Sparkassen I

Von Wunderwuzzis und schwarzer Zukunft

Quelle: pixabay.com

Der Präsident des hessischen Sparkassenverbandes ist durchaus dafür bekannt, eine klare Meinung zu haben und diese auch kundzutun. Mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr "seiner" noch 49 Sparkassen in Hessen und Thüringen, aber vor allem auch mit dem Blick voraus auf die kommenden Monate und Jahre sind es vor allem fünf Themen die Gerhard Grandke umtreiben. Das ist zunächst die Rolle der EZB. Die Zentralbank müsse aufpassen, nicht zum ominösen Wunderwuzzi zu verkommen, so Grandke: "Sie soll stabile Preise gewährleisten. Sie soll die Kreditvergabe verbessern und die Wirtschaft ankurbeln. Sie soll die Banken beaufsichtigen und für Finanzstabilität sorgen. Sie soll über die Geldwäsche wachen und eine eigene digitale Währung entwickeln. Und natürlich soll sie auch noch den Klimawandel bekämpfen." Das sei nicht zu schaffen.

Stattdessen solle sich die EZB, wie im Mandat festgelegt, darauf konzentrieren, Preisstabilität zu gewährleisten. Dabei spricht sich Grandke klar dafür aus, endlich auch die Kosten des selbst genutzten Wohnens im Warenkorb zu erfassen. Würde das Mandat immer weiter gedehnt, so der Präsident, damit die EZB mehr fiskalpolitische Aufgaben übernehme, desto stärker bewege sie sich aus dem Bereich der Unabhängigkeit und desto stärker müsse man darüber diskutieren, sie demokratisch zu legitimieren und demokratisch zu überwachen.

Das zweite Thema sind die sich mehr und mehr abzeichnenden Grenzen der Geldpolitik. "Die Kriseninstrumente sind durch den langen Gebrauch stumpf geworden", stellt Grandke fest und fordert mehr staatliche Investitionen. Sonst werde aus der schwarzen Null schnell eine schwarze Zukunft. Drittens die Rolle der EBA als Standardsetzer. Diese habe sich zu einer entfesselten Regulierungs- und Harmonisierungsmaschine entwickelt. Seit 2011 habe die Behörde fast 240 technische Standards und Leitlinien veröffentlicht. Das Problem: Die EBA könne ohne einen spezifischen Auftrag des EU-Gesetzgebers Empfehlungen für die Aufsichtspraxis formulieren, die zwar nicht bindend seien, aber durch die getreue Umsetzung der nationalen Aufsichtsbehörden quasi bindende Wirkung entwickeln. So beschließe das EU-Parlament ausdrücklich eine Entlastung kleiner und mittlerer Institute, die aber durch die Hintertür, sprich die EBA via Level-3-Maßnahmen, konterkariert würden.

Die Finalisierung von Basel III schließlich stelle eine Gefahr für Kredit- und Realwirtschaft dar. Denn entgegen der Versprechungen führe sie zu einem signifikanten Anstieg der risikogewichteten Aktiva. Der SGVHT hat die Auswirkungen an einem mittelgroßen Institut durchgerechnet und kommt zu dem Ergebnis, dass die RWA nach dem überarbeiteten Standardansatz um rund 22 steigen würden, wodurch bei gleicher Kapitalausstattung die Kapitalquote um rund 3,5 Prozent sinken würde. Das kann so nicht gewollt sein, glaubt Grandke.

Und letztlich fünftens die Diskussionen um ein Zentralinstitut in der eigenen Familie. Diese seien grundsätzlich zu begrüßen und der SGVHT, mit knapp 70 Prozent größter Träger der Helaba, sei gesprächsbereit. Grandke betonte aber auch, es liege keine Notlage vor, jedes der beiden Institute habe auch eine positive eigenständige Zukunft, die er sich nicht kaputtreden lasse: "Wir können, aber wir müssen nicht." Sinn mache für den streitbaren Präsidenten nur eine Fusion. Um darüber diskutieren zu können, müsse zunächst das Zielbild einer solchen neuen Girozentrale formuliert werden. Sie solle allein den Sparkassen gehören und Primärinstitute - gleich ob Sparkassen, Versicherungen oder Wohnungsbauunternehmen - hätten in einer solchen Zentrale nichts zu suchen. Angesichts der Komplexität und der unterschiedlichen Vorstellungen ist der Ausgang der von DSGV-Präsident Schleweis angestoßen Diskussion wahrlich spannend.

In die Zukunft gehen die hessisch-thüringischen Sparkassen erneut gestärkt: Sowohl Kundeneinlagen als auch Kundenkredit legten spürbar zu. "Wir brauchen den Stimulus durch die Geldpolitik nicht, die Sparkassen kommen ihrem Auftrag nach", so Grandke. Die Eigenmittel stiegen um 3,2 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro. Bremsspuren zeigten sich im Zinsüberschuss (minus 2,9 Prozent auf 2,1 Milliarden), was vom Provisionsüberschuss nicht aufgefangen werden konnten (plus 4,1 auf 806 Millionen Euro). Da auch der Sachaufwand aufgrund von Investitionen in die IT stieg, sank das Betriebsergebnis vor Bewertung um 7,1 Prozent auf rund 900 Millionen Euro. Dank ordentlichen Zuschreibungen auf die Wertpapierportfolios lag das Ergebnis nach Bewertung mit 928 Millionen Euro höher als das Ergebnis vor Bewertung und höher als der Vorjahreswert. Nach Steuern und Zuführung zu den Reserven verbleibt ein um rund ein Viertel höherer Jahresüberschuss. Wenn das Krise ist, dann mehr davon.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X