Weitsicht, Konzentration, Verbundenheit und Prinzipien lauten die Maßstäbe, die die beiden Eignerfamilien der Fürstlich Castell´schen Bank, Credit-Casse AG im mittlerweile 241. Geschäftsjahr an die Führung des Bankgeschäftes anlegen. Und wer die Stichworte betrachtet, mit denen die beiden amtierenden Vertreter der Fürstenhäuser im Aufsichtsrat diese Orientierungspunkte auf den ersten Seiten des aktuellen Geschäftsberichtes mit Leben erfüllen, wird auch in Zeiten von Niedrigzinsen und Überregulierung auf Tradition und Kontinuität eingestimmt. In der Hinführung zu den konkreten Zahlen des Geschäftsverlaufes ist von nachhaltigem Wachstum, von Gelassenheit, von Verbundenheit mit der Region, von einem Hort der Stabilität und Qualität sowie von Verlässlichkeit und gegenseitiger Wertschätzung gegenüber Kunden und Mitarbeitern die Rede. In ihrer Ausrichtung der Vermögensverwaltung bekennen sich die Familien zu den Prinzipien, die anvertrauten Vermögen zu bewahren, die Risiken und die Kostenbelastungen zu begrenzen, Klumpenrisiken zu vermeiden, Nachvollziehbarkeit und Transparenz zu gewährleisten, die Verfügbarkeit der Gelder sicherzustellen und nicht zuletzt eine faire und transparente Vergütungsstruktur für die erbrachten Leistungen anzubieten.
Natürlich klingen solche Leistungsversprechen so edel und gut, wie man das von Fürstenhäusern erhoffen darf. Zu dem üblichen Gerangel um Kundenverbindungen, wie man es selbst jeden Tag im Wettbewerb registrieren oder in den Medien mitverfolgen kann, passen all die schönen Attribute jedenfalls nur bedingt bis gar nicht. Aber guter Wille und ehrenhafte Absichten allein reichen selbst bei Privatbankiers heute nicht mehr aus.
Auch eine fürstlich geführte Bank muss sich mit den Realitäten der Regulierung und all den damit verbundenen technischen und organisatorischen Eigenheiten auseinandersetzen. Sie muss wie viele kleine und mittlere Institute aus dem privaten Bankensektor die Umsetzung der vielen regulatorischen Regelungen verkraften und die Leistungsfähigkeit ihrer IT sicherstellen - Letzteres seit einigen Jahren über das genossenschaftliche Rechenzentrum der GAD. Und ganz nebenbei muss sie die Aufsicht von der Tragfähigkeit ihres Geschäftskonzeptes überzeugen. Um dessen Zukunftsfähigkeit zu sichern, verfolgt die Castell-Bank seit einigen Jahren eine duale Strategie. Neben dem traditionellen Geschäft mit dem Mittelstand und den Privaten in der Region wird als zweites Standbein die Vermögensverwaltung stärker ausgebaut. An den Standorten in den größeren Städten Heilbronn, Mannheim, München, Ulm und Würzburg gibt es dafür eigens spezialisierte Teams.
Dass sich die Ertragslage der Bank im Berichtsjahr 2014 gemessen an dem auf 5,07 (4,6) Mill. Euro gestiegenen Jahresüberschuss auf dem Niveau der vergangenen Jahre bewegt, ist maßgeblich einer auf 1,8 (6,1) Millionen Euro rückläufigen Risikovorsorge im Kundengeschäft zu verdanken. Auf mittlere und längere Sicht will die Bank ihr duales Geschäftsmodell aber stärker in Richtung Provisionsgeschäft ausbauen. Konkret sollen auf diesem Weg die traditionellen Kundenverbindungen mit den Privat- und Firmenkunden in der Region weiter gepflegt und aufrecht erhalten werden. Gleichzeitig will die Bank in der Vermögensverwaltung erklärtermaßen wachsen. Impulse erhofft man sich dabei nicht zuletzt über den kürzlich auf den Weg gebrachten Drittvertrieb von Fonds über Ebase, Comdirekt und andere Plattformen. Damit verbunden wäre automatisch eine gewisse Gewichtsverlagerung hin zu Provisionen.
Mit einer hektischen Verschiebung der Akzente ist bei der Castell-Bank zwar nicht zu rechnen. Aber in den kommenden drei Jahren wird immerhin ein ausgeglichenes Verhältnis von Zins- und Provisionsgeschäft angestrebt. Mit 20,1 Millionen Euro im Zinsüberschuss und 13,1 Millionen Euro im Provisionsüberschuss beträgt der Anteil des Zinsüberschusses am Roh ertrag (= Zins- plus Provisionsüberschuss) für das Berichtsjahr 2014 noch gut 60,5 Prozent. Zum Vergleich: Gegenüber dem Jahr 2004 mit einer Quote von knapp 66 Prozent zeichnet sich aber schon eine Entwicklung in die gewünschte Richtung ab.