Zahlungsverkehr

Notenbanken als Impulsgeber im Wettbewerb

Nicht nur die Aktivitäten der Internetriesen Amazon, Google und Facebook, sondern auch viele Fintechs mit ihren Aktivitäten gelten für die hiesige Kreditwirtschaft im Zahlungsverkehr zu Recht als Bedrohung für die Zukunftsfähigkeit. Ganz so trostlos wie die Lage der Banken in diesem für die Kundenbindung wie die Ertragsrechnung gleichermaßen wichtigen Geschäftsfeld noch vor ein oder zwei Jahren gezeichnet wurde, ist sie inzwischen aber möglicherweise doch nicht mehr. Denn zum einen haben viele Fintechs erkennen müssen, dass ihre noch so guten Lösungen auf dem Weg einer Kooperation mit der Kreditwirtschaft besser zum Tragen kommen. Und zum anderen hat die deutsche Kreditwirtschaft doch vergleichsweise schnell diverse Lösungen an den Markt beziehungsweise in die Nähe der Marktreife gebracht. Insbesondere die mögliche Marktdurchdringung rund um die Echtzeitzahlung ist Anfang Juli mit dem Einstieg der Sparkassenorganisation deutlich gestiegen.

Für Firmenkunden aus Produktion und Handel gleichermaßen interessant ist insbesondere das schnelle Clearing mit der Möglichkeit, direkt über die eingegangenen Zahlungen zu verfügen. Die notwendige technische Infrastruktur, die den europäischen Banken seit Ende 2017 zur Verfügung steht und ihnen neue Angebotsvarianten für Geschäfts- wie Privatkunden ermöglicht, fußt auf dem EZB-Prestigeprojekt Sepa Instant Payment.

Zu verdanken ist dieses nicht zuletzt der Initiative der Europäischen Zentralbank, die es unter dem Direktoriumsmitglied Yves Mersch in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in den nationalen Notenbanken aus der gesamteuropäischen Perspektive vorangetrieben hat. Mit der neuen Technik als Basis für innovative Zahlungsdienstleistungen für Europa und seinem integrierten Finanzmarkt wollten die Notenbanken von Anfang an einen Gegenpol zu den großen internationalen Wettbewerbern setzen.

Diese Chance schöpfen inzwischen auch die deutschen Banken schneller aus, als man das vor gut einem Jahr noch vermuten durfte. Seit Ende November 2017 bietet die Unicredit Gruppe und damit hierzulande auch die Tochter Hypovereinsbank ihren Kunden die Echtzeitzahlung beim Onlinebanking an. Nach Freischaltung der Lösung können seit einigen Wochen nun auch die Kunden der Sparkassenorganisation für das Online- wie auch das Mobile Banking zwischen der Standardüberweisung und der sekundenschnellen Echtzeitüberweisung in 34 europäische Länder wählen. Für November hat die Deutsche Bank ihren Einstieg angekündigt und auch alle hiesigen Genossenschaftsbanken sollen Ende November 2018 zugeschaltet sein und wollen das Konzept dann im kommenden Jahr sukzessive auf das Firmengeschäft der Mitgliedbanken ausweiten. Wie viele Ortsbanken diese Angebote ihrer Verbünde letztlich aufgreifen werden, lässt sich zwar noch nicht absehen. Aber diese und andere Produktvarianten geben den Instituten die Möglichkeit, sich neue Provisionsquellen im Privat- und Firmenkundengeschäft zu erschließen. Die Preise für die Echtzeitzahlung sind dabei teils als Einzelgebühr gestaltet und teils in Kontoführungskonzepte einbezogen.

Sicherlich lässt sich im Zahlungsverkehr noch nicht absehen, welche Produkte und Dienstleistungen sich in Zusammenhang mit den neueren strategischen Überlegungen rund um Big Data und den Einsatz von künstlicher Intelligenz in den kommenden Jahren noch entwickeln werden. Und auch Fragen des Wettbewerbsrechts und der Zahlungsbedingungen in der Wirtschaft, wie das Skonto und die Ausfallraten des Handels, werden bei strategischen Überlegungen bis hin zur Preisfindung zwischen Wirtschaft/Handel, Kreditwirtschaft und Kunden immer wieder eine Rolle spielen. Aber ganz raus aus dem Zahlungsverkehrsgeschäft sind die Banken noch nicht.

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