Digitalisierung

Kontowechsel auf Knopfdruck

Die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung ist für Deutsche höher als die eines Kontowechsels, hat das Berliner Start-up-Unternehmen Fin Reach GmbH herausgefunden. Oftmals unterscheiden sich die Angebote schließlich nur geringfügig - nicht genug jedenfalls, dass Kunden den damit verbundenen Aufwand in Kauf nehmen.

Dies gilt zwar vor allem in anderen Ländern Europas, weshalb sich der europäische Regulator der Frage angenommen hat, um den Wettbewerb zu fördern. Doch auch in Deutschland decken die von fast allen Kreditinstituten angebotenen Kontowechselservice noch nicht jeglichen Aufwand ab. Den Arbeitgeber etwa muss der Kunde in der Regel schon noch selbst informieren.

Noch bevor die gesetzliche Vorgabe greift, hat sich - wieder einmal - die Fintech-Szene der Thematik angenommen. Die Berliner Fin Reach GmbH etwa verspricht den kompletten Kontowechsel per Tablet oder Smartphone innerhalb von fünf Minuten. Die Anwendung erkennt alle Lastschriftenempfänger, Zahlungseingänge und Daueraufträge, sodass der Kunde in einem schlanken Prozess alle relevanten Vorgänge auf das neue Konto überführen und alle Zahlungsempfänger und -absender über die neue Bankverbindung informieren kann.

Die Commerzbank hat sich mit einer vergleichbaren Lösung mit dem Start-up-Unternehmen Fino Digital zusammengetan. Ihre neue Kontowechsel-App, die für iOS- und Android-Geräte nutzbar ist, soll es Neukunden ersparen, typische Zahlungspartner wie Arbeitgeber, Vermieter, Versicherungen, Telefonanbieter oder Energieversorger selbst zu informieren und die entsprechenden Kontaktdaten zu recherchieren. Hat die App alle Zahlungspartner ermittelt, bestätigt der Kunde diese, und die entsprechende Information wird versandt. Nach Abschluss erhält der Kunde per Mail eine Nachricht, dass der Kontowechsel erfolgreich war und sämtliche Anschreiben noch einmal als digitale Kopie folgen.

Für Kunden, die einen Kontowechsel in Erwägung ziehen beziehungsweise ihn bereits in die Wege geleitet haben, sind solche Lösungen ohne Zweifel charmant. Unter den Motiven für einen Bankwechsel beziehungsweise die Entscheidung für diese oder jene Bank dürften sie gleichwohl eine eher untergeordnete Rolle spielen - selbst dann, wenn sie aktiv beworben werden. Das gilt nicht zuletzt deshalb, weil die Halbwertzeit für die Differenzierung vom Wettbewerb über solche Innovationen angesichts der Dynamik im Markt außerordentlich kurz ist. Die rasche Verbreitung von Angeboten in Sachen persönliche Finanzplanung/digitales Haushaltsbuch oder auch der Online-Identifikation per Videochat als Alternative zu Postident beweisen das eindrucksvoll. Ein neuer Boom beim Wechsel von Bankbeziehungen ist deshalb auch durch Apps wie die der Commerzbank eher unwahrscheinlich. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X