PRIVATKUNDENGESCHÄFT

Flucht vor den Sparkunden

Screenshot aus der "Sinnvoll-Sparen"-Kampagne von Rabodirect 2018, Foto: Rabodirect

Nach neun Jahren in Deutschland ist Schluss. Mit Blick auf die anhaltend negative Marktlage, wie es offiziell heißt, beendet die niederländische Rabobank Gruppe ihren Ausflug ins deutsche Privatkundengeschäft. Ein passender Käufer für die Direktbankmarke Rabodirect konnte nicht gefunden werden. Deshalb wird Rabodirect zum Jahresende hin schließen. Das Firmenkundengeschäft (Whole sale Banking), in dem die Bank seit 1984 im deutschen Markt tätigt ist, ist von dieser Entscheidung nicht betroffen. Hier sieht die Rabobank in Deutschland nach wie vor Wachstumspotenzial und wird ihre Produkte und Finanzierungen mit Fokus auf den Lebensmittel- und Agrarsektor weiterhin anbieten.

Als die Niederländer Rabodirect im Juni 2012 in Deutschland starteten, war der Wettbewerb um die Einlagen deutscher Sparer noch hoch. Der große deutsche Markt galt als begehrt, um sich dort zu refinanzieren. Damals positionierte sich Rabodirect mit aufmerksamkeitsstarken TV-Kampagnen, in denen bewusst mit Holland-Klischees gespielt wurde. Der humorvolle Stil des Auftritts wurde auch später beibehalten, die Bank positionierte sich allerdings verstärkt als nachhaltiger Sparspezialist in Deutschland.

Der Erfolg - derzeit zählt Rabodirect in Deutschland gut eine Viertelmillion Privatkunden mit einem Anlagevolumen von über mehr als 8 Milliarden Euro - wird den Niederländern nun in Zeiten von Negativzinsen zur Last. In Zeiten, in denen Einlagen für Banken mindestens teilweise zum Problem werden, sind die Sparguthaben auf den Konten der Niederländer im Heimatmarkt vermutlich mehr als genug. Den großen deutschen Einlagemarkt braucht es da bestimmt nicht mehr.

Damit steht die Rabobank nicht allein. Bereits im März dieses Jahres hatte die ING angekündigt, sich zum Jahresende 2021 vom Privatkundengeschäft in Österreich zu trennen und Anfang Juni zunächst Beziehungen zu solchen Kunden zu beenden, die ausschließlich Sparkonten bei der ING Österreich führen. Zur Begründung hieß es, die Bank habe sich in Österreich in den letzten Jahren über den Ausbau ihres Produktangebots als digitale Hausbank aufgestellt. Sie sei aber historisch über Sparkunden gewachsen, weshalb Spareinlagen heute den mit Abstand größten Anteil an ihrem Portfolio ausmachten. 2020 zählte die ING in Österreich rund 550 000 Privatkunden, davon 50 000 Hausbankkunden, die neben dem Girokonto mit regelmäßigem Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen. Red.

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