Eine Markenpositionierung mit dem Anspruch, der günstigste Anbieter am Markt zu sein, ist immer schwierig. Das haben die Portale Smava und Check 24 im Februar vorgemacht. Beide wollen den "günstigsten Kredit" in Deutschland anbieten und übertrumpften einander deshalb mit Ratenkrediten zu Negativzinsen. Mittlerweile scheint in diesem Rennen der Boden erreicht zu sein: Beide Portale boten bis Ende März Kredite zu minus fünf Prozent an. Dass das kein Geschäftsmodell sein kann, ist klar. Vielmehr geht es um die Gewinnung von Neukunden und um die Markenpositionierung. Das Beispiel Saturn hat schließlich zur Genüge belegt, dass sich die Wahrnehmung als besonders günstiger Anbieter lange halten kann, auch wenn die Angebote längst nicht immer die besten am Markt sind. Insofern sind die Kredite zu Negativzinsen vermutlich gut angelegtes Marketinggeld.
Gleichwohl gibt es auch Argumente, die dagegen sprechen. Zu Recht haben Verbraucherschützer sich veranlasst gesehen, darauf hinzuweisen, dass auch ein Kredit zu Negativzinsen eine Schuld bleibt, die zurückgezahlt werden muss. Leichtfertig sollte niemand einen Kredit aufnehmen, wie günstig er auch sein mag. Das gilt es festzuhalten, wenngleich bonitätsschwache Kundengruppen ohnehin nicht zur Zielgruppe der Aktionen zählen. Weniger bonitätsstarke Interessenten könnte man damit zudem leicht vergraulen. Denn bei denjenigen, die von entsprechender Werbung angelockt werden und dann feststellen müssen, dass sie den extragünstigen Kredit selbst gar nicht abschließen können, ist Unzufriedenheit vorprogrammiert.
Nicht zuletzt machen die Portale mit den Angeboten auch ihren Partnerbanken Konkurrenz. Das wird ebenfalls nicht auf ungeteilte Begeisterung stoßen. Der große Exodus der Banken von den Portalen wird dadurch nicht einsetzen. Das eine oder andere Haus könnte aber vielleicht doch etwas genauer hinschauen, mit wem es zusammenarbeitet und mit wem nicht. Red.