Vor Ort

Verbünde in Frankfurt: Gemengelage bis 2010?

Aus historischen Gründen sind gleich drei Institute der S-Finanzgruppe mit ihren Niederlassungen in der Mainmetropole vertreten - in verschiedenem Umfang:

Die Frankfurter Sparkasse (Fraspa), die den Großteil ihrer 99 Filialen und Ser-vice-Center im Stadtgebiet betreibt.

Die Nassauische Sparkasse (Naspa), deren Hauptsitz sich in Wiesbaden befindet. Sie führt ihre Filialen auf dem Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau, 14 ihrer Standorte liegen in Frankfurt.

Und die Taunus-Sparkasse mit Hauptsitz in Bad Homburg. Das Institut ist mit einer Filiale in Frankfurt-Höchst vertreten.

Frankfurter Sparkasse mit Marktanteil von 35 Prozent

Klarer Marktführer unter den Filialbanken in der hessischen Bankenstadt ist die Fraspa. Mit einer Bilanzsumme von etwa 15,4 Milliarden Euro ist sie die viertgrößte deutsche Sparkasse. Ihren Marktanteil unter den Privatkunden und den vorwiegend mittelständischen Firmenkunden in Frankfurt beziffert sie mit 35 Prozent, etwa 700 000 Kunden hat das Kreditinstitut.

Die Fraspa betreibt in Frankfurt 84 Niederlassungen, sie ist jedoch auch außerhalb des Stadtgebietes vertreten, zum Beispiel im Westen in Bad Soden und in Hofheim am Taunus oder im Osten in Maintal und Hanau. Ihr Geschäftsgebiet überschneidet sich also nicht nur im Statdtgebiet mit dem anderer Sparkassen, auch im Umland existieren Gemengelagen.

Die heutige Bank ist im Jahr 1989 aus einem Zusammenschluss der Frankfurter Sparkasse von 1822, einer Tochter der Polytechnischen Gesellschaft, und der Stadtsparkasse Frankfurt entstanden. Die Geschichte der Letzteren geht zurück bis zur Gründung der Sparkasse der Stadt Bockenheim im Jahr 1860.

1989, im Jahr der Fusion, hatte das Institut eine Bilanzsumme von umgerechnet 8,8 Milliarden Euro, betrieb 140 Filialen und Service-Center - aktuell sind es 99 - und beschäftigte rund 3 300 Mitarbeiter - heute knapp 2 000. Um die Jahrtausendwende ist die Fraspa - damals noch als freie Sparkasse - in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Ihre mangelnde Kapitalstärke machte sie beinahe handlungsunfähig. Um ein drohendes Herausbrechen aus dem S-Verbund zu vermeiden, erwarb die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) das schwächelnde Institut im Jahr 2005. Dafür musste die Rechtsform der Bank umgewandelt werden - vom wirtschaftlichen Verein in eine Aktiengesellschaft.

Retailsparte soll ein Drittel des Konzernergebnisses erwirtschaften

Zum 1. Juli 2007 wechselte die Fraspa nun ein weiteres Mal die Rechtsform: Diesmal wurde sie in eine Anstalt des öffentlichen Rechts verwandelt und damit dem allergrößten Teil deutscher Sparkassen angepasst. Insgesamt zahlte die Helaba 725 Millionen Euro für den Kauf der Sparkasse und verabreichte ihr zugleich eine Finanzspritze von 200 Millionen Euro.

Die Landesbank setzt große Erwartungen in die Sparkasse mitsamt ihrer im Jahr 1996 gegründeten Direktbankabteilung 1822 direkt. Die Frankfurter Sparkasse soll sich auf das klassische Retailgeschäft für Privat- und mittelständische Gewerbekunden konzentrieren und bis spätestens 2010 ein Drittel des Konzernergebnisses bringen, so verkündete es Helaba-Chef Merl bei der Übernahme.

