KREDITGESCHÄFT

Kreditbanken pochen auf digitalen Kredit

Was der Bankenfachverband am 26. August zu berichten hatte, ist keine echte Überraschung: Das Kreditgeschäft der auf Finanzierungen spezialisierten Banken in Deutschland ist in der ersten Jahreshälfte 2020 insgesamt zurückgegangen. Im Privatkundengeschäft hatten die Kreditbanken einen Rückgang des Neugeschäfts um 7,3 Prozent zu verbuchen, in der Händlereinkaufsfinanzierung fiel er mit 28,8 Prozent erwartungsgemäß drastisch aus. Die Finanzierungen mobiler Investitionsgüter an Unternehmen gingen dagegen um 3,2 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro vergleichsweise moderat zurück. Dass der Kreditbestand im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dennoch um 3,5 Prozent auf 172,4 Milliarden Euro gestiegen ist, ist dazu nur scheinbar ein Widerspruch, macht sich hier doch das gute Kreditgeschäft in der zweiten Jahreshälfte 2019 sowie zum Jahresbeginn vor dem Lockdown bemerkbar.

Das rückläufige Neugeschäft ist vielleicht mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu betrachten: Natürlich stützen Finanzierungen nachhaltig den privaten Konsum sowie gewerbliche Investitionen und sind daher bedeutsam für die konjunkturelle Entwicklung. Dass sich Unternehmen wie auch Privatkunden in unsicheren Zeiten bei einer Neuverschuldung zurückhalten, ist jedoch auch ein gutes Zeichen und spricht für verantwortungsvolles Handeln.

Zugelegt hat in der Corona-Krise der Kreditabschluss über das Internet. Die Kreditbanken haben ihre Vergabe von Online-Konsumentenkrediten um 13,9 Prozent ausgeweitet, das Online-Kreditvolumen im Neugeschäft betrug 6,2 Milliarden Euro. Fast jeder vierte neue Kreditvertrag kam online zustande. Damit hat die Epidemie den ohnehin seit Jahren zu beobachtenden Trend in Richtung Online-Kreditabschluss nochmals beschleunigt.

Damit rückt allerdings auch ein langjähriges Anliegen des Bankenfachverbands noch stärker als bisher in den Vordergrund, nämlich die Abschaffung des Schriftform-Erfordernisses für Kreditverträge. "Der Lockdown hat uns vor Augen geführt, wie wichtig digitale Optionen für Geschäftsabschlüsse sind", sagt Jens Loa, Geschäftsführer des Bankenfachverbands. Vielleicht hat der deutsche Gesetzgeber nun endlich ein Einsehen und macht sich auf, diese deutsche Besonderheit zu streichen, die nicht nur nach europäischem Recht gar nicht erforderlich ist, sondern überdies den Ratenkredit gegenüber dem Ratenkauf beim Händler schon seit Jahren im Wettbewerb benachteiligt. Gar so schnell wird das allerdings wohl nicht gehen - dafür ist durch Corona zu viel liegengeblieben, was jetzt Stück für Stück nachgeholt werden muss. Vor der nächsten Bundestagswahl wird es also vermutlich nichts mehr werden. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X