Genossenschaftsbanken

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"Der genossenschaftliche Finanzverbund ist eine der erfolgreichsten Banken in Europa." "Die DZ Bank hat mit AA- gemeinsam mit HSBC und Rabobank das beste Bankenrating aller europäischen Institute." "Die Digitalisierung ist keine Bedrohung, sondern eine Chance, die Kunden noch enger an den Verbund zu binden." "Die DZ Bank im Rahmen des Trennbankengesetzes aufzuspalten wäre fatal. Ich hoffe sehr, dass die deutsche Politik den Wert, den diese Bank und dieser Verbund haben, nicht opfert." Man würde dieses Plädoyer für den genossenschaftlichen Finanzverbund natürlich dem Präsidenten Uwe Fröhlich zuschreiben. Gesagt hat die starken Worte aber DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch.

Das zeigt zum einen, wie eng Verbands- und Zentralbankspitze inzwischen zusammengerückt sind, was es so früher unter anderen handelnden Personen wohl kaum gegeben hätte. Zum anderen ist es aber Ausdruck der gefühlten Stärke aller Beteiligten und des Willens, die Herausforderungen schnell, konzentriert und gemeinsam anzugehen.

In der Tat läuft bei den Kreditgenossen im Allgemeinen und der DZ Bank im Speziellen derzeit sehr viel sehr rund. Die Umstellung der Einlagensicherung nach europäischen Vorschriften erfolgte sehr viel geräuschloser als bei der zweiten großen Verbundgruppe, wo wochenlanges Gerangel nicht nur die Position des Präsidenten, sondern der Gruppe insgesamt schwächte. Diskussionen, ob die Zentralbanken DZ Bank und WGZ Bank in die gesamtgenossenschaftliche Einlagensicherung hineingehören, gab es jedenfalls keine. Auch im Konsortialgeschäft würden die Primärbanken das Spitzeninstitut gerne und öfter als früher hinzuziehen, obwohl die Volks- und Raiffeisenbanken selbst ordentlich mit Liquidität ausgestattet sind. Die Ergebnisse für die gesamte Gruppe sind solide und stabil. Die DZ Bank hat bereits im ersten Quartal mehr als die Hälfte der für das Gesamtjahr prognostizierten 1,5 Milliarden Euro Gewinn verdient, trotz einer Belastung durch die Bankenabgabe von rund 140 Millionen Euro.

Da gibt es wahrlich wenig, worüber man meckern könnte. Ein paar Punkte fand Wolfgang Kirsch vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten aber dennoch. Zum einen die europäische Rettungspolitik. "Die Geldpolitik löst in den Staaten allgemeines Erschlaffen aus, es wäre an der Zeit, die Staaten auf ein Ende der Politik billigen Geldes hinzuweisen und so einen Stachel in das reformfaule Fleisch zu treiben", so der DZ-Bank-Chef. Dann natürlich die enorm steigenden Anforderungen an das Reporting, den Haftungsverbund und die Bilanzierung, die auch in einer Gruppe möglichst homogen abgebildet werden sollen. Wo ist da noch der Unterschied, zumindest nach außen, zum Konzern?

Wolfgang Kirsch will die feinen Differenzen immer ganz genau und glaubhaft erklären und leben, gerade in Richtung EZB. Ein klein wenig Dissens zu Fröhlich könnte bei seinen Ansichten zur künftigen Verbandslandschaft entstehen, denn hier sieht Kirsch keineswegs bereits das Optimum erreicht. Ausgehend von den auch für die Regional- und Bundesverbände schwieriger werdenden Rahmenbedingungen, beispielsweise durch teurere Pensionsrückstellungen und Fusionen auf Ortsbankenebene, die Einnahmen schmelzen lassen, hofft er am Ende auf eine bessere Lösung als die heutige. Allerdings, und das mag wieder besänftigen, müsse dieser Prozess von Berlin aus angestoßen werden. Und hier sitzen der BVR und der DGRV mit ihren Präsidenten.

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