Davon ist die Fraspa noch ein ganzes Stück entfernt. Noch im Jahr 2004 hatte das Institut mit Mühe eine schwarze Null geschrieben, 2005 wurden etwa 3,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Im vergangenen Jahr steuerte die Fraspa dann immerhin schon ein Fünftel zum Ergebnis des Hela-ba-Konzerns bei: Ihr Jahresüberschuss betrug 50 Millionen Euro, der des Konzerns 250 Millionen.

Allmählich kommt auch das Personalkarussell an der Spitze des Hauses wieder zur Ruhe, das nach dem Ausscheiden von Klaus Wächter rege in Bewegung war. Seit September 2004 leitet Harald Quensen die Fraspa. Im August dieses Jahres wird er in den Ruhestand gehen, an seine Stelle tritt Herbert Hans Grüntker, bisher Vizechef und als Integration Officer für die reibungslose Eingliederung der Fraspa in die Helaba verantwortlich.

Direktbanktochter weckt Begehrlichkeiten

Die Fraspa-Tochter 1822 direkt ist seit ihrer Gründung und erfolgreichen Markteinführung bereits Gegenstand zahlreicher Streitgespräche im Verbund gewesen: Als Direktbank verstößt sie gegen das in der S-Finanzgruppe proklamierte Regionalprinzip. Dennoch ist man sich zum Ende des vergangenen Jahres weitgehend einig geworden, die Direktbank künftig als selbstständige Tochter der Frankfurter mit eigener Banklinzenz zu etablieren.

Denn auch wenn sie gegen ein wichtiges Prinzip des Verbundes verstößt, die Direktbank hat seit Jahren hohe Mittelzuflüsse zu verzeichnen. Derzeit betreut sie etwa 360 000 Kunden und ein Einlagenvolumen in Höhe von mehr als 4,8 Milliarden Euro. Um den Unmut über den Direkt-Wettbewerber im eigenen Verbund zu beschwichtigen, wurde im vergangenen Jahr beschlossen, die hessischen und thüringischen Sparkassen zu 25 Prozent an den Gewinnen der Direktbank zu beteiligen. Auch bei einem eventuellen Verkauf wären diese Institute am Erlös beteiligt.

Mit der Eingliederung der Fraspa in den Konzern der Landesbank wurden die Geschäftsbereiche neu geordnet. Die Sparkasse gab ihre gesamte Wertpapierabwicklung und einen großen Teil des Auslandsgeschäftes sowie Teile des Treasury an die Helaba ab. Sie erhielt die Zuständigkeit für das Private Banking und für die Unternehmenskunden mit einem Umsatz von 50 bis 500 Millionen Euro. Im Juni 2007 hat die Fraspa ihren Anteil von 47,5 Prozent an der Frankfurter Bankgesellschaft auf 100 Prozent ausgebaut. Diese Tochter soll das Angebot in diesem Bereich mit einem eigenständigen Markenauftritt ergänzen.

Die Frankfurter Sparkasse ist seit Mai 2006 auch hinsichtlich ihres eigenen Markenauftritts voll in die S-Finanzgruppe integriert. Sie wechselte zum roten Spar-kassen-Design, hat als eigenständiges Element in ihrem Unternehmenslogo jedoch das Gründungsjahr 1822 beibehalten. Die Begründung: Man will von der überregionalen Werbung der Finanzgruppe vor allem im Fernsehen profitieren.

Kein Sparkassen-Logo für die 1822 direkt

Die Kosten für die Markenumstellung betrugen etwa fünf Millionen Euro. Bis Mitte des Jahres soll die Umgestaltung der Filialen von außen abgeschlossen sein. Innerhalb der Gebäude werden die Renovierungsmaßnahmen noch bis 2011 oder 2012 weiterlaufen. Viele Filialen seien sowieso für einen Umbau reif gewesen, verlautet es aus dem Haus.

Im weiterhin blau-gelben Logo der Direktbanktochter spiegelt sich noch die Herkunft des Frankfurter Instituts aus der Polytechnischen Gesellschaft. Diese hatte sich einen Bienenkorb samt fleißiger Bewohnerinnen zum Zeichen gewählt. Eines der Tierchen findet sich nach wie vor im 1822-direkt-Logo. Zumindest farblich gesehen ist die Direktbank also noch nicht im Sparkassenverbund angekommen.

