Sparkassen

Wiesbadener Zukunftsbewältigung

Stolze 175 Jahre wurde die Naspa Anfang dieses Jahres. Diesen feinen Anlass nutzten die Wiesbadener nicht nur zum Feiern, sondern stellten auch gleich den gesamten Auftritt vom alten Orange-Gelb der Nassauer auf das Sparkassen-Rot um. Da passt es natürlich gut, dass auch das abgelaufene Geschäftsjahr außerordentlich glänzt und sich somit einem Jubilar als würdig erweist. Das Ergebnis von 28,9 Millionen Euro ist nicht nur eine Steigerung zum Vorjahreswert um eine Million Euro, sondern stellt zudem das beste Ergebnis in der langen und wechselhaften Geschichte der Naspa dar. Gegründet als Sparkasse (Herzoglich-Nassauische Landes-Credit-Casse) wurde dieses Institut zunächst 1848 zu einer Landesbank umgewandelt, unter der Herrschaft der Preußen 1870 wieder in eine Landesbank und eine Sparkasse aufgespalten, bevor 1953 der Landesbankteil durch Fusion mit der Hessischen Landesbank und der Landeskreditkasse Kassel zur neuen Hessischen Landesbank Girozentrale fusioniert wurde. Das ist nicht nur schöne Vergangenheit, sondern spiegelt sich zum Teil auch heute noch wider.

Die die Naspa so belastenden Pensionsrückstellungen beispielsweise resultieren zum Teil noch aus der Zeit der Landesbank, die ein eigenes Pensionswerk hatte, im Unterschied zu den meisten Sparkassen. Rund 140 Millionen Euro hat die Naspa in den vergangenen Jahren für die Pensionsverpflichtungen zurückgestellt, um zukünftige Belastungen zu reduzieren. Allein 2014 waren es 50 Millionen Euro. Das schmälert nicht nur die Ergebnisse, sondern vor allem auch die Möglichkeit zur Eigenkapitalbildung durch Thesaurierung von Gewinnen. Entsprechend sieht die Naspa im "unbereinigten" Vergleich mit den übrigen öffentlich-rechtlichen Instituten immer ein wenig schlechter aus, als dies ohne diese Belastungen der Fall wäre.

"Operativ sind wir von den Abstiegsrängen auf die Champions-League-Plätze vorgerückt", sagt Naspa-Vorstandschef Stefan Ziegler denn auch mit Stolz. Das betriebswirtschaftliche Ergebnis, in dem die Naspa diese Faktoren ausklammert, um sich mit anderen Sparkassen vergleichen zu können, ist im abgelaufenen Geschäftsjahr vor Bewertung auf 111,7 (im Vorjahr: 107,2) Millionen Euro gestiegen. Nach Bewertung fällt der Sprung durch Zuschreibungen von 6,7 Millionen Euro sogar noch größer aus, hier stehen 118,6 (98,3) Millionen Euro zu Buche. Während der Aufwand nahezu unverändert blieb, legten sowohl Zinsüberschuss als auch Provisionsüberschuss leicht zu. Zu berücksichtigen ist auch noch der Rückkauf von Zinsswaps im Volumen von 32 Millionen Euro, die die GuV 2014 belasten, künftige Ergebnisrechnungen aber durch geringere Zinszahlungen entlasten.

Der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr ist trotz aller Vorkehrungen eingetrübt. Ziegler erwartet Stand April 2015 ein Ergebnis von 10,6 Millionen Euro, was fast einem Rückgang um zwei Drittel entspricht. Ganz so ernst sollte man diese Prognose aber nicht nehmen. Zwar werden die Aufwendungen durch Jubiläum und Farbwechsel steigen. Und auch im Zinsgeschäft werden die Margen sicherlich nicht sprunghaft zunehmen. Allerdings sind in diesen Schätzungen auch die Standardrisikokosten von 29 Millionen Euro angesetzt, die allenfalls bei einem massiven, schockbedingten Konjunktureinbruch realistisch wären. Zudem wird sich der Vorstandschef damit nicht zufriedengeben und hat sicherlich noch die ein oder andere Idee zur Zukunftsgestaltung. Denn wer ihn kennt, der weiß, dass er lieber positiv überrascht als enttäuscht.

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