Outsourcing

Zwischen Flexibilität und Sicherheit

Als diese Zeitschrift vor nicht einmal vier Jahren auf einer Fachtagung die altbekannte Frage aufgriff, ob Banken noch notwendig sind, war das eigentliche Kernthema der Veranstaltung das damalige und künftige Verhältnis von Banken und Fintechs. Wie nicht zuletzt eine exemplarische Zusammenstellung des Bundesverbandes deutscher Banken zeigt, sind Fintechs inzwischen in rasantem Tempo in nahezu alle Geschäftsbereiche der Banken vorgedrungen. Es gibt Geschäftsverbindungen, Kooperationen oder auch Konkurrenzbeziehungen, unter anderem im Zahlungsverkehr, im E-Commerce, bei Identifikationsverfahren, im Einlagen-, Kredit- oder Immobiliengeschäft bis hin zum Versicherungsgeschäft oder dem Banking allgemein. Banken haben Fintechs aufgekauft, letztere haben teilweise Banklizenzen erworben. Insgesamt wird der hiesige Fintechmarkt von Jahr zu Jahr vielfältiger und dichter. Vonseiten der Kreditwirtschaft geht es in der Zusammenarbeit anders als in der Anfangsphase nicht mehr allein darum, durch die Einbindung der Fintechs Kosten zu senken, sondern zunehmend darum, Erträge zu generieren.

So unkompliziert wie sich viele Fintechs und auch Kreditinstitute den Markteintritt beziehungsweise die Zusammenarbeit wünschen würden, läuft diese in der Praxis bisher nicht. Während für das Andocken von Fintechlösungen an die Systeme der Banken aus technischer Sicht je nach Schnittstelle nur wenige Wochen veranschlagt werden, ist das bankaufsichtliche Prozedere viel langwieriger. Selbst bei grundsätzlichem Interesse von Banken an einem zügigen Onboarding von innovativen Fintechlösungen kann die regulatorische Prozedur durchaus ein halbes bis eineinhalb Jahre dauern. Dass manche Fintechs mit Blick auf die regulatorischen Usancen zwischen 70 und 500 Fragen der Banken beantworten müssen, um sich für eine Anbindung an deren Schnittstellen zu qualifizieren, ist auch dem BdB entschieden zu viel. Der Verband hat deshalb eine Outsourcing-Leitlinie erarbeitet, die diesen Prozess vereinfachen und damit das Onbording wesentlich beschleunigen soll. Mit einem vergleichsweise kurzen Katalog von 18 Fragen sollen die Fintechs nach Risikoreifegrad in vier Kategorien eingestuft werden. Je geringer der Risikoreifegrad ihres Angebotes, umso geringer auch die gestellten Anforderungen.

Dass sich der BdB besonders intensiv mit dem Projekt Outsourcing-Leitlinie beschäftigt hat, ist übrigens naheliegend, gehören dem Verband doch sowohl private Banken mit verschiedenen Rechenzentren wie auch Fintechs an. Aber auch für die Verbundinstitute mit einheitlichen Rechenzentren ist das Outsorcing oft mit hohem organisatorischem Aufwand verbunden. Selbst zwischen Mutter- und Tochterunternehmen ist aus aufsichtsrechlichen Gründen oft ein langwieriger Frage-Antwort-Prozess zu durchlaufen, bevor die eine Einheit für die andere regulatorisch abgesichert Dienstleistungen erbringen darf. Einfacher wird es bei Unternehmensteilen mit Beherrschungsvertrag. Wenn der BdB seine Outsourcing-Leitlinie nach der Berücksichtigung des Feedbacks aus der Aufsicht wie derzeit angepeilt Mitte November dieses Jahres der Öffentlichkeit vorstellen wird, wird man schon klarer sehen, ob daraus eine Initiative der gesamten deutschen Kreditwirtschaft werden oder sie ein Projekt des BdB bleiben wird.

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