Nach der Umstellung des Logos wurde auch die Aufmachung der 1822-direkt-Debitkarte verändert. Ein Wabenmuster zierte das Produkt - in Anlehnung an die Biene im Logo. Auf vielfachen Kundenwunsch greift die Direktbank zum August dieses Jahres jedoch wieder auf das alte Design zurück: Neue Kunden erhalten eine Karte mit der Frankfurter Skyline. Ihnen scheint das regionale Motiv zu gefallen, obwohl sich nach Aussage der Bank ihre Herkunft proportional auf alle Bundesländer verteilt. Hessen und Frankfurt seien nur mit leicht erhöhtem Anteil vertreten.

Naspa als Landes-Credit-Casse im Herzogtum Nassau gegründet

Bei der Gemengelage in Frankfurt spielt die Nassauische Sparkasse eine wichtige Rolle. Das Wiesbadener Institut betreibt heute 14 seiner 157 Niederlassungen in Frankfurt. Auf der Rangliste des DSGV für 2006 befindet sich die Bank mit einer Bilanzsumme von 12,9 Milliarden Euro auf Platz sieben.

Noch im Vorjahr rangierte sie mit knapp 15 Milliarden Euro Bilanzsumme auf Platz vier. In der Zwischenzeit ist sie jedoch in Bezug auf diesen Parameter von der Frankfurter Sparkasse, der Stadtsparkasse München und der Sparkasse Hannover überholt worden.

Die Verringerung der Naspa-Bilanzsumme resultierte einerseits aus einem Rückgang im Kundenkreditgeschäft, das waren planmäßige Rückführungen von Engagements in Sanierung und Abwicklungen, aber auch außerplanmäßige Faktoren wie stark erhöhte Sondertilgungen. Andererseits wurde der Wertpapierhandel weitestgehend an die Naspa Dublin übertragen, sodass diese Position nur noch in der Konzern-Bilanz auftauchte, die dementsprechend lediglich von 17 Milliarden Euro auf 16,4 Milliarden Euro sank.

Die Sparkasse wurde 1840 von Herzog Adolph als Landes-Credit-Casse gegründet. Ihr Geschäftsgebiet wurde 1886 durch ein preußisches Gesetz festgelegt, es erstreckt sich noch heute über das Herzogtum Nassau, wie es sich im Jahr 1885 darstellte. 1849 übernahm eine neu gegründete Nassauische Landesbank Aktiva und Passiva sowie Aufgaben und Privilegien von der Herzoglich Nassauischen Landes-Credit-Casse. Erst gut 20 Jahre später, zum 1. Januar 1870, wurden die Geschäftsbereiche von Landesbank und Sparkasse per Gesetz wieder voneinander getrennt.

1953 ging die Nassauische Landesbank in der neu gegründeten Hessischen Landesbank auf, während die Sparkasse unter der Gewährträgerschaft des Landes Hessen bestehen blieb. Das Land und der Hessische Sparkassen- und Giroverband vereinbarten 1989 die Übertragung der Gewährträgerschaft für die Naspa auf einen Zweckverband, in dem die Gebietskörperschaften im Naspa-Niederlassungsgebiet vertreten sind, den Sparkassenzweckverband Nassau.

Eben jener Verband ist seit 1991 Träger des Instituts. Zu ihm gehören die Städte Frankfurt am Main und Wiesbaden, aber auch der Hochtaunuskreis, der Landkreis Limburg-Weilburg, der Main-Taunus-Kreis, der Rheingau-Kreis in Hessen sowie der Rhein-Lahn-Kreis und der Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Die große Zahl der Träger dürfte die Entscheidungswege nicht eben verkürzen.

