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Direktbanken - Comdirect: Das andere Ende des Marktes

Im ersten Halbjahr dieses Jahres, so scheint es, kann die Comdirect an ihre Ursprünge anknüpfen. Denn in den ersten sechs Monaten 2014 erlebte die 1994 als reiner Online-Broker gegründete Commerzbank-Tochter einen neuen Rekord bei den Trades. Es war das stärkste Trading-Halbjahr in der Geschichte der Bank, so der Vorstandsvorsitzende Thorsten Reitmeyer. Insgesamt wurden im Privatkundengeschäft 5,4 Millionen Orders ausgeführt, was den Provisionsüberschuss um 2,6 Millionen Euro auf 95,4 Millionen Euro ansteigen ließ. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Depots im B2C-Geschäft um 1 200 auf 852 000.

Bei aller Freude über die Erfolge im Brokerage-Geschäft kommt das weiterhin dynamische Wachstum der Direktbank aber nach wie vor über den Banking-Bereich, und hier namentlich über das Girokonto. Die Zahl der Girokonten stieg in den ersten sechs Monaten 2014 um 42 000 (plus 4,0 Prozent) auf 1,69 Millionen, wobei die Dynamik im zweiten Halbjahr (plus 25 000) gegenüber dem ersten (plus 17 000) sogar noch zugenommen hat. Die Anzahl der Tagesgeldkonten erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 1,9 Prozent auf 1,49 Millionen. Insgesamt belief sich das Einlagenvolumen auf 3,8 Milliarden Euro (plus 2,2 Prozent).

Im Wettbewerb sieht sich die Comdirect deshalb gut positioniert. Die Auswirkungen der Digitalisierungsbemühungen seitens der Filialbanken bewertet Reitmeyer als berechenbar, da es hier eine lineare Entwicklung gebe. Für die neuen "Fin-Techs" gelte das zwar weit weniger, dafür habe man ihnen 20 Jahre an Erfahrungen und hohe Kundenzufriedenheitswerte voraus.

Derzeit befindet sich die Comdirect in der "nächsten Demokratisierungswelle". Obwohl man auch weiterhin "die Marktführerschaft im Brokerage behaupten" werde, geht es jetzt verstärkt darum, die bisherigen Beratungskunden als Zielgruppe zu erschließen. Dazu wurde im zweiten Quartal 2014 der Geldanlage-Assistent "bessere Geldanlage" gestartet, der nach wenigen individuellen Angaben einen strukturierten Anlagevorschlag liefert - für die Einmalanlage und seit Kurzem auch für Sparpläne ab 100 Euro pro Monat. Der weitere Ausbau ist geplant, auch in Verbindung mit dem persönlichen Finanzmanager.

Das Girokonto bleibt für dies alles das Ankerprodukt, von dem aus die Comdirect dann mehr in die Breite gehen will. Im zweiten Halbjahr will man dies wieder mit mehr Marketinginvestitionen forcieren, wie das bei der Commerzbank-Tochter traditionell üblich ist.

Gerade beim Blick auf die Beratungskunden stellt sich immer wieder die Frage nach einer möglichen gegenseitigen Kannibalisierung von Mutter und Tochter. Doch an dieser Stelle bleibt Reitmeyer wie zuvor schon Michael Mandel von der Commerzbank ganz gelassen: Natürlich kämen sich Mutter und Tochter immer näher - die Commerzbank mit ihrer fortschreitenden Digitalisierung, die Comdirect mit immer besseren Beratungs-Tools. Doch das sei nur positiv. Schließlich könne man auf diese Weise den Markt von zwei Enden her aufrollen. Red.

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