Wealth Management

Neue Kundenstrukturen

Der europäische Wealth-Management-Markt ist mit 18 Billionen Euro an verwaltetem Vermögen noch immer einer der aussichtsreichsten Bereiche für die Finanzwirtschaft. Nach den Daten einer aktuellen Studie "Imperatives for Success" von J. P. Morgan Asset Management und Oliver Wyman ist diese Größe seit dem Jahr 2010 jährlich um 4,3 Prozent gewachsen. Für die kommenden vier Jahre erwarten die Studienautoren eine Steigerung von jährlich 4,9 Prozent auf dann 23 Billionen Euro - und damit eine deutlich wachsende Basis für Finanzdienstleistungen in diesem Bereich. Dazu kommt, dass die Eigenkapitalrendite im Wealth Management mit 13 bis 15 Prozent im Durchschnitt höher eingeschätzt wird als in anderen Finanzdienstleistungssegmenten.

Das hat zur Folge, dass der Markt enorm wachsenden Herausforderungen entgegensieht. In der Analyse, für die 23 CEOs und Führungskräfte von Privatbanken interviewt und 136 weitere Marktteilnehmer aus 13 europäischen Ländern online befragt wurden, erwarten die Teilnehmer einen steigenden Wettbewerbsdruck, schrumpfende Provisionen, steigende Kosten, vor allem für Compliance, sie registrieren ein beschädigtes Vertrauen der Kunden und hohe Renditeansprüche derselben.

Hinzu kommen strukturelle Veränderungen der Kundenbasis, die Handlungsbedarf dringlich werden lassen. In den nächsten 20 bis 30 Jahren steht ein umfangreicher Übergang von Vermögen durch Vererbung an die nächste Generation an. Nach Daten der Europäischen Zentralbank, die in der Studie zitiert werden, ist derzeit die Hälfte des Vermögens in den Händen von Personen mit einem Alter über 55 Jahren. Zudem entsteht neuer Reichtum derzeit häufig in Firmen, die neue Technologien entwickeln oder anbieten - mit einer entsprechenden Affinität der Unternehmer für diese Techniken und deren Möglichkeiten. Was für die Retailbanken schon seit einiger Zeit gilt, wird nun offenbar auch zu einem sichtbaren Trend in der Welt der Vermögensverwaltung. Ein neuer Typus von Kunden erwächst in einem zunehmend digitalisierten Umfeld mit veränderter Investmentkultur sowie höherer Kostensensibilität.

Dass die digitalen Technologien dabei den administrativen Kundenkontakt vereinfachen und die Kundenbetreuung verbessern können, ist die eine Seite der Medaille. Dass dadurch aber auch innovative Anbieter in die noch deutlich von persönlichen Beziehungen geprägten Märkte eindringen können, ist die andere Seite. Und so kommentiert der Deutschland-Chef von J. P. Morgan Asset Management, Christoph Bergweiler: "Noch werden 80 Prozent der Investmentprodukte in Kontinentaleuropa von Banken eingesetzt. Zunehmend vertrauen vermögende Kunden jedoch auf unabhängige Anbieter ohne Bezug zu einem Finanzinstitut wie Multi Family Offices, unabhängige Vermögensverwalter oder neu entstehende Anbieter außerhalb der traditionellen Finanzindustrie."

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