GESCHÄFTSSTELLE

Finanzpunkt macht Schule

Stelen vor den Finanzpunkten zeigen die beiden Marken, Foto: Taunus Sparkasse

Das Bank-Sharing-Prinzip, das Frankfurter Volksbank und Taunussparkasse im Herbst 2019 der Öffentlichkeit vorgestellt hatten, war vielleicht keine Verzweiflungstat, aber doch ein vielleicht letzter Versuch, die Präsenz in der Fläche dort zu erhalten, wo sich der Betrieb einer Filiale für jedes einzelne Institut nicht mehr gelohnt hätte. Bis Ende 2021 sollten alle 26 für die Kooperationsfilialen identifizierten Standorte eröffnet werden, in denen beide Institute nicht nur SB-Service, sondern jeweils abwechselnd zweimal pro Woche auch persönlichen Service und Beratung bieten. Trotz Corona-Pandemie hielten die Partner an diesem Plan nicht nur fest. Sondern er wurde sogar vorzeitig umgesetzt. Am 11. März konnte mit Eröffnung des 26. "Finanzpunkts" Vollzug gemeldet werden.

Eine Idee erobert Deutschland Quelle: Taunus Sparkasse, Frankfurter Volksbank

Weil es mit der Umsetzung so rasch voranging, haben Eva Wunsch-Weber, die Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank, und Oliver Klink, Vorstandsvorsitzender der Taunussparkasse, auch bereits Zahlen zur Akzeptanz und Nutzung der Finanzpunkte vorlegen können. Eine Kundenbefragung zeigt demnach, dass 85 Prozent der Kunden sich freuen, Volksbank und Sparkasse auch weiterhin vor Ort vorzufinden. Drei Viertel der Finanzpunkt-Kunden können die Idee gut nachvollziehen. Und sieben von zehn haben mit Freunden und Bekannten darüber gesprochen. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit ist hoch: Alle Mitarbeiter in den Finanzpunkten würden ihren Kollegen empfehlen, dort zu arbeiten.

Bei den Bürgermeistern ist die Zustimmung ebenfalls ungeteilt. Sie alle finden die Gemeinschaftsfilialen wichtig für Standortqualität und Wohnattraktivität der jeweiligen Gemeinden. Enttäuscht sind nur die Bürgermeister derjenigen Gemeinden, in denen es keine klassische Filiale mehr gibt und auch kein Finanzpunkt eröffnet wurde. Noch immer gehen fast im Wochenrhythmus Anfragen nach der Möglichkeit einer solchen Eröffnung bei Volksbank oder Sparkasse ein. Ihnen sagt Oliver Klink: "Finanzpunkte können die lokale Infrastruktur mit einem Mix aus Einzelhandel, Ge werbe und Handwerk stützen, aber leider eben nicht reaktivieren. Nur in Ortschaften, in denen ein Bäcker, ein Metzger und Einzelhandel vorhanden sind, ... macht auch ein Finanzpunkt Sinn".

Warum das so ist, lässt sich an den vorgelegten Zahlen ablesen, die für eine starke Nutzung der Bank-Sharing-Filialen durch Gewerbekunden sprechen: 90 Prozent der Gewerbekunden finden den Finanzpunkt wichtig für die Attraktivität der Gemeinde, 83 Prozent waren schon einmal dort. Und die Hälfte aller Bargeldeinzahlungen erfolgt durch Geschäftskunden und Gewerbetreibende.

Insgesamt wurden an den 26 Standorten bis Mitte März bereits 400 000 Bargeldein- und Auszahlungen vorgenommen. Pro Tag werden im Schnitt 30 Serviceanliegen erledigt und finden vier Beratungsgespräche statt. 1,2 Produktabschlüsse kommen täglich zustande. Damit übersteigen Kundenfrequenz und Kundenzufriedenheit trotz der Corona-Pandemie die Erwartungen. Ein Stück weit, so Eva Wunsch-Weber, waren die Finanzpunkte während der Pandemie sogar gegenüber klassischen Filialen im Vorteil, weil hier das Abstandhalten einfacher fällt als in größeren Standorten mit mehr Mitarbeitern und Kundenfrequenz.

In der Branche ist das Finanzpunkt-Konzept als Gegenmodell zum Filialkahlschlag in der Fläche von Anfang an auf großes Interesse gestoßen - zumal das Konzept als offene Initiative gedacht ist. Jedes Institut aus den beiden Verbünden kann mitmachen beziehungsweise es für eine eigene Kooperation mit dem jeweiligen Wettbewerber vor Ort adaptieren. Jetzt machen Finanzpunkte tatsächlich Schule. In Weiden/Oberpfalz wurde ein Finanzpunkt von der Raiffeisenbank Oberpfalz Nordwest und Sparkasse Oberpfalz Nord bereits eröffnet. Im baden-württembergischen Tauberfranken soll es ebenfalls einen geben. Zehn weitere Institute aus ganz Deutschland haben Interesse an dem Konzept gezeigt, die Blaupause zu übernehmen, die bereits den Landes- und Bundeskartellbehörden, aber auch Bundesbank und BaFin bekannt sind und auch von Anfang an so konzipiert wurden, dass sie ohne weitere Prüfungen für alle Institute offen sind. Auch die eigens geschaffene Marke Finanzpunkt kann genutzt werden. Red.

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