Digital Natives

Comeback der Telefonberatung?

Quelle: pixabay

"Ropo" lebt: Obwohl das Internet als Informationsquelle zu Finanzprodukten immer wichtiger wird, zieht es die meisten Deutschen für den Abschluss in eine Bankfiliale. Ob Festgeldkonto, Baufinanzierung oder Wertpapier - bei allen Anlageprodukten steht der persönliche Bankberater als "Abschluss kanal" an erster Stelle - auch bei jungen, online-affinen Deutschen unter 35 Jahren. Das zeigt die Postbank Digitalstudie 2018, für die etwa 3000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt wurden. 80 Prozent der 18- bis 34-Jährigen würden demnach eine Bankberatung in Anspruch nehmen, wenn sie sich demnächst über ein Bankprodukt ausführlicher informieren wollen. In der Altersgruppe 35 plus sind dies nur 76 Prozent.

Dieser Unterschied liegt der Studie zufolge nicht etwa in mangelndem Wissen der Jüngeren. Denn sowohl junge als auch ältere Deutsche bescheinigen sich jeweils zu etwa 40 Prozent ein gutes oder sogar sehr gutes Wissen über Anlagethemen, wobei sich Männer für kompetenter halten als Frauen. Sondern die Studie macht die Ursache in unterschiedlichen Verhaltensmustern aus. "Junge Menschen nutzen das Internet wie selbstverständlich, um sich einen Überblick über ein Thema zu verschaffen, bevorzugen bei wichtigen Entscheidungen aber den direkten Austausch mit fachlich kompetenten Personen - und das mehr noch als ältere Generationen", sagt Thomas Mangel, Chief Digital Officer der Postbank. Das zeigt sich auch in dem Ergebnis, dass sich 81 Prozent der jungen Deutschen mit Familie oder Freunden über Geldanlageprodukte austauschen, während dies nur 59 Prozent der Älteren tun.

An dieser Stelle könnte für Banken und Sparkassen enormes Potenzial schlummern. Denn wenn gerade die jüngeren Kunden nicht nur ihrer Unerfahrenheit wegen beratungsaffin sind und wenn es gelingt, sie mit Beratungsangeboten zu überzeugen, dann werden die sogenannten "Potenzialkunden" auch dann wiederkommen, wenn die mit der Beratung verbundenen Ertragspotenziale in Zukunft größer werden.

Es scheint sich also zu lohnen, sich um die bis zu 34-Jährigen ganz besonders zu bemühen, die zu 72 Prozent (und damit überdurchschnittlich stark) ihrer Hausbank vertrauen. Dieses Vertrauen muss freilich gerechtfertigt werden.

Es muss aber nicht immer nur die Beratung in der Filiale sein. Für die Digital Natives haben auch Blogs und Foren eine überdurchschnittliche Bedeutung bei der Information über Finanzprodukte. Und auch die gute alte telefonische Beratung scheint in dieser Kundengruppe ein Comeback zu erleben. Red.

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