DIREKTBANKEN

Augsburger Aktienbank - ein Abschied auf Raten

Die Abgrenzung Filialbanken, Direktbanken, Neobanken - in Zeiten, in denen alles immer digitaler und auch so manches Fintech mit Banklizenz immer größer wird, werden auch die Grenzen zwischen diesen Anbietern von Bankdienstleistungen immer fließender. So ist die Anzahl der einstigen Direktbanken immer weiter zurückgegangen. Mit der Augsburger Aktienbank wird Ende kommenden Jahres ein weiteres Urgestein im deutschen Direktbankenmarkt verschwinden.

Ob die AAB nun tatsächlich die erste filiallose Direktbank in Deutschland war, wie sie sich selbst bezeichnet, ist sicher eine Frage der Definition. Auf jeden Fall gehörte die 1963 gegründete Absatz-Kreditbank, später UTB Kreditbank und ab 1986 eben Augsburger Aktienbank zu den ältesten filiallosen Banken in Deutschland - auch, wenn 1986 mit der Umwandlung in eine AG und der Namensänderung auch der Schalterbetrieb im Regionalmarkt Augsburg eröffnet wurde. Der kurze "Insurbank"-Trend in Deutschland, mit dem Ziel, Angebot der Versicherungen um Bankprodukte zu ergänzen, um den Kunden Komplettlösungen anbieten zu können, hat der Bank jedenfalls nicht gut getan. Zwischen 1997 und 2002 firmierte die Bank als "Allianz Vermögens-Bank", bis sie nach dem Verkauf an die LVM Versicherung wieder in Augsburger Aktienbank umbenannt wurde.

Zwei Jahrzehnte lang agierte die Bank "als unabhängiger Spezialist für das Wertpapiergeschäft", wie sie sich selbst bezeichnete, und meldete im Januar 2021 ein Depotvolumen von mehr als 20 Milliarden Euro. Dann begann der Ausverkauf: Das komplette Wertpapiergeschäft wurde im Herbst 2021 an die European Bank for Financial Services GmbH (Ebase) übertragen. Zum Jahreswechsel 2020/2021 erwarben die bisherigen Geschäftsführer die AAB Assets Services und führen den Investment-Spezialisten in Eigenregie fort. Am 31. Januar 2021 folgte der Verkauf des Leasinggeschäfts der AAB Leasing GmbH ("AABL") an PEAC (Germany) GmbH ("PEAC Finance") mit Sitz in Hamburg. Das war ein Abschied auf Raten.

Nachdem im Oktober dieses Jahres bei der Übertragung des Wertpapiergeschäfts an Ebase Vollzug gemeldet worden war, blieb außer dem Girokonto unter Marke Netbank (die ehemalige Direktbank der Sparda-Banken war 2015 übernommen worden) und dem Vertrieb von Konsumentenkrediten nicht viel übrig - zu wenig jedenfalls, um in Zeiten von Negativzinsen ein Geschäftsmodell darzustellen.

Eine echte Überraschung war es also nicht, dass sich für dieses Rumpfgeschäft offenbar kein Käufer fand und somit im November dieses Jahres das endgültige Aus für die AAB nach 60 Jahren am Markt verkündet wurde. Aus Sicht klassischer Direktbanken verschwinden damit Ende 2022 sogar gleich zwei Marken vom Markt: AAB und Netbank. Und das Thema "Insurbank", das nie wirklich ein Erfolgsmodell war, wird ebenfalls zu Grabe getragen. Red.

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