Bücher

Vorsorge im Niedrigzinsumfeld

Christian Thiel, "Schatz, ich habe den Index geschlagen!" - Wie ich auszog, die besten Aktien der Welt zu kaufen, Frankfurt/New York 2017, ISBN 978-3-593-50658-6, EUR 17,95

Wer will nicht in Zeiten der Niedrigzinsen entspannt und sorgenfrei in die Zukunft blicken? Das wollte auch Christian Thiel. Er machte sich schlau, las alles über Geldanlage, was er bekommen konnte, tummelte sich auf Blogs und interviewte zahlreiche Experten. Mit all dem erarbeiteten Wissen stellte er ein Aktienportfolio zusammen, das sogar den Index schlug.

Über seine Erfahrungen, Geld bestmöglich anzulegen, hat Thiel einen kurzweiligen Ratgeber geschrieben, der durchaus vergnüglich zu lesen ist. In zwölf Kapiteln mit englischen Kapitelüberschriften führt er durch seinen Weg zur bestmöglichen Geldanlage - die für ihn in Form von Aktien besteht. Gleich im I. Kapitel teilt er sein Credo mit, wieso Aktien als langfristige Anlage unerreicht sind, und wie die richtigen Aktien gefunden werden. Als "The Einstein of Money" sieht Thiel im zweiten Kapitel Benjamin Graham, der 1949 mit "The Intelligent Investor" (letzte Auflage 2003), ein grundlegendes Buch über Geldanlage verfasste. In Kapitel III geht er der Frage nach, wieso Privatanleger in der Regel deutlich weniger Gewinn erzielen als der Index. In den Kapiteln IV "Know your business well" und V "Future perfect" sieht Thiel beim Kauf einer Aktie die Kenntnis des Unternehmens und seiner Zukunft als wichtig für die Anlageentscheidung an. Dass Immobilien nicht so rentabel und so sicher sind wie allgemein geglaubt, ist Thema des VI. Kapitels. In Kapitel VII wird auf den aktuellen Anlagenotstand ("Sicherheit frisst Rendite") Bezug genommen. Warum "buy and hold" siegt und der aktive Privatanleger meist der Verlierer ist, erfährt man in Kapitel VIII "Always look on the bright side of life". Auf die Problematik des privaten Tradens geht Christian Thiel im IX. Kapitel ein. Persönlich wird es im X. Kapitel. Im Jahr, als er den Index schlug, war Thiels Erkenntnis, dass es "bessere" Aktien gab, als er in seinem Depot hatte. Deshalb stellte er die Frage nach den Gründen von Erfolg und Misserfolg bei Aktienanlage. Die Antwort, die er gibt ist: "Luck" und "Skill". Mit dem Können allein konnte der Index nicht geschlagen werden. Reiner Zufall gehört dazu. Das heißt aber, dass dieses Ergebnis sich aller Wahrscheinlichkeit nicht wiederholen wird. In Kapitel XI betont Thiel, das jeder Geldanleger selbst die Verantwortung für sein Geld übernehmen soll, und macht sechs Vorschläge für die Vorgangsweise. Im finalen Kapitel XII setzt der Autor weiter auf Topaktien, mit denen der Index geschlagen werden soll. Gelingt das nicht, schlägt er vor, das Geld in Aktien-ETFs anzulegen.

Als Conclusio kann festgehalten werden, dass "Schatz, ich habe den Index geschlagen!" mit zwölf kurzweilig geschriebenen Essays zur Geldanlage interessierten Anlegern viel Information, eine Menge Ratschläge und viele Schmankerl liefert. Nicht verhehlt soll allerdings werden, dass eine gewisse Systematik für ein besseres Verständnis hilfreich wäre - und dass der Autor die Anlageberatung in Banken für verbesserungsfähig hält. Zu betonen ist auch, dass Christian Thiel sein Buch offenbar nicht für einen "kleinen" Retail-Bankkunden geschrieben hat, sondern für jene, die Geldanlage in die eigene Hand nehmen können und wollen. Insgesamt ist das Buch mit seinen 224 Seiten (inklusive vielen Fußnoten und Literatur hinweisen) ein interessanter Lesestoff.

Dr. Ewald Judt, Wien

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
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