PREISPOLITIK

Pockid lässt Eltern für Jugendkonto zahlen

Foto: Pockid

Wenn Fintechs oder "Neobanken", wie sie sich neuerdings gerne nennen, mit einem neuen Konto an den Start gingen, versuchten sie anfangs, mit dem Verzicht auf eine Kontopauschale zu punkten. Auch heute noch gibt es solche Angebote. Dennoch stehen auch bei den Fintechs die Zeichen nicht mehr eindeutig auf der Gratiskultur. Das macht das 2020 in Hamburg gegründete Fintech Pockid mehr als deutlich, das seit April mit zwei Kontoangeboten speziell für die Generation Z, also Kinder und Jugendliche an den Start gegangen ist (siehe hier).

Was die Preisgestaltung angeht, differenziert sich diese Neobank, übrigens ein registrierter E-Geld-Agent der PPS EU SA mit Zulassung der Belgischen Nationalbank, gewissermaßen negativ von klassischen Banken und Sparkassen. Während bei diesen trotz des marktweiten Trends weg vom Gratiskonto die Girokonten für Kinder und Jugendliche üblicherweise immer noch gebührenfrei angeboten werden, heißt es bei Pockid zum Thema Kosten: "Wenn das Produkt umsonst ist, bist du das Produkt."

Bei einem Geschäftsmodell, das sich bislang ausschließlich an Kinder und Jugendliche richtet, ist es natürlich naheliegend, das Konto für diese Zielgruppe nicht ohne Kontoführungsgebühr anbieten zu können. Ob man damit ausreichend Kunden überzeugen kann, sei einmal dahingestellt - auch wenn das Unternehmen darauf hinweist, dass die Kontoführungsgebühr bei Nutzern unter 18 Jahren von den Eltern zu tragen ist.

In Sachen Preistransparenz besteht mit Sicherheit noch Luft nach oben. In der Pressmitteilung zum Start ist von Kontoführungsgebühren "ab 2,99 Euro" pro Monat die Rede. Bei der Beschreibung der beiden Kontomodele Neo Beginner mit Guthaben- und monatlichem Ausgabenlimit von 150 Euro und Neo Pro ohne Limits und mit der Möglichkeit, Überweisungen zu tätigen, und auch sonst auf der Website sucht man Angaben zu den Kontopreisen vergeblich. Zum Modell Neo Beginner gibt es lediglich die Information, das Konto koste "weniger als die Spotify-Monatsgebühr", Neo Pro wird als "günstiger als ein monatliches Netflix-Abo" beschrieben.

Aus Marketinggesichtspunkten ist der Vergleich mit Diensten, für die die Nutzer (beziehungsweise ihre Eltern) ganz selbstverständlich eine monatliche Gebühr bezahlen, vielleicht nicht einmal verkehrt. Zumindest die Elterngeneration, die die Kontoführungsgebühr bezahlen soll, ist vermutlich doch noch mit einem anderen Denken aufgewachsen und möchte vor einer Registrierung wissen, wie hoch genau die jeweiligen Kosten sind, die offenbar erst nach einer Registrierung offengelegt werden.

Für Verbraucherschützer ist ein solches Gebaren auf jeden Fall ein Betätigungsfeld - gerade weil es um junge Leute geht, die noch wenig Erfahrung haben. Eine klassische Bank oder Sparkasse dürfte sich eine solche Geheimniskrämerei bei den Konditionen nicht erlauben. Das Gleiche sollte dann auch für "Neobanken" gelten. Red.

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