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Augsburger Aktienbank ohne Wertpapiergeschäft

Deutsche Versicherer, so scheint es, werden mit Bank-Töchtern, so sie denn welche haben, nicht glücklich. Das gilt auch für die LVM Versicherung und ihre hundertprozentige Tochter Augsburger Aktienbank, deren Alleinaktionärin die Versicherung aus Münster seit Juli 2002 ist. Bereits im März dieses Jahres wurde über einen möglichen Verkauf der Bank spekuliert.

Dazu ist es nun nicht gekommen. Die Bank steht jedoch vor einer Neuordnung: Das Wertpapiergeschäft der AAB wechselt zur Münchener European Bank for Financial Services GmbH (Ebase). Das Wertpapiergeschäft der AAB, das Depotvolumina von rund 180 000 Kunden in Höhe von etwa 17 Milliarden Euro umfasst, soll bis Mitte 2021 an Ebase übertragen werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Mit dem Kaufvertrag schließen die Vertragspartner zugleich eine langfristige Kooperationsvereinbarung, sodass Kunden der Bank auch weiterhin Wertpapierdienstleistungen angeboten werden können.

Zur Begründung heißt es, als Nischenanbieter sei es für die Augsburger Aktienbank zunehmend schwer geworden, sich in einem konsolidierten Marktumfeld zu behaupten, so Dr. Rainer Wilmink, LVM-Vorstand und AAB-Aufsichtsratsvorsitzender. Das klingt nachvollziehbar, obwohl das Wertpapiergeschäft der Bank sich im ersten Quartal 2020 gut entwickelt hat und das Ordervolumen im Zuge der Corona-Pandemie, auch aufgrund der starken Börsenschwankungen, um das Zwei- bis Dreifache der Vorjahreswerte stieg. Denn Wertpapiergeschäft ist nun einmal Mengengeschäft, in dem Skaleneffekte zählen.

Von der Bank heißt es darüber hinaus, der Margendruck durch das Niedrigzinsniveau, die Kapitalintensität und die regulatorischen Vorgaben im Wertpapierbereich seien "Gründe, warum die Vorteilhaftigkeit der Beteiligung von der Aktionärin langfristig infrage gestellt wird." Der Verkauf des Wertpapiergeschäfts, von der LVM damit begründet, dass man sich stärker auf das Kerngeschäft als Versicherer konzentrieren wolle, ist deshalb nur der Ausgangspunkt für eine Neustrukturierung der Geschäftsfelder der Augsburger Aktienbank.

Wohin genau die Reise gehen wird, wird bislang nicht umrissen. Es ist aber gut möglich, dass für die Bank ein neuerlicher Namenswechsel ansteht. Denn für eine Bank, die das Wertpapiergeschäft nur noch als Vertriebspartner einer anderen Bank betreibt, wäre der Name "Aktienbank" doch eher irreführend. Mit Umfirmierungen hat die eigenen Angaben zufolge als erste filiallose Direktbank in Deutschland im Januar 1963 unter dem Namen Absatz-Kreditbank, später UTB Kreditbank, gestartete Bank bereits Erfahrungen. 1986 erfolgte die Namensänderung in Augsburger Aktienbank. Zwischen 1997 und 2002 firmierte die Bank als Teil des Allianz-Konzerns als Allianz Vermögens-Bank, was nach dem Verkauf an die LVM wieder rückgängig gemacht wurde.

2015 hat die Augsburger Aktienbank AG die Netbank - ehemals die Direktbank einiger Sparda-Banken - übernommen. Beide Institute fusionierten am 1. Juli 2016, seitdem wird die Marke Netbank als Marke der AAB fortgeführt. Somit wäre es unter Umständen denkbar, die Bank nach dem Verkauf des Wertpapiergeschäfts in Netbank umzufirmieren - oder diese Marke zumindest im Marktauftritt in den Vordergrund zu stellen. Vorstellbar wäre natürlich auch, die Marke LVM in den Namen der Bank aufzunehmen, wie es seinerzeit zu Allianz-Zeiten der Fall war. Angesichts der Tatsache, dass die Bank ihre Konzernunabhängigkeit betont, aufgrund derer sie ihre Kunden frei von Provisionsinteressen beraten könne, scheint diese Option jedoch wenig zielführend. Red. Standortpolitik

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