Auf Betreiben des Vorstandsvorsitzenden Jens Fischer haben im Herbst 2006 alle acht kommunalen Träger zugesagt, der Naspa in den kommenden Jahren Eigenkapital in Form stiller Einlagen zuzuführen. 300 000 Euro sind zugesagt, bis April 2007 sind 100 000 Euro abgerufen worden. Fischer ist es zwar gelungen, das historisch finanzschwache Haus zu stabilisieren, dennoch macht der Naspa die flache Zinsstrukturkurve schwer zu schaffen.

Vorstandschef Ziegler forciert Geschäft mit wohlhabenden Kunden

Unter dem neuen Chef Stephan Ziegler will das Institut daher nun das Provisionsergebnis stärken und einen Vorstoß im Private Banking wagen. In den kommenden Jahren soll die Zahl der Beratungscenter für wohlhabende Kunden von momentan drei auf dann 20 steigen. Dafür ist ein Budget von maximal drei Millionen Euro vorgesehen.

Mit einem Anlagevolumen von 75 000 Euro hat das Wiesbadener Institut die Grenzen für seinen Private-Banking-Ansatz jedoch verhältnismäßig niedrig angesetzt. Zum Vergleich: Bei der Frankfurter Sparkasse müssen Kunden über mindestens 500 000 Euro Anlage-Kapital verfügen, um zur Private-Banking-Klientel zu zählen.

Ziegler, der von der LBBW-Retailtochter BW-Bank nach Wiesbaden kam, betonte im April 2007 bei seiner ersten Bilanzkonferenz als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, dass er keinen Ort im Rhein-Main-Gebiet - und explizit auch Frankfurt - als Standort für die Private-Banking-Center ausschließe, wenn er nur genügend Potenzial bietet.

Im Verbund sorgte diese Ankündigung sicher nicht für reine Freude, zumal sich Fraspa, Naspa und Taunus-Sparkasse an sich einig geworden sind, Überschneidungen bei den Standorten zu bereinigen.

Doch die benachbarten Sparkassen kooperieren auch, zumindest im Back-Office. Gemeinsam haben Fraspa und Naspa im Jahr 2000 die Bankservicegesellschaft Rhein-Main (BSG) gegründet. Der Dienstleister wickelt den Zahlungsverkehr der beiden Institute ab.

Im Gegensatz zur Frankfurter Sparkasse, die ihren Markenauftritt der Finanzgruppe weitestgehend angepasst hat, treten die Wiesbadener nach wie vor mit ihrem eigenen Schriftzug in blau, weiß und orange auf. Die Unternehmensfarben stammen noch aus der Zeit der Gründung, als blau und orange die Landesfarben des Herzogtums Nassau waren.

Taunus-Sparkasse feiert 100. Geburtstag

Die dritte in Frankfurt vertretene Sparkasse, die Taunus-Sparkasse, firmiert wie die Fraspa mit einem individuell ergänzten Logo. Neben dem Sparkassen-S und dem Namen "Taunus" in rot, enthält der Markenauftritt den Namensteil "Sparkasse" und den Claim "Banking mit Weitblick" in grauer Farbe.

Für ihren 100. Geburtstag, der im Januar dieses Jahres begangen wurde, hat die Bank gar ein eigenes Jubiläumslogo entworfen. Der Slogan "100 Jahre jung" erscheint ebenfalls in den Farben rot und grau.

Gefeiert wurde der Geburtstag des ältesten Vorgängerinstituts, der Kreissparkasse Hochtaunuskreis, die 1907 unter dem Namen Kreissparkasse Obertau nuskreis gegründet wurde. 1991 ist aus eben dieser Bank und der Kreissparkasse Main-Tau-nus-Kreis die Taunus-Sparkasse gebildet worden. Im Frankfurter Stadtteil Höchst betreibt sie eine Filiale mit Beratungscenter.

Alle Höchster Filialen geschlossen außer der Hauptstelle

Der Stadtteil wurde erst 1928 nach Frankfurt eingemeindet, er hatte seit dem 14. Jahrhundert eigene Stadtrechte. Dort hatte die Kreissparkasse Höchst ihren Sitz - eine Rechtsvorgängerin der Taunus-Sparkasse. Seit der Eingemeindung von Höchst darf die Sparkasse keine weiteren Filialen im Frankfurter Stadtgebiet eröffnen, es mussten sogar alle geschlossen werden, bis auf die Hauptstelle in Höchst. Noch heute ist Frankfurt-Höchst neben Bad Homburg und Hofheim juristischer Sitz des Instituts.

