Mitarbeiter

Gelangweilte Banker?

Anteil langweiliger Arbeit nach Tätigkeitsbereichen (Angaben in Prozent) Quelle: Plenum

"400 Millionen Stunden Langeweile in deutschen Banken", lautet der Titel einer Pressemitteilung der Plenum AG. Das muss jeden erstaunen, der verfolgt, wie viele verschiedene Themen die Branche umtreiben. Und bei all den Bemühungen zur Kosteneffizienz soll es noch Mitarbeiter geben, die nicht genügend zu tun haben?

Doch so ist die Überschrift - zweifellos ein gutes Beispiel dafür, wie sich Aufmerksamkeit wecken lässt - gar nicht gemeint. Sondern es geht um Automatisierungspotenziale. Eine Milliarde Arbeitsstunden, so wird vorgerechnet, leisten die Mitarbeiter in deutschen Banken pro Jahr. 40 Prozent davon sind langweilige Rou-0tineaufgaben, die größtenteils automatisiert werden könnten, insbesondere im Backoffice. Dort könnten fast 60 Prozent der Tätigkeiten ohne Qualitätsverlust oder sogar mit Qualitätsverbesserungen von Softwarerobotern übernommen werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine zweistufige Expertenbefragung der Plenum AG Management Consulting.

Nimmt die Routine überhand, so wird argumentiert, kann das die Mitarbeiter krank machen. Von "Boreout-Syndrom" wird gesprochen, wenn ein fortdauerndes Gefühl der Unterforderung beispielsweise Depressionen verursachen. Mindestens aber droht die Motivation nachzulassen. Ob das immer so ist, sei einmal dahingestellt. Nicht jeder Mitarbeiter ist vermutlich für anspruchsvolle, abwechslungsreiche Aufgaben gemacht. Nicht jeder ist ein talentierter Berater/Verkäufer, nicht jeder kann in agilen Teams Wichtiges für den digitalen Wandel beitragen oder sich in der Compliance mit kniffligen juristischen Fragestellungen befassen. Nicht jeder, der eher Routineaufgaben erledigt, wird deshalb damit unzufrieden sein.

Wie lange es sich die Kreditwirtschaft leisten kann, Tätigkeiten, die sich ebenso gut automatisieren lassen, von Mitarbeitern erledigen zu lassen, ist eine ganz andere Frage. Arbeitsplatzabbau durch Automatisierung ist deshalb kein unrealistisches Szenario. Im Backoffice, so rechnet Plenum vor, könnte Robotics-Software 58 Prozent der Tätigkeiten erledigen. Im Kundenservice sind es 54 Prozent, in der Buchhaltung 53 Prozent. Über alle Aufgabenfelder hinweg wären 32 Prozent aller heute geleisteten Arbeitsstunden durch Software-Robotics zu ersetzen.

Natürlich wird immer wieder beteuert, dass Automatisierung nicht unbedingt gleichbedeutend mit Arbeitsplatzabbau sein muss, weil die IT-Unterstützung Freiräume für anspruchsvollere Tätigkeiten schafft. Doch nicht immer werden es die gleichen Mitarbeiter sein, die diese spannenderen Aufgaben erledigen können. Zudem werden diese Tätigkeiten im Zuge der Digitalisierung eher nicht im gleichen Maße zunehmen, wie Prozessautomatisierung Arbeitsstunden überflüssig macht. Statt Langeweile ist somit in einigen Bereichen womöglich eher Sorge um den eigenen Arbeitsplatz angesagt.

Am sichersten fühlen dürfen sich die Mitarbeiter im Vertrieb und im Controlling. Dort sind der Studie zufolge nur 36 Prozent der Tätigkeiten automatisierbar, im Personalbereich 37 Prozent. Weniger ist es nur auf der Vorstandsebene. Doch selbst dort kommt die Untersuchung noch auf eine Quote von 12 Prozent. Red.

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