spinnereien gemacht. Finanziert wird, was man versteht, verkauft wird, was die Kunden wollen und brauchen. Langfristig, regional und solide wie Hildner gerne betont, der dabei auch die Bedeutung des genossenschaftlichen Finanzverbundes und des DZ-Bank-Konzerns mit all den Produktlieferanten für den Erfolg der Primärbanken unterstreicht. Etwas zurückhaltend ist Hildner dabei noch in Sachen Holdingmodell der Zentralbank: Darüber könne erst dann entschieden werden, wenn eine verlässliche Basis an Informationen auf dem Tisch liege, die zeige, dass ein solches Modell einen wirklichen Vorteil gegenüber der heutigen Aufstellung biete. Diese Informationsbasis soll in den kommenden beiden Jahren erarbeitet werden.

Für das laufende Jahr rechnet Hildner mit anhaltendem Druck auf das Zinsergebnis, da mit Zinserhöhungen wohl erst 2020 zu rechnen sei. Das ist eine Einschätzung, die sich angesichts der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa mehr und mehr durchsetzt. Überhaupt seien die Rahmenbedingungen so anspruchsvoll wie lange nicht mehr, meint der Vorstandschef der elftgrößten deutschen Kreditgenossenschaft aus dem beschaulichen Wiesbaden. Politische Unsicherheiten kämen zusammen mit einer herausfordernden Geldpolitik, einer sich langsam abzeichnenden konjunkturellen Abkühlung sowie zunehmenden regulatorischen Verwirrrungen. Vor allem die Vorschriften der MiFID II sorgen beim Vorstandschef für Unverständnis. Der Aufwand für die Banken habe sich dadurch ebenso erhöht wie der für Kunden, ohne dass es einen erkennbaren Mehrwert in Sachen Verbraucherschutz und Transparenz gebe. Immerhin haben sich die Kunden nicht abgewandt: Die Transaktionszahlen haben sich nicht verringert, sondern sind im Gegenteil sogar gestiegen und finden nun eben stationär und nicht mehr per Telefon oder online statt. Das wiederum müsste einer Multikanal-Filialbank wie der Wiesbadener Volksbank doch eigentlich entgegenkommen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X