Die Taunus-Sparkasse wies 2006 eine Bilanzsumme von 3,6 Milliarden Euro aus, sie ist also deutlich kleiner als Fraspa und Naspa. Und dennoch können die Bad Homburger selbstbewusst auftreten: Ihnen ist in den vergangenen Jahren aus eigener Kraft eine Kehrtwende gelungen. Noch Ende der neunziger Jahre haben Kreditaltlasten die Bank negativ beeinflusst, sie war einer verschärften Berichtspflicht des Ba Kred unterworfen.

Zum Überwinden von wirtschaftlichen Schwierigkeiten hat sicherlich auch die offene Art des Instituts und seiner Vorstände beigetragen: Die Taunus-Sparkasse kooperiert seit einiger Zeit über die Verbundgrenzen hinweg mit der Frankfurter Volksbank. Es werden gemeinsame SB-Stellen betrieben, und die Kunden können die Geldautomaten der jeweils anderen Bank gebührenfrei nutzen.

Zudem hat die Sparkasse als eines der ersten öffentlich-rechtlichen Institute in Hessen auf mobile Berater gesetzt. Seit März 2005 sind Mitarbeiter der Taunus-Sparkasse im Geschäftsgebiet unterwegs, um passive Kunden zu reaktivieren, aktuell sind es sieben Berater.

Nachdem die Kollegen aus dem Taunus es so überzeugend vorgemacht hatten, ist auch die Naspa im Juli 2006 in ein Pilotprojekt des hessisch-thüringischen Sparkassen- und Giroverbandes zum mobilen Vertrieb eingestiegen. Derzeit fahren acht Berater des Wiesbadener Kreditinstituts außer Haus zu Kundenterminen. Diese führen in der Hälfte aller Fälle auch zu einem Abschluss.

Gemengelage bis 2010 beseitigt?

Die Gemengelage in Rhein-Main, die nicht nur das Stadtgebiet Frankfurt betrifft, sondern auch Teile des Umlandes, soll bis zum Jahr 2010 beseitigt sein, darauf haben sich die drei Banken schon im Jahr 2005 verständigt - anlässlich der Fraspa Übernahme durch die Helaba. Echte Fortschritte sind jedoch bisher kaum gemacht worden. Angesichts der Wiesbadener Initiative im Geschäftsbereich Private Banking, die offensichtlich auch einen Vorstoß in Richtung der Stadt Frankfurt beinhaltet, darf man auf kommende Auseinandersetzungen gespannt sein.

Der damalige Naspa-Vorstandsvorsitzende Anton Mauerer hatte im Jahr 2002 sogar eine Fusion seiner Bank mit der Fraspa ins Gespräch gebracht, einerseits um die Gemengelage aufzulösen, andererseits um aus den beiden Instituten ein größeres, schlagkräftiges zu formen. Sein Nachfolger Jens Fischer wollte davon nichts wissen und auch der gegenwärtige Chef Ziegler scheint einer Fusion nicht aktiv entgegen zu steuern.

Und auch die Tatsache, dass Hans-Dieter Homberg, Vorstandsvorsitzender der Tau-nus-Sparkasse, eine Initivative Pro-Höchst gegründet hat, der er auch vorsteht, deutet darauf hin, dass der Frankfurter Standort für ihn eine hohe Relevanz besitzt. Die Initiative hat sich auf die Fahnen geschrieben den Stadtteil Höchst zu stärken.

Doch nicht nur die Sparkassen treten sich in der Stadt gegenseitig sprichwörtlich kräftig auf die Zehen, auch die Kreditgenossen sind in Frankfurt zahlreich vertreten:

Die Frankfurter Volksbank eG deckt mit 19 ihrer 81 Filialen das gesamte Stadtgebiet ab. Die restlichen Niederlassungen befinden sich im Umland.

Die Volksbank Höchst a. M. eG bedient ihren Geschäftsbereich im Westen der Stadt, genauso wie die Volksbank Griesheim eG.

Die Raiffeisenbank eG, Oberursel mit ihrem Hauptsitz in dem kleinen Ort im Taunus betreibt eine Filiale in Frankfurt-Kalbach.

Die Sparda-Bank Hessen eG ist im ganzen Bundesland tätig und mit vier Niederlassungen in der Stadt am Main vertreten.

Frankfurter Volksbank mit Mehrmarkenstrategie

Die Frankfurter Volksbank ist nach ihrer Bilanzsumme von 5, 52 Milliarden Euro die größte Kreditgenossenschaft in Frankfurt. Auf der Rangliste des BVR belegt sie deutschlandweit Platz sieben. Trotzdem ist sie nach dieser Kennziffer nur etwa ein Drittel so groß wie die größte Sparkasse vor Ort. Sie betreibt ein Netz von 81 Filialen, davon 19 im Stadtgebiet Frankfurt.

Das Institut wurde 1862 als Frankfurter Gewerbekasse von 81 Bürgern gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in der Mainmetropole vier genossenschaftliche Kreditinstitute zwangsfusioniert: die besagte Frankfurter Gewerbekasse, die 1897 gegründete Frankfurter Genossenschaftsbank, die im Jahr 1908 entstandene Frankfurter Volksbank und die Bank für Handel und Gewerbe aus dem Jahr 1925.

In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann eine Welle weiterer Fusionen: etwa 20 Zusammenschlüsse kleinerer Volks- und Raiffeisenbanken aus der näheren Umgebung taten sich im Verlaufe von mehr als drei Jahrzehnten zusammen. Allein unter dem heutigen Vorstandsvorsitzenden Tonnellier, der den Chefsessel 1997 übernommen hat, wurden zwölf Fusionen bewältigt.

Durch die Zusammenschlüsse konnte die Bank immer wieder attraktive Marktgebiete hinzugewinnen. Denn im Umland, wo der Wettbewerb weniger stark tobt als in der Bankenstadt, waren und sind noch immer auskömmlichere Margen zu erwirtschaften. Zudem konnten durch die Fusionen Synergien gehoben werden: in den aufsichtsrechtlichen Aufgaben und im Back-Office wurden Arbeiten eingespart, zudem Filialen zusammengelegt.

Die Häuser vor Ort behielten zum großen Teil ihre Selbstständigkeit, jedoch werden sie zentral gesteuert und die Produktpalette vereinheitlicht. Sie arbeiten unter dem eigenen Namen und sind nur in der Unterzeile als Niederlassung der Frankfurter Volksbank gekennzeichnet. Auf diese Weise sind die Zusammenschlüsse ausgesprochen unaufgeregt vonstatten gegangen.

Das liegt auch an der integrativen Kraft des Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Tonnellier. Er gilt in der Stadt als Institution, hat unzählbare Ehrenämter inne und wird wohl demnächst als Präsident der Frankfurter IHK fungieren.

Auf den ersten Blick ist das Institut lediglich dem Namen nach als Kreditgenossenschaft zu erkennen: Die Frankfurter Volksbank erscheint zwar mit einem blauen Namenszug, nutzt aber weder die Farbe orange noch das Logo der VR-Banken. Auch im Internetauftritt greift das Institut nicht auf die Vorlagen des Verbundes zurück.

Volksbank Höchst setzt sechs mobile Berater ein

Nur in Teilen der Stadt muss die Frankfurter Volksbank mit dem Wettbewerb anderer Kreditgenossenschaften leben. Die Volksbank Höchst a. M. eG ist im Westen Frankfurts und im Main-Taunus-Kreis verwurzelt. Sie wurde 1862 von 14 Personen als "Vorschuß-Verein zu Höchst" gegründet. Gegen Ende des darauf folgenden Jahres hatte der Verein bereits 173 Mitglieder.

Mit 76 Mitarbeitern betreibt die Bank heute die Hauptstelle in Frankfurt-Höchst sowie sieben weitere Geschäftsstellen. Die Filialen werden zum Teil - der Kundennähe wegen - auch in kleinstem Umfang betrieben, wie beispielsweise in Frankfurt-Nied, wo nur eine Mitarbeiterin die Geschäfte führt, unterstützt durch einen Mitarbeiter aus dem mobilen Vertrieb. Insgesamt sind sechs Berater mobil eingesetzt.

Im Geschäftsjahr 2006 ist die Bilanzsumme der Bank mäßig um 0,5 Prozent auf 318 Millionen Euro gestiegen, der Gewinn hingegen erhöhte sich um 44 000 Euro, also knapp neun Prozent, auf 534 000 Euro. Dennoch bleibt dem Vorstandsvorsitzenden Manfred Ruhs Anlass zur Sorge: Die Cost Income Ratio der Bank betrug 75 Prozent, im laufenden Jahr soll sie auf unter 70 Prozent gedrückt werden.

Ruhs ist bereits seit 1999 im Vorstand der Volksbank Höchst, seit dem Oktober vergangenen Jahres wird er von Michael Schrandt unterstützt, der vorher in der Raiffeisenbank Wesermarsch-Süd und als Prüfer im Genossenschaftsverband Weser-Ems gearbeitet hat.

Volksbank Griesheim arbeitet profitabler als der Nachbar in Höchst

Die Volksbank Griesheim, deren Geschäftsgebiet sich im Westen Frankfurts befindet, wurde 1871 als "Vorschussverein zu Griesheim e GmbH" gegründet, und 1941 zur "Volksbank Griesheim e GmbH" umfirmiert. 1992 ist sie dann mit der 1863 gegründeten "Vereinsbank Schwanheim eG" verschmolzen worden.

Im Vergleich zur Volksbank Höchst arbeiten die Griesheimer profitabler. Bei einer geringfügig kleineren Bilanzsumme von etwa 280 Millionen Euro, bewegt sich ihre Cost Income Ratio bei gerade einmal 50 Prozent - für den genossenschaftlichen Sektor eine respektable Quote. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Bank mit ihren 40 Mitarbeitern nur drei Filialen und eine SB-Geschäftsstelle betreibt.

Und die Griesheimer Volksbanker zeigen sich durchaus bissig. In den vergangenen Monaten lieferten sie sich (gemeinsam mit der Vereinigten Volksbank Limburg, der VR-Bank Untertaunus sowie der Wiesbadener Volksbank) eine Anzeigenschlacht mit der Frankfurter Volksbank. Während die Höchster den "Immo-Express" vertreiben, ein Produkt der DG Hyp, verkauft die größere Frankfurter Volksbank Baufinanzierungen der Münchener Hypothekenbank. (Siehe bank und markt Juni 2007)

Raiffeisenbank in Oberursel ist samstags geöffnet

Eine weitere eher kleine Kreditgenossenschaft mischt im Frankfurter Raum mit: die Raiffeisenbank eG, Oberursel. Sie hat ihren Hauptsitz in dem kleinen Taunus-Städtchen mit wohlhabender Klientel. Im nördlich gelegenen Stadtteil Frankfurt-Kalbach betreibt sie eine ihrer sechs Geschäftsstellen. Das Institut wies für das vergangene Jahr eine Bilanzsumme von rund 220 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von gut 410 000 Euro aus.

Gegründet wurde die Bank 1870 in Oberstedten als Spar- und Vorzugskasse "Frühling" im Bezirk des königlich preußischen Amtsgerichtes. Die heutige Kreditgenossenschaft hat eine bewegte Geschichte und diverse Namenswechsel hinter sich: Ab 1922 hieß sie Volksbank, ab 1950 Spar- und Darlehenkasse e. G. mbH. 1967 erfolgte dann die Verschmelzung mit den Nachbargenossenschaften Kalbach und Bommersheim. Eine neuerliche Umbenennung 1972 in Raiffeisenbank eG, Oberursel sollte die Umwandlung von einer Warengenossenschaft mit Geldverkehr zu einem Kreditinstitut verdeutlichen. In naher Zukunft soll das Institut in Raiffeisenbank Oberursel eG umbenannt werden.

Volksbank - Raiffeisenbank - Darlehenskasse - zumindest im Firmenkundengeschäft betreibt die Kreditgenossenschaft eher das klassische Geschäft einer Volksbank. Ihre Kunden gehören dem Handwerk oder dem unteren Mittelstand an. Im Privatkundengeschäft zeigt sich die Bank service-orientiert. Wofür die Commerzbank wochenlang Lob aus allen Richtungen erntete, ist bei den Bankern in Oberursel selbstverständlich: Vier der sechs Filialen sind samstags geöffnet, auch die Niederlassung in Frankfurt-Kalbach.

Sparda Hessen mit Klientelwerbung

Auch in Frankfurt gibt es natürlich eine Sparda-Bank: Die Sparda-Bank Hessen ist im Jahr 2004 aus der Fusion der Sparda-Banken Frankfurt und Kassel entstanden. Sie betreibt nur vier ihrer insgesamt 36 Filialen in Frankfurt, außerdem fünf der 26 SB-Stellen.

Aus ihrer Tradition als Eisenbahner-Bank heraus hat die Sparda Hessen derzeit ein Vertriebskonzept in der Umsetzung: Polizisten und Berufsfeuerwehrleute werden mit Flyern und speziell gestalteten Produkten direkt angesprochen und umworben. Passend zur Kampagne "Sparda-Großeinsatz", die Feuerwehrleute anspricht, hat das Institut verschiedene Sponsoring-Maßnahmen initiiert: Das Feu-erwehr-TV auf Rhein-Main-TV und das Feuerwehrzelt auf dem Hessentag in Butzbach werden von der Sparda gesponsert. Das Institut erweist sich als ausgesprochen vertriebsstark für seine (nicht immer genossenschaftlichen) Partner:

Im Investmentgeschäft hat die Bank 2006 etwa 85 Millionen Euro an die Union Investment Privatfonds GmbH vermittelt.

An den Sparda-Versicherungs-Service, der in Kooperation mit der DEVK angeboten wird, wurde ein Volumen von 5,02 Millionen Euro aquiriert.

Für Schwäbisch Hall schloss das Institut 4 282 Verträge mit einem Volumen von 138, 6 Millionen Euro ab. Die Bausparkasse führte der Sparda-Bank Hessen im Gegenzug 1 300 Vorsorgeprodukte und 1 390 Baufinanzierungen mit einem Kreditvolumen von 92 Millionen Euro zu.

An die genossenschaftliche Team Bank wurden 2 026 Konsumentenkredite mit einem Volumen von 17,68 Millionen Euro vermittelt.

Im Jahr 2006 hat zudem die 100-prozentige Tochter Deutsche Privatfinanz AG, Kassel, den Geschäftsbetrieb aufgenommen. Die Gesellschaft arbeitet mit acht unabhängigen Finanzvermittlern, die auch, aber nicht nur die Produkte des genossenschaftlichen Verbundes vertreiben. Im Bereich Investment beispielsweise wird knapp 40 Prozent des Depotvolumens an die Union Investment vermittelt.

Der Anteil der Kunden, die auch eine Geschäftsverbindung zur Sparda Hessen haben, beträgt etwa 30 Prozent. Im vergangenen Monat wurde jedoch eine Intensivierung der Zusammenarbeit angekündigt: Sofern Aufnahmerichtlinien oder die Satzung der Sparda-Bank bestimmte Geschäft ausschließen, kann dem Kunden ein Angebot der Tochter Deutsche Privatfinanz vorgelegt werden. Das ist zum Beispiel der Fall wenn bei einer Baufinanzierung die gewerbliche Nutzung des Objekts 50 Prozent überschreitet.

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