MARKTFORSCHUNG

Inflationsängste und Interesse an Wertpapieren nehmen zu

Bereits zum 13. Mal hat die Gothaer Asset Management AG im Januar 2022 durch Forsa eine Studie zum Anlegeverhalten der Deutschen durchführen lassen. Die Angst vor der Inflation und einem sinkenden Lebensstandard sowie die Kritik an der Niedrigzinspolitik der EZB werden dabei immer deutlicher. Mittlerweile fürchten 68 Prozent der Bürger die Folgen der Inflation, im Jahr zuvor waren es acht Prozentpunkte weniger. Auch die Angst, den eigenen Lebensstandard nicht halten zu können, nimmt stark zu. Während sich 2021 weniger als die Hälfte der Befragten darum sorgte (41 Prozent), sind es in diesem Jahr schon 48 Prozent. Parallel dazu hat die Kritik an der Niedrigzinspolitik der EZB stark zugenommen. Fanden im vergangenen Jahr noch 46 Prozent der Befragten diese richtig, geben das 2022 nur noch 26 Prozent zu Protokoll. Dagegen halten 60 Prozent (nach 41 Prozent 2021) dies für den falschen Weg. Besonders groß ist die Ablehnung bei den über 60-Jährigen (70 Prozent).

Auf die Frage, was bei der Geldanlage am wichtigsten sei, nannten 52 Prozent der Probanden die Sicherheit. Das Sparbuch als vermeintlich sichere Geldanlage liegt deshalb unverändert auf Platz eins der Beliebtheitsskala (46 Prozent), gefolgt von Immobilien mit 38 Prozent (im Vorjahr 32 Prozent), den dritten Platz teilen sich Bausparverträge und Fonds mit je 30 Prozent (2021: 26 Prozent). Die steigende Nachfrage nach Fonds geht mit einer wachsenden Risikobereitschaft einher. 44 Prozent (im Vorjahr 34 Prozent) sind mittlerweile bereit, bei der Geldanlage ein höheres Risiko einzugehen, jüngere Menschen eher als ältere. 30- bis 44-Jährige liegen mit 63 Prozent um 19 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Ihnen ist zugleich eine hohe Rendite wichtiger als dem Durchschnitt der Bevölkerung (11 Prozent). 19 Prozent dieser Altersgruppe halten eine hohe Rendite für den wichtigsten Aspekt bei der Geldanlage.

In der Gunst der Anleger sind auch Aktien gestiegen (25 Prozent, nach 22 Prozent im Vorjahr). Sie haben in der Befragungsreihe seit 2014 konstant an Zuspruch gewonnen. Besonders beliebt sind Aktien und Fonds bei den 30- bis 44-Jährigen (Fonds: 34 Prozent; Aktien: 29 Prozent) und bei den 45- bis 59-Jährigen (Fonds: 35 Prozent; Aktien: 28 Prozent). Insbesondere Mischfonds erfreuen sich als meistgewählte Fondsart unverändert großer Beliebtheit, aber auch die Nachfrage nach Aktienfonds ist gestiegen.

Diese Ergebnisse bilden natürlich den Zeitpunkt vor dem Krieg in der Ukraine und den dadurch bedingten Verwerfungen an den Märkten ab. Im Grunde ist das jetzt der Lackmustest für die vermeintliche neue Wertpapierkultur in Deutschland: Wenn die Anleger dem Wertpapiersparen auch jetzt treu bleiben, anstatt wie in früheren Krisen die Märkte fluchtartig zu verlassen, sobald die Kurse einbrachen, wäre das ein Indiz für eine tatsächlich gewandelte Einstellung zum Wertpapiersparen. Red.

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