Blickpunkte

Firmenkundengeschäft - "Wilderer" aus Österreich

Jeden Europa-Politiker muss es freuen: Seit 1990 ist die österreichische Oberbank in Bayern aktiv. Inzwischen unterhält sie dort 22 Filialen, nicht nur in Grenznähe, sondern weit ins Land hinein. Und das ist der Beweis dafür, dass die gerade im Bereich Finanzdienstleistungen immer wieder angemahnte Zunahme grenzüberschreitender Geschäfte gelingt.

Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Bayern wird es weniger freuen. Denn die Österreicher sind mit dem Fir menkreditgeschäft in einem Marktsegment unterwegs, in dem sie traditionell stark sind und in dem die Konkurrenz wegen des geringen Engagements der Direktbanken noch vergleichsweise schwach ausgeprägt ist. Die rund 5 000 bayerischen Privatkunden, die die Oberbank gewinnen konnte, dürften die Platzbanken vor Ort noch verschmerzen können. Aber die insgesamt rund 12500 Unternehmen, die sich für die Zusammenarbeit mit den Österreichern entschieden haben, die schmerzen. Beim bayerischen Sparkassenverband spricht man von "Kampfkonditionen" und "Rosinenpickerei". Und den Firmenkunden gefalle es, dass die Österreicher wenig bürokratisch agieren.

Die Konkurrenz aus Österreich ist denn auch sehr erfolgreich. Bayern, so teilte die Oberbank mit, ist im Firmenkundengeschäft einer ihrer stärksten Bereiche. Und das Auslandsgeschäft zählt auch 2012 zu den Schwerpunkten, die sich die Bank gesetzt hat. Etwa acht weitere Filialen will sie in Bayern mittelfristig noch eröffnen.

Die deutschen Sparkassen haben keine Möglichkeit, diesen Spieß umzukehren. Natürlich haben sie auch österreichische Kunden, überwiegend Unternehmen, die beidseits der Grenze tätig sind, doch seien dies wenige, heißt es vom Verband. Das bayerische Sparkassengesetz bietet jedoch keine Möglichkeit, Filialen oder Niederlassungen jenseits der Grenze zu eröffnen. Hiervon ausgenommen sind lediglich das Kleinwalsertal und Jungholz, die - weil nur von Deutschland aus zu erreichen - zum Wirtschaftsraum Deutschland zählen. Die Sparkasse Allgäu ist deshalb in Riezlern mit einer Geschäftsstelle aktiv. Die Expansion der grenznahen Institute nach Österreich ist aber offenbar auch nicht angedacht. Die Sparkassen haben bislang nicht versucht, den Gesetzgeber zu einer Änderung zu veranlassen. Und auch die Genossenschaftsbanken halten sich zurück.

Dass die Platzbanken die Aktivitäten der Österreicher in ihrem Geschäftsgebiet aber durchaus mit Sorge sehen, zeigt der Rechtsstreit des DSGV mit der Oberbank und die Farbe Rot, bei dem es um mehr als bloße Prinzipienreiterei gehen dürfte. Eine Entscheidung steht noch aus. Der Fall liegt beim Bundespatentgericht. sb

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