Sparkassen

Digital und stationär gefordert

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

"Das Geschäftsmodell der Sparkassen ist zukunftsfähig, wenn es uns gelingt, sowohl persönlich als auch digital Spitzenleistungen zu erbringen." Mit dieser Vorgabe hat Günter Högner die Latte ziemlich hoch gelegt. Denn als digitaler Vorreiter hat man die öffentliche-rechtliche Bankengruppe bislang noch nicht so wirklich wahrgenommen, trotz der Sparkassen-App, die nach eigenen Aussagen von S-Verantwortlichen die beliebteste Banken-App ist, was bei einem Marktanteil von nahezu 50 Prozent im Privatkundengeschäft aber nicht wirklich überraschen kann.

In einem hat der Vorstandsvorsitzende der Naspa aus Wiesbaden aber sicherlich recht: Seine Institutsgruppe muss einen nicht ganz einfachen Spagat bewältigen: Während Kunden bei einer ING-Diba beispielsweise mit perfekt funktionierenden Systemen, schnellen Zusagen und Entscheidungen mehr als zufrieden sind und sich auch über lästige Werbebriefe nicht aufregen, würde niemals einer erwarten, dass die orangenen Holländer auch physisch bei Problemlagen vor Ort zu Hilfe eilen.

Genau das wird aber von den Sparkassen verlangt. Sie sollen bitte schön weiterhin überall in der Republik in jedem Dorf mit einer Filiale vertreten sein und gleichzeitig ein vollumfängliches digitales Banking anbieten. Kann das dauerhaft funktionieren?

Es muss wohl, denn die Umerziehung der Kunden, gerade bei der Klientel der Sparkassen von ganz jung bis ganz alt, ist nicht leicht und dauert vor allem lange Zeit. Die Naspa jedenfalls erreicht ihre Kunden immer seltener über die Filiale. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist ihre Webseite 20,4 Millionen Mal aufgerufen worden, 21 Prozent öfter als noch 2016, die Zahl der registrierten Online-Banking-Nutzer stieg binnen Jahresfrist um rund neun Prozent auf 173 000. Gemessen an der Zahl der Privat- und Firmenkonten von rund 350 000 klingt das recht ordentlich.

Die Naspa-Internetfiliale ist ebenfalls seit 2017 online und ermöglicht einfache Bankdienstleistungen wie Kontoeröffnung, Wechsel der Kontomodelle oder Kreditkartenbestellungen direkt von überall über mobile Endgeräte oder PCs.

Es ist also kein Wunder wenn der Vorstandsvorsitzender der Naspa, immerhin eine der zehn größten Sparkassen Deutschlands, über das Filialnetz nachdenken muss. Allein für Investitionen und Renovierungen der aktuell noch 109 Finanz- und Servicecenter, der 15 Private-Banking-Center, der drei Firmenkunden-Center, der sieben Finanzierungs-Center und der 33 SB-Center müssen jedes Jahr zwischen vier und fünf Millionen Euro aufgewendet werden. Werden die Niederlassungen an dem einen oder anderen Standort von den Menschen nicht mehr in auskömmlichem Maße angenommen, müssen diese geschlossen werden, allen politischen Widerständen zum Trotz.

Die Kunden haben es selbst in der Hand, mit ihren Filialbesuchen die Zukunftsfähigkeit eines Standortes zu sichern. Aber es ist ähnlich wie im Handel, wo alles online oder in den großen Malls gekauft wird und man sich dann beschwert, dass es keinen Lebensmittelladen, keinen Metzger und keinen Bäcker mehr im Dorf gibt. Filialen sind auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung, Schließungen, wie von Högner angekündigt, müssen vollzogen werden.

2017 steht für die Naspa ein leicht gestiegener Jahresüberschuss von 52,3 Millionen Euro zu Buche. Dieser resultiert aber hauptsächlich aus einem spürbar gesunkenen Bewertungsergebnis (23,2 nach 39,1 Millionen Euro) sowie der vor einigen Jahren erfolgten Auslagerung der Pensionsverpflichtungen, ohne die "das Ergebnis spürbar schlechter ausgefallen wäre", wie Högner sagte. Der Zinsüberschuss ist erwartungsgemäß um sechs Millionen auf 240 Millionen gesunken, die Provisionen konnten leicht gesteigert und die Aufwendungen um rund sieben Millionen Euro auf 193 Millionen Euro gesenkt werden. P.